12. Via Regia Cup, Reichenbach: Leipziger Jens Riedel und Leo Schwarze nutzen fünften Matchball in hochklassigem Finale!

Der älteste Bouleverein Deutschlands?  Nein, die Jahreszahl verweist auf eine Schlacht Napoleons genau an diesem Ort...
Der älteste Bouleverein Deutschlands? Nein, die Jahreszahl verweist auf eine Schlacht Napoleons genau an diesem Ort…

Bereits zum 12. Mal wurde der Via Regia Cup ausgetragen und gehört damit zu den traditionsreichsten Veranstaltungen im PV Ost-Land. Auf der Siegerliste befinden sich illustre Namen, die unsere Verbandsgeschichte prägten, von denen sich aber einige offenbar schon von der großen Bühne verabschiedet haben. Was ist zum Beispiel aus den Nordhäusern Peter Mehne und Sebastian Eberhardt geworden, die hier 2007 siegten? (Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=R-xjZl7W1Gg) Oder aus Ex-DM Teilnehmer Konrad Loetzsch (Dresden), der hier 2008 zusammen mit seinem damaligen Vereinskameraden Bastian Wienrich erfolgreich war?

Leider endgültig von uns gegangen ist der Nabouleon-Spieler Steffen Maywald, der vor etwa einem Monat im Alter von 49 Jahren plötzlich verstarb. Die versammelte Boule-Gemeinde widmete ihm eine Gedenkminute, und auf jeden Fall werden wir alle, die wir ihm in der Vergangenheit auf den Boule-Plätzen begegnen durften, ihn in angenehmer Erinnerung behalten und vermissen.

Zum Turnier hatten 21 Doublettes gemeldet, gespielt wurde Maastrichter System, mit drei Qualifikationsrunden und anschließender Aufteilung in die Turniere A, B und C. Die Titelverteidiger Albert Wendt (Dresden) und Bastian Wienrich (Horken-Kittlitz) schafften es diesmal nur bis ins Viertelfinale, dort unterlagen sie weiteren Dresdnern: Alberts Sohn Richard und Patrick Lehmann, einem der Via-Regia-Champions der vergangenen Jahre.

Im Finale standen Patrick und Richard dann Jens Riedel (Leipzig) gegenüber, der das Turnier 2010 an der Seite von Veikko Dähne (Halle) gewonnen hatte. Er spielte diesmal zusammen mit Leo Schwarze, einem der neuen Shooting-Stars des Pastis-Clubs. Nachdem Patrick und Richard zwischenzeitlich schon mit 9:5 in Führung gegangen waren, gelang es dann den Leipzigern wieder, das Rennen offen zu gestalten…

Es steht 10:10, Patrick spielt aus. Die ersten vier Legkugeln machen jeweils den Punkt, dann unterläuft Richard ein Fehlschuss, den er umgehend korrigiert. Nun unterlaufen Jens zwei Fehlschüsse in unmittelbarer Abfolge. Es verbleiben zwei Legkugeln, sie landen allesamt zu kurz. Aber auch Patrick und Richard können mit ihren letzten Kugeln nichts ausrichten – neuer Spielstand 11:10.

Nun legt Patrick die Kugel 30 cm vor die Sau. Leo legt zwei Meter zu lang, doch Jens entscheidet sich trotzdem für den Schuss. Er trifft die Kugel genau oben auf den Kopf, sie ruckelt geräuschvoll weg. Erst im zweiten Versuch kann Patrick wieder für Punkt legen, und Leo legt anschließend besser. Richard trifft im zweiten Versuch. Wieder hält Leo dem Druck stand und macht souverän den Punkt.

Richard schießt trotz Kugelnachteil mit der letzten Kugel – und „locht“! Der alles entscheidende Fehler? Jens hat 1 m 50 Platz, doch er lässt Gnade vor Recht ergehen: Nur eine seiner beiden Kugeln findet das Ziel – 11:12!

Der erste Matchball ist vergeben, immer mehr Zuschauer umsäumen den Finalplatz. Es herrscht eine atemlose Spannung, doch Leo lässt sich dadurch nicht im geringsten beunruhigen. Zielsicher steuert seine Kugel direkt an die Sau, und Richard trifft erst im zweiten Versuch, dafür aber mit einem Carreau „presque sur place“. Nun ist Leo doch etwas beeindruckt, er legt zu kurz, bevor Jens in den Ring steigt…

Er kontert – mit einem Carreau „exactement sur place“! Davon lässt sich nun wiederum Patrick herausfordern, er legt die Kugel 30 cm vor die Sau und macht den Punkt. Diese Kugel schießt Jens umgehend weg, aber Patricks Legeinsatz ist wieder erfolgreich. Nun ist Jens wieder an der Reihe, es gelingt ihm ein „presque sur place“, vier Kugel zählen in diesem Moment für die Leipziger!

Aber Patrick legt in stoischer Gelassenheit die wiederum gleiche Kugel, und jetzt sind Jens‘ Schießkugeln aufgebraucht. Leo legt – leider zu lang. Richard hat die Chance, das Match jetzt zu entscheiden, doch er legt… zu kurz!

12:12, und als sollte die Spannung noch bis ins schier Unermessliche gesteigert werden, folgt nun nicht einmal die letzte Aufnahme. Nein, ein Richard-Schuss knockt die Sau ins Aus, es kommt erneut zum Auswurf…

Das Cochonnet landet auf 9 m, es geht bergab. Patricks Kugel bleibt etwa 25 cm hinter dem Ziel liegen. Kein einfacher Schuss, aber Jens trifft Eisen, und seine Kugel macht knapp zwei Meter vom Schweinchen entfernt den Punkt. Patrick legt nun etwas unpräzise, verbessert Jens‘ Kugel aber um gut einen Meter. Das kann Leo toppen: Seine Kugel liegt 30 cm rechts von der Sau. Nun wird Richard nervös, er schießt zweimal neben die Kugel und zielt dann auch auf die Sau vergebens. Das war’s!

War’s das? Patrick hat noch einen Pfeil im Köcher, und statt zu resignieren, vollführt er nun den in dieser Situation einzig noch möglichen Wurf mit Erfolgsaussichten: Hochportée und seine Kugel legt sich zwischen Sau und gegnerischer Kugel. Der Siegpunkt ist da, aber der Gegner hat noch drei Kugeln!

Unglaublich, aber Jens‘ Schüsse verfehlen ihr Ziel zweimal knapp. Die allerletzte Kugel muss nun entscheiden…

Leo legt – hoch hinein, und seine Kugel klatscht gegen das gegnerische Eisen, drückt es weg und bleibt genau an der gleichen Stelle liegen. Ein Legschuss „sur place“ – ungewöhnliches und spektakuläres Ende für ein hochklassiges Finale!

Aber auch die Preise in Reichenbach sind hochklassig – wie immer höchst originell und innovativ. Die Älteren unter der Boulegemeinde erinnern sich vielleicht noch an den Baumquerschnitt mit eingepresster Boulekugel, gleich bei der ersten Austragung 2003. Dann gab es u.a. noch einen Spiegel mit der Aufschrift „So sehen Sieger aus!“ (2007), eine Holzplatte mit silberner Miniatur-Kugel in der Mitte (2008) und mit Gravierungen versehene Magneten (2010). Nun also Glaskugeln in den verschiedensten Farben, in denen man sein erfolgreiches Gesicht spiegeln kann. Und 2015? 2016? Die Vorfreude auf weitere Kunstschätze sollte eigentlich Grund genug sein, um jegliche Bedenken gegen eine lange Anfahrt zum östlichsten deutschen Bouleverein in den Wind zu streuen!

Sieger: Jens Riedel/Leo Schwarze (Leipzig)

Finalisten: Patrick Lehmann/Richard Wendt (Dresden)

Halbfinalisten: Tangi Andro/Mathias Häusler (Dresden) ; Dana Unger/“Frenzy“ (Halle)

Viertelfinalisten: Bastian Wienrich/Albert Wendt (Horken-Kittlitz/Dresden) ; Bernd Stracke/Peter Donath (Horken-Kittlitz) ; Wolle Lange/André Lätsch (Reichenbach) ; Gerald Adler/Maykham Lovankheo (Dresden)

Sieger B-Turnier: Veikko Dähne/Andreas Endler (Halle/Dresden)

Protagonistin bei der Ehrung: die Siegeskugel
Protagonistin bei der Ehrung: die Siegeskugel
V.l.n.r.: Leo Schwarze, Jens Riedel, Patrick Lehmann.
V.l.n.r.: Leo Schwarze, Jens Riedel, Patrick Lehmann.

2 Replies to “12. Via Regia Cup, Reichenbach: Leipziger Jens Riedel und Leo Schwarze nutzen fünften Matchball in hochklassigem Finale!”

  1. Nicht unerwähnt soll das Schützenturnier am Sonntag bleiben, bei dem sieben Mannschaften á sechs Spielern ihre Kräfte messen durften. Im Modus jeder-gegen-jeden hate also jede Mannschaft sechs tripletten, Doubletten und Tetes zu bestreiten. Bie super Wetter und wunderbarer Stimmung zeigte sich bald, dass hier jeder jeden schlagen konnte. Gleich drei Mannschaften (Känguruh, mit vier Hallensern, Sabine und Karsten aus der Oberlausitz; Chemnitz und die LaBR Jugend). Da mussten dann die gewonnen Spiele entscheiden, bzw. zwischen Chemnitz und LaBR-Jung sogar die kleinen Punkte. Glückwunsch an die Sieger und ein riesiges Dankeschön an Reichenbach für eines der schönsten und gemütlichsten Turniere des Jahres. Ich freue mich schon auf die dritte Auflage im kommenden Jahr. andras