Turniere in Ořech und Vojnův Městec (CZ): Erfolgreiches Wochenende für PV Ostler!

Uneinigkeiten im tschechischen Verband führten dazu, dass zwei größere Turniere terminmäßig miteinander kollidierten, das traditionell vom Cyclo tourist pétanque club Ořech ausgerichtete sowie das relativ neue Boule-Ereignis „Velikonoční Vejce“ („Ostereier“) in der böhmischen Kleinstadt Vojnův Městec.

Erfolgreich vor den Toren Prags: Stefan Lauche und Andreas Endler
Erfolgreich vor den Toren Prags: Stefan Lauche und Andreas Endler

Beide Veranstaltungen wurden von Mitgliedern unseres Verbandes besucht. Während in Ořech traditionell viele PV Ostler (diesmal insgesamt 16!) vertreten waren,  drang in das für uns fahrtechnisch ungünstig gelegene Böhmen jedoch nur eine kleine Abordnung vor. Sie bestand aus dem Neu-Horken-Kittlitzer Bastian Wienrich und dem Jenaer Christian Schache und bildete unter den 52 teilnehmenden Doublettes die einzige ausländische Formation. Es gelang ihr, sich in dem mit tschechischen Spitzenspielern durchsetzten Feld eindrucksvoll durchzusetzen und bis ins Finale vorzustoßen. Erst dort musste man den Youngstern Netušil Radek (PCBD Brno) und Michal Habásko (AURA Havlíčkův Brod) den Vortritt lassen.

In Ořech war das Ausländerkontinent wesentlich höher und wurde wie gewohnt außer den uns wohlbekannten Deutschen vorwiegend aus trinkfesten Dänen, betagten Schweden und standfesten Holländern gespeist. Dieses internationale Kontingent sorgte dafür, dass die Gesamtteilnehmerzahl mit 62 Doublettes höher war.

Die Leipziger, die ja 1999 die deutsche Ořech-Tradition begründet hatten, glänzten diesmal durch Abwesenheit. Dafür waren sechs Hallenser, fünf Chemnitzer, drei Dresdner und zwei Kahlaer am Start. Neulinge in der PV Ost-Crew waren diesmal Martina Franke, Benjamin Müller, Fabian Böttcher (alle Chemnitz) sowie Ruth Skala (Kahla), wohingegen alle Hallenser und insbesondere die beiden Chemnitzer Urgesteine Hartmut Lohß und Detlef Schwede (jeweils fünfzehnte Teilnahme in Folge!) auf eine mehrjährige Ořech-Erfahrung zurückblicken können.

Nachdem ihnen im letzten Jahr der Eintritt ins A-Turnier komplett verwehrt worden, drückten die PV Ostler diesmal auf die Tube. Nur die Hallenser Robert Wolter und Alex Conrad sowie Martina Franke und Detlef Schwede mussten im B-Turnier (erfolglos) den wie immer dort als Preise ausgesetzten Baron Münchhausen-Zöpfen nachjagen, alle anderen erreichten das A.

Ruth hatte an der Seite ihres neugefundenen Partners Bodo Reißig (Halle) zwar viel Spaß, bekam es aber im Sechzehntel-Finale mit den Vorjahressiegern  Ježek/Ježek (PEK Stolín) zu tun und musste passen. Ebenso erging es den Jung-Chemnitzern Fabian und Benjamin, die gegen Viktor Šebek (Vrchlabí) und Jaroslav Hladký (PCBD Brno) die Waffen streckten und dafür die Umstellung von einem mit Kieselsteinen übersäten Platz auf eine in Boulekreisen als „Autobahn“ bezeichnete Spielfläche verantwortlich machten.

Immerhin bis ins Achtelfinale gelangten Gundolf Henschel (Halle) und Patrick Lehmann (Dresden), die dort gegen die Chemnitz-Bezwinger Viktor und Jaroslav aber ebenfalls nicht über ein wirksames Gegenmittel verfügten. Und auch für Dana Unger und Veikko Dähne (Halle) war in dieser Runde Schluss, immerhin ereilte sie dieses Schicksal gegen illustre PV Ost-Verwandtschaft: Andreas Endler und Stefan Lauche (Dresden).

Im unteren Tableau waren unterdessen Ex-Präsi Hartmut Lohß und Ingo Wonsack (Kahla) bis ins Viertelfinale vorgedrungen. Dem rekonvaleszenten Ingo war die mehrmonatige Turnierpause jedoch noch anzumerken, und er fand einfach nicht zu seiner gewohnten Schießstärke. Insofern war das Aus gegen das Pärchen Sylva Mrázková (PC Kolová) und Petr Mrázek (CdP Loděnice) an dieser Stelle nicht zu vermeiden.

Andreas und Stefan hatten ihre PV Ost-Kameraden im Viertelfinale „gerächt“ und Viktor und Jaroslav auf die Heimfahrt geschickt. Nun konnten sie von der Finalteilnahme oder sogar vom Finalsieg träumen, einem Kunststück, das aus unserem Verband zuletzt den Leipzigern Jens Riedel und Thomas Voigt gelungen war – vor genau zwölf Jahren.

Im Halbfinale standen den beiden Dresdnern die Nummer 102 der tschechischen Rangliste, Jiři Chalupa (PK Sokol Lipnik), und die Nummer 47 Rubi Gorroño López (CdP Loděnice) gegenüber, also eine, glaubt man den Zahlen, durchaus lösbare Aufgabe, denn Stefan gehört zu den Top Ten-Spielern unseres Verbandes, Andreas steht knapp dahinter.

Doch der gegnerische Leger (Jiři) legt stark, und Rubi schießt weitgehend erfolgreich, während sich bei den Deutschen eine gewisse Nervosität bemerkbar macht. Immerhin, beim Stande von 5:11 beginnen sie eine kleine Aufholjagd und kommen bis auf 10:11 heran. In der nächsten Aufnahme kann Jiři die von Stefan eigentlich zu kurz gelegte Kugel erst im zweiten Versuch verbessern. Nun könnten erfolgreiche Schüsse den Weg ins Finale ebnen…

Aber Andreas „locht“ zweimal, und die noch folgenden Legkugeln können die Situation nicht verbessern. Jiři gelingt der entscheidende Wurf, indem er den gegnerischen Kugeln durch eine geschickte Wegwahl ausweicht und sich von links in den Punktbereich hineindreht – es steht 13:10 für das Tschechen-Duo.

Rubi Gorroño López (Jahrgang 1949) ist als Kind mit seinen Eltern aus einer spanischen Nordafrika-Enklave nach Tschechien eingewandert und arbeitet dort mittlerweile als Übersetzer. Neben Tschechisch und Spanisch spricht er Französisch und Englisch, und er radebrecht Deutsch. In ihrer Gründungsphase hat er die tschechische Pétanque-Szene stark dominiert, musste aber im Laufe der Jahre erleben, wie jüngere Spieler ihm nach und nach den Rang streitig machten. Nun aber erlebt er einen späten Karrierehöhepunkt: Zusammen mit Jiři Chalupa gewinnt er das Finale des Baron-Münchhausen-Turniers von Ořech deutlich mit 13:6 gegen die Prager Jiří Ondryáš und Miroslav Řehoř.

Aber auch Andreas und Stefan gehen nicht leer aus: Sie erteilen im „kleinen Finale“ Sylva und Petr eine Fanny und gewinnen je eine der als Preise ausgesetzten Münchhausen-Kanonenkugeln.

Interessante Preise gibt es auch beim sonntäglichen Pirat-Morgan-Turnier zu gewinnen: in Handarbeit modellierte Piratenschiffe und Rumflaschen der Marke Captain Morgan. Da das Gros der Tschechen-Konkurrenz an diesem Event nicht mehr teilnimmt, bedeutet dies eine willkommene Gelegenheit für ausländische Boulenarren, hier preislich abzusahnen. Und in der Tat, einige dieser Schiffsmodelle schippern bereits in PV Ost-Gewässern…

Nur die Dresdner sind abgereist, noch dreizehn Spielerinnen und Spieler unseres Verbandes sind bei dieser mit 15 Teams nicht übermäßig üppig besetzten Doublette-Konkurrenz also am Start. Martina spielt mit Hartmut, Bodo mit Gundolf, Dana mit Ruth, Ingo mit Detlef, Alex wie gehabt mit Robert und Benjamin wie am Vortag mit Fabian. Der übriggebliebene Veikko sucht sich einen der trinkfesten Dänen, Flemming, als Partner und sorgt gleich für einen Paukenschlag: mit 13:12 besiegt er in der Auftaktrunde Ingo und Detlef, in deren Vitrinenschränken sich bereits zwei Piratenschiffe befinden…

…und die deswegen besonders motiviert sind, denn die bisher gesammelten Trophäen entsprechen nur zweiten Plätzen, es fehlt also noch das „goldene“ Piratenschiff. Für das erreichen dieses hehren Ziels stellt Ingo sogar eigens seine Schusstechnik um und „schrabbelt“ fortan nur noch, nach dem Motto: „Der Zweck heiligt die Mittel“. Und in der Tat: Mit zwei hohen Siegen (13:4 gegen Martina und Hartmut; 13:5 gegen Pavel Mašek und Jaroslav Žižka aus Vrchlabí) gelangen sie noch ins Play Off der besten Vier.

In diesem Halbfinale befinden sich noch zwei weitere Teams aus Vrchlabí, allesamt mit drei Auftaktsiegen, sowie die Chemnitzer Benjamin und Fabian, die sich mit 2 Siegen und nur einem Nettopunkt mehr gegenüber Dana und Ruth gerade soeben noch qualifiziert haben. Es kommt zu tschechisch-deutschen Duellen, und die PV Ostler setzen sich jeweils klar mit 13:5 und 13:4 durch…

Chemnitzer Traumfinale mit Kahla-Beteiligung also, in der Fabian gleich zum Auftakt mit einem Carreau sur place von sich reden macht. Aber er kann sein Schuss-Versprechen in der Folgezeit nicht ganz halten, „locht“ häufiger, und so ergibt sich ein zäher Wettkampf, in der die Legleistungen der Youngster aber insgesamt überzeugender sind. 13:8 – Benjamin und Fabian halten das goldene Schiff in ihren Händen! Freundlicherweise treten sie dann aber ihre Rumflasche an den durstigen Kranich ab, gewissermaßen als „Spritgeld“…

Glücklich mit Piratenschiff: Fabian Böttcher und Benjamin Müller
Glücklich mit Piratenschiff: Fabian Böttcher und Benjamin Müller