Zum vierten Mal fand eine DM in Halle statt, nach zweimal Tête-à-tête und einmal Mixte nun also erstmalig die DM Doublette – und das in den nur wenigen Jahren seit der Vereinsgründung 2003. Damit hat Bamboule Unschätzbares für die Entwicklung unserer Trendsportart geleistet, sowohl für die Ausbreitung in unseren Regionen wie auch für die landesweite Wahrnehmung.
Leider konnten unter den 128 teilnehmenden Teams diesmal nur zwei PV Ost-Vertretungen ausgemacht werden, nachdem im letzten Jahr in Stuttgart die Bamboule-Spieler Veikko Dähne und Bastian Pelz knapp in der Barrage gescheitert waren, und somit das Startkontingent nicht erhöht werden konnte. Ein echter „Local Player“ fehlte zudem – immerhin war aber mit Gerald Adler ein „Legionär“ dabei, also ein Spieler, dessen Lebens- und Trainingsmittelpunkt weiter in Dresden liegt, der aber in diesem Jahr das Ligateam von Bamboule verstärkt.
Die anderen drei PV Ost-Teilnehmer kamen ebenfalls aus Dresden, darunter mit Fethi Aoussi der Mitspieler von Gerald, mit dem zusammen er vor zwei Wochen auf heimischem Gelände souverän die Landesmeisterschaft gewonnen hatte.
In der Poule-Runde, die diesmal unbedingt überstanden werden sollte, traf Team Ost 1 zunächst auf NRW 23, zwei etwas betagtere Spieler aus Köln, Willy Roggendorf und Hannes Hintzen. Beide sind in der aktuellen DPV-Rangliste nicht vertreten, stellten also einen idealen Auftaktgegner dar für die hochgeschraubten eigenen Ambitionen.
Und es geht eindrucksvoll los: 5:0 nach zwei Aufnahmen, die Ostler kennen das Terrain, während die Kölner mit Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen haben. Dann jedoch – wie aus dem Nichts – der Bruch: Fethi, am Anfang mit einer guten Quote, trifft nicht mehr, allgemein greifen Legschwächen um sich. Nach vier weiteren Aufnahmen steht es 5:9, wie so oft in derlei Situationen wird das Heil im Aktionismus gesucht: man „dreht“, und in der Tat kann sich die Teamleistung steigern, nach vier weiteren Aufnahmen liegt man mit 11:9 in Führung.
Es folgt das unglaubliche Ende: Fethi bleibt über einen Meter kurz, und Willy legt die Kugel auf 10 cm rechts von der Sau. Fethi muss noch einmal legen, seine Wurf landet immerhin bei 30 cm rechts von der Sau, sodass Gerald sich zu einem Schuss aufrafft. Er verfehlt, und mit der nächsten Kugel dockt Fethi rechts am Gegner an, macht also nicht den Punkt. Geralds nächster Legwurf bleibt kurz, aber mit dem übernächsten gelingt es ihm, wieder am Gegner anzudocken, diesmal mit Punkt.
Doch Ost 1 ist leer, und NRW 23 hat noch fünf Kugeln auf der Hand. Es reicht eine: Hannes schießt die Sau aus und ermöglicht seinem Team die erforderlichen vier Punkte zum Sieg.
Unverzagt machen sich Gerald und Fethi auf in die nächste Begegnung, es geht gegen BaWü 38, Bettina Traving und Vincenzo Malena. Letzterer ist immerhin mit neun erzielten Punkten auf Platz 417 der Rangliste notiert, genau wie Fethi und Gerald, also in der Theorie die gleiche Kragenweite. Bettina hingegen glänzt in dieser Wertung durch Abwesenheit, was aber an ihrer Legleistung nicht zu erkennen ist, ihre aus dem Stand geworfenen Kugeln kommen oft präzise.
Dadurch, und auch durch „Dummheiten“ eigener Art, bleibt die Partie spannend. Wie zum Beispiel in dieser Situation: Es steht 8:5, Punkt für neun liegt, drei Kugeln sind noch auf der Hand. Aber zwei Schüsse von Fethi gehen daneben, und es folgt der fatale letzte Legwurf von Gerald: Er ist zu schnell, setzt auf, trifft die eigene Kugel und befördert sie unglücklich von dannen. Drei Punkte sind beim Gegner!
Weiter geht die Qual, man geht zwar wieder in Führung, 10:8, aber dann steht es wieder unentschieden, und eine Aufnahme später ist man gar mit 10:11 im Rückstand, da Schießer Fethi einfach nicht mehr trifft. Das letzte Stündlein scheint geschlagen, aber der Gegner ist auch nicht besser, in der nächsten Aufnahme gelingt es BaWü mit sämtlicher Munition nicht, die erste Fethi-Kugel zu verbessern. Jetzt haben Fethi und Gerald noch fünf Kugeln auf der Hand und könnten die Partie entscheiden, aber sie schaffen es nicht, den entscheidenden Stoß zu setzen, alle Kugeln geraten irgendwie nach links und sind gleichzeitig zu kurz, sodass es gerade einmal zum Ausgleich reicht.
Im Folgenden aber kommt der Schiedsrichter, mit Bastian Pelz ein eigener PV Ost-Mann, zu Hilfe: Die zweite von Fethi gespielte Kugel, etwa 10 cm von der Sau entfernt, ist tatsächlich einen Millimeter besser als Bettinas erste! Nun ist alles nur noch Formsache, Vincenzo, der es ausschließlich mit Flachschüssen versucht, trifft nicht, seine Partnerin, die überhaupt nicht schießt, kann auch nichts mehr ausrichten. Mit seinem dritten Legwurf macht Fethi den entscheidenden Punkt.
Auch die Barrage, wieder gegen NRW 23, ist aufregend, zumindest in der Anfangsphase. Es funktionieren einfach die Schüsse nicht, und selbst 5 Kugeln auf der Hand garantieren keinen Punktgewinn. Plötzlich steht es 0:6, das Szenario wird bedrohlich. Dann fängt sich Ost 2, Fethi trifft wieder, und nach zwei weiteren Aufnahmen ist der Spielstand ausgeglichen. Zwar gibt man dann den nächsten Punkt wieder ab, aber anschließend lassen die Dresdner keine Luft mehr rankommen, sie machen sieben Punkte in drei Aufnahmen, die Revanche gegen NRW ist geglückt.
Schwere Geburt, aber besser als gar nicht geboren werden, und das Ziel der Vermehrung des DM-Startkontingents für den PV Ost um einen weiteren Platz ist immerhin erreicht.
Nun können Fethi und Gerald locker aufspielen, so glaubt man, und die nächste Runde gegen die Saarländer Ali Kalir und Wolfgang Heblich beginnt tatsächlich verheißungsvoll: Ost geht in 1:0 in Führung, und dabei werden sogar noch weitere Punkte verschenkt. Es bleibt jedoch der einzige Punktgewinn, denn nun beginnt Saar 07 zu beißen. Leger Wolfgang – ebenso wie Ali nur knapp außerhalb der Top 100 der Rangliste – platziert seine Kugeln auf dem schwierigen und harten Boden fast regelmäßig bis nahe ans Cochonnet. Nun stellt sich wieder Schusspech ein, Fethi macht drei fast deckungsgleiche Versuche, die jedes Mal knapp vor der zu schießenden Kugel aufsetzen und über sie hinweg hopsen – unwiederbringlich ins Nirwana. Es wird gedreht, aber, Duplizität der Ereignisse, anstelle des ersehnten Eisen-Klackklacks steht wieder nur das dumpfe Aufprallen auf dem dunklen und unerbittlich harten Terrain. Diese sechs Fehlschüsse, brüderlich geteilt zwischen Fethi und Gerald, rammen sich wie sechs Sargnägel in die PV Ost-Herzen, und die vor einer Stunde noch ausgiebig gefeierte Geburt ist schon wieder Makulatur.
Auch für PV Ost 2 läuft es nicht richtig rund. In der Auftaktbegegnung gegen die in der Rangliste nicht überragend platzierten Vertreter von Rheinland-Pfalz 03 (Mounir Andir: 270., Reiner Christ: 417.) halten Paul Förster (ebenfalls 270.) und Fred Fuchs (779.), die beiden Newcomer der einheimischen Szene, immerhin ordentlich dagegen, haben Chancen und unterliegen nur knapp mit 9:13. Aber anschließend warten große Namen auf die Dresdner, Natascha Denzinger, 2009 zusammen mit Jean-Luc Testas Mixte-Meisterin, und Patrick Beton, dessen gnadenlose Schüsse bei der Vorjahrs-DM in Stuttgart unsere damaligen PV Ost-Vertreter Laura Schneider und Heiko Plötz regelrecht ausgelöscht haben.
Auf abgelegener, enger Waldbahn mit hartem, unebenen Boden nimmt das Schicksal dann auch unerbittlich seinen Lauf. Von den Ost-Legkugeln gelingen maximal die Hälfte, und was ankommt, wird von Patrick meist entsorgt, während die eigenen Schüsse zu häufig missraten. So erleidet man die Höchststrafe, aber diese kassierte Fanny sollte unsere Nachwuchshoffnungen nicht entscheidend aus der Bahn werfen, denn das Leben eines Pétanque-Spielers ist bekanntlich lang.
wie immer, einfühlsamer bericht.
jetzt fehlt nur noch der mitschnitt vom finale.
Das gibts! Hat der Stephan Weigel aufgenommen:
Das gibts jetzt doppelt: https://www.youtube.com/watch?v=jhl2SGiGkDg