Das Baron-Münchhausen-Turnier vor den Toren Prags stellte für Spieler unserer Region immer eine beliebte Pflichtveranstaltung dar, und das auch schon zu grauen Vorzeiten, als unserer Verband noch nicht einmal in Ansätzen existierte. 1999 war eine Leipziger Vorhut zum ersten Mal dort und animierte mit ihrer Begeisterung zahlreiche Ost-Boulisten zur Nachahmung. Der Chemnitzer Hartmut Lohß legte zwischen 2000 und 2014 gar fünfzehn Mal in ununterbrochener Folge in Ořech einen Halt ein, bevor er 2015 erstmals passen musste. Übertroffen wurde er in diesem Jahr von seinem Vereinskameraden Detlef Schwede, der nun mit 16 Teilnahmen in Folge den alleinigen Rekord innehat.
Einen herausragenden Erfolg, d.h. den Sieg im A-Turnier, konnten in der Vergangenheit jedoch nur die beiden Leipziger Jens Riedel und Thomas Voigt verbuchen, und zwar 2003. Diese Bilanz wurde nun 2015 eindrucksvoll verbessert.
Dabei waren aufgrund der Terminplanung des PV Ost, die für den Sonntag des gleichen Wochenendes einen Ligaspieltag vorgesehen hatte, diesmal nur fünf Doublettes aus unseren Landen angetreten. Die Hallenser und Leipziger verzichteten aufgrund der aufwändigen Anreise schweren Herzens auf eine Teilnahme. Ausnahmen: Jens Riedel (LPC) und Christina Rose (BC LL), die am Freitag in Dresden übernachtet hatten und am Samstagmorgen nach Tschechien weitergefahren waren.
Alle fünf Teams gewannen souverän ihre Poule-Runde und zogen in die bessere Hälfte des mit 64 Doublettes üppig besetzten Turniers ein. Im Sechzehntelfinale war dann jedoch für drei von ihnen bereits Endstation. Sabine Friedel/Christina Rose (Dresden/Leipziger Land), Paul Förster/Jano Kovacic (beide Dresden) und Ingo Wonsack/Detlef Schwede (beide Chemnitz) mussten ausnahmslos schwedischen Senioren/Seniorinnen Tribut zollen, die am Morgen ein voll besetzter Reisebus vor dem Tor der „Pension Pétanque“ des Veranstalters Vladimir Glaser abgeladen hatte.
Das war erstaunlich, denn einige von ihnen waren bereits so betagt, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnten. Insbesondere die Leistung von Bo Gustafsson und Jan Hansson verdient Anerkennung: Profitierten sie im 1/16-Finale gegen Ingo und Detlef noch von zwei Schüssen ihrer deutschen Konkurrenz, bei denen die Sau unglücklich wegsprang, und die insgesamt sieben Punkte kosteten, so boten sie im Achtelfinale gegen die zweifachen Baron-Münchhausen-Sieger Miroslav Řehoř und Jiří Ondryáš eine beispiellose Energieleistung, als sie sich von 5:12 noch Punkt um Punkt herankämpften und den Gegner in die Knie zwingen konnten. Im anschließenden Viertelfinale setzte sich der Oldie-Erfolgszug weiter fort, diesmal gegen die eigene Konkurrenz aus Helsingborg, Monica und Stig-Olof Andersson, die zwei Runden zuvor unsere Vertreter Paul und Jano mit 13:3 abserviert hatten.
Erst dann war Schluss mit lustig. Gegen die Dresdner Andreas Endler und Stefan Lauche hatten Bo und Jan konditionsmäßig nichts mehr zuzusetzen und zogen mit 1:13 klar den Kürzeren. Es kam zum rein deutschen Finale gegen Jens Riedel und Patrick Lehmann (Dresden), die im Halbfinale die letzten vertrenenen Tschechen, Sylva Mrázková (PC Kolová) und Petr Mrázek (CdP Loděnice) geschlagen hatten.
Dieses letzte Spiel am Abend bot noch einmal viel Spannung, und es erforderte ein hohes Maß an Stehvermögen, bis Jens und Patrick den Sieg knapp mit 13:11 eingefahren hatten. Zu ausgiebigem Feiern blieb dann leider keine Zeit mehr, denn noch am gleichen Abend musste die Rückfahrt nach Dresden angetreten werden, wo alle vier Finalteilnehmer am nächsten Morgen auf der „Ligamatte“ anzutreten hatten.
Link zu den Ergebnissen: http://petanque.cstv.cz/tur_2015/tur_15011.html