SM Dresden und Nestler Cup: Die Passion Pétanque

Mit neuen Plaketten: David, Andreas und Matthias

Bei der 12. Stadtmeisterschaft Dresden waren diesmal 19 Triplettes am Start, bei der darauffolgenden vierten Austragung des Nestler Cups 34 Doublettes, also noch einmal 11 Boulist(inn)en mehr. Das sind bei schon schwindenden Tages- und vor allem Nachttemperaturen erstaunliche Zahlen, die zeigen, dass die Passion Pétanque in unseren Breiten weiter auf dem Vormarsch ist.

Die Teilnehmer kamen natürlich vorwiegend aus dem PV Ost-Bereich, aber auf der Boulodrom der Meschwitz-Arena waren durchaus auch „exotische“ Gäste anzutreffen, etwa aus Buxtehude oder dem tschechischen Pardubice. Durch Abwesenheit glänzten diesmal weitgehend die Berliner, deren Fahne diesmal allein von PV Ost-Stammgast Matthias Schmitz hochgehalten wurde.

Und der war zumindest bei der samstäglichen Stadtmeisterschaft sehr erfolgreich. Zusammen mit seinen Chemnitzer und Dresdner Mitstreitern David Möller und Andreas Endler legte er einen „parcours sans faute“ hin und erreichte nach beindruckender Vorrunde die K.O.-Phase, wo zunächst ein Sieg gegen das Leipziger Trio Heiko Kalies, Karl Blütchen und Ronald Gallo Ramirez folgte. Anschließend ging es dann im Halbfinale gegen ein Who  is Who des PV Ost: Stefan Lauche (Dresden), Hannes Blechinger (Halle) und Marco Niemann (Jena)! Diese Partie verlief lange spannend, bis zum Spielstand von 7:7. Dann allerdings gelingt Andreas ein Carreau sur place, und David legt gewohnt sicher seine Hochportée-Legwürfe in den Zielbereich: Viererpack! Die letzte Aufnahme ist nur noch Formsache, das Who is Who hat sein Pulver verschossen…

Im anderen Halbinale spielte ein weiteres bunt gemischtes PV Ost-Team (Uwe Schwartz/Leipzig, Marcel Neumann/Chemnitz, Veikko Dähne/Halle) gegen eine Kombination, die aus dem Leipziger Albert Wendt und den Dresdner Fethi Aouissi und Lothar Müller bestand. Über Letzteren gibt es Erstaunliches zu berichten: Er hat nämlich bereits das neunte Lebensjahrzehnt beschritten und erst im 80+-Bereich überhaupt mit dem Pétanquesport begonnen! Doch in dieser Zeit hatte er schon einige Erfolge zu verzeichnen und taucht in unserer mit 144 Namen bestückten Rangliste bereits auf Position 60 auf.

Solch ein Quantensprung lässt sich natürlich nur mit einer soliden Anleitung bewerkstelligen. An diesem Tag übernahm Fethi die Rolle des Tutors und wies seinen Vorleger Lothar immer wieder genauestens an, wie und wohin er die Kugeln zu spielen hatte. Und diese kamen immer wieder gut in den Zielbereich, sodass die gegnerischen Leger nur staunen konnten. Der Chemnitzer Detlef Schwede etwa, der über fast ein Vierteljahrhundert an Bouleerfahrung verfügt, musste im Viertelfinale neidlos anerkennen, dass er diesmal seinen Meister gefunden hatte.

Diese herausragende Leistung setzte sich im Halbfinale fort, wobei natürlich auch die Partner Fethi und Albert deutlich ihren Anteil daran hatten, dass am Ende ein klarer 13:3-Erfolg heraussprang. Wie würde es aber nun im Finale laufen?

Es ist bereits 19 Uhr 40, als das Endspiel beginnt, es herrscht pechschwarze Nacht, und die Temperaturen sacken in Richtung Minusbereich. Immerhin sorgen Laternen für ausreichend Beleuchtung, sodass ein halbwegs sportlicher Ablauf gewährleistet werden kann. Aber wer will diesen Turnierhöhepunkt überhaupt noch erleben? Einige Turnierteilnehmer haben bis hierhin ausgeharrt und sich um ein loderndes Feuer versammelt, von wo aus sie das Spielgeschehen wenigstens aus der Ferne würdigen können, es sei denn sie sitzen mit dem Rücken zur Boulebahn. Direkt am Spielfeldrand hockt nur ein vereinsamter Pressewart, der – obwohl mit mehreren Jacken und Pullovern sowie Handschuhen ausgestattet – die ganze Zeit friert und bibbert und sich gleichzeitig laufend fragt, wann dieses Martyrium nun endlich sein Ende gefunden haben wird.

Doch das kann lange dauern. In der Anfangsphase geht es nur sporadisch voran, Team Fethi gelingt zwar ein 4:0-Vorsprung nach drei Aufnahmen, aber dann kommt der Gegner heran und hat am Ende der nächsten drei Aufnahmen ausgeglichen. Erst dann erfolgt ein kleiner Zwischenspurt, als David zwar die Kugel trifft, gleichzeitig aber das Cochonnet auf eine Entfernung von 12 Metern zieht. Fethi und Lothar nutzen die Situation souverän aus – es steht 7:4 für ihr Team.

Nun beginnt Matthias zu maulen, er behauptet, dies sei mit Abstand das schlechteste Spiel, das sie an diesem Tag abgeliefert hätten. Aber es hilft nichts, eine von Fethi auf Punkt gelegte Kugel kann weder von David weggeschossen noch von Matthias durch Legen übertroffen werden – 8:4.

Aber nun beginnt doch die Aufholjagd, auch wenn die nächste Aufnahme mit einem Missgeschick beginnt: David schießt ein Carreau sur place auf die eigene Kugel! Aber der Chemnitzer behält die Nerven, steigt cool in den Ring und schießt wiederum ein Carreau sur place, diesmal auf die richtige Kugel. Das ist großes Boule, nur hält sich leider der Applaus in Grenzen, da fast niemand diese Aktion mitbekommen hat…

Es geht aber weiterhin nur schleppend voran. Team Matthias verkürzt auf 5:8, dann 6:8, muss anschließend aber wieder einen Punkt einstecken, als Andreas erst zu sanft und dann zu flach legt. Auch Matthias verlegt zweimal, erst David macht den Punkt, wird aber von Fethi problemlos „entsorgt“. Seine zweite Kugel macht zwar den Punkt, aber Albert kann im zweiten Versuch besser legen.

9:6 für Team Fethi – wie lange soll das noch dauern? Aber der Gegner gibt nun Gas, angefeuert von Matthias, der nachdem Fethi seine an der Sau liegende Kugel weggeschossen hat, wiederum den Punkt macht, auf den Beifall seiner Spielpartner aber deutlich angefressen reagiert: „Es ist erbärmlich, wenn wir uns darüber schon freuen!“

Vielleicht war das der zur Spielwende dringend erforderliche psychologische Schub? Nach einem erfolgreichen David-Schuss, gelingen auch dem zwischendurch schwächelnden Andreas nun wieder Punkte, und er quittiert dies mit einem erleichterten Stoßseufzer: „Ich hab‘ ne Kugel gebracht!“ David legt das seinige dazu, und es steht plötzlich 10:9 für Team Matthias.

Aber bis zum endgültigen Spielgewinn sind noch drei weitere Aufnahmen nötig. Dabei hätten sie in der ersten von diesen den Sack bereits zubinden können, als sie den Punkt schon liegen haben, aber zwei Fehlschüsse von David und Andreas folgen lassen, und das in einer Situation, wo eigentlich Legen angebrachter gewesen wäre.

In der folgenden Aufnahme macht Andreas den Punkt zum 12:9, als er erst erfolgreich schießt und dann, als Fethi ebenso trifft, gut nachlegt.

Fast zwei Stunden sind nun seit Spielbeginn vergangen, aber nun erfolgt tatsächlich die entscheidende Phase. Es beginnt alles mit einem verunglückten Sauwurf von Team Matthias. Fethi platziert die Sau nun taktisch geschickt in einer Kuhle, in der Hoffnung, dass Lothars Legkugeln dort hineinlaufen. Und es beginnt gut, denn Matthias legt 6o cm neben das Loch.  Lothar schafft es zwar erst mit seiner zweiten Kugel, die Kuhle zu erreichen, aber das macht nichts, denn Matthias verlegt wieder. Nun läuft Andreas im richtigen Moment zu großer Form auf und legt knapp hinter das Schweinchen. Zwei Schüsse von Fethi verfehlen ihre Wirkung, mit der ersten schiebt er die eigene Kugel nach hinten, sodass der zweite, nur einen „sanften“ Treffer erzielend, nicht den Punkt machen kann. Albert macht mit seiner zweiten Legkugel endlich den Punkt, aber auch nur „gerade so“. Team Matthias hat noch drei Kugeln auf der Hand, benötigt aber nur deren eine, denn David schießt Alberts Kugel humorlos weg.

Sieg also für Chemnitz, Dresden und Berlin, und am nächsten Tag können erstere Städte gleich noch einen Sieg nachlegen. Im Nestler Cup gelingt Fethi nämlich das, was ihm am Vortag versagt blieb, und das an der Seite des CPC-Spielers Marcel Neumann.

 

Stadtmeisterschaft, Endergebnis A-Turnier:

 Sieger: Andreas Endler/Matthias Schmitz/David Möller (Dresden/Berlin/Chemnitz; 13:9 im Finale)

 Finalisten: Fethi Aouissi/Lothar Müller/Albert Wendt (Dresden/Dresden/Leipzig)

 Dritte Plätze:

Stefan Lauche/Hannes Blechinger/Marco Niemann (Dresden/Halle/Jena) und Uwe Schwartz/Marcel Neumann/Veikko Dähne (Leipzig/Chemnitz/Halle)

Viertelfinalisten:

 Heiko Kalies/Karl Blütchen/Ronald Gallo Ramirez (Leipzig; 8:13 gegen Endler/Schmitz/Möller); Volker Drusche/Andy Weiß/Detlef Schwede (Weimar/Chemnitz/Chemnitz; 3:13 gegen Aouissi/Müller/Wendt); Vilém Meduna, David Faltýnek/Gerald Adler (Pardubice/Pardubice/Dresden; 4:13 gegen Lauche/Blechinger/Niemann); Heiko Trampler/Fabio Trampler/Francisco Torres (Hamburg/Leipzig/Leipzig; 9:13 gegen Schwartz/Neumann/Dähne)                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Sieger im B-Turnier:

Regina Stehr/Matthias Saddei/Roman Krassa (Leipzig/Kahla/PC Egrensis; 13:0 im Finale)

Finalisten: Susann Hesselbarth/Anka Reichert/Markus Gorny (Leipzig/Dresden)

Nestler Cup, Endergebnis A-Turnier:

Sieger: Marcel Neumann/Fethi Aouissi (Chemnitz/Dresden; 13:8 im Finale)

Finalisten: Christin Maur/Michael Kitsche (Dresden/Halle)

 

Dritte Plätze:

David Möller/Andreas Rümpel (Chemnitz) und Uwe Schwartz/Raimund Ottow (Leipzig/Dresden)

Auf Platz 2: Albert, Lothar und Fethi
2 der 3 auf Platz 3: Marco und Hannes
Noch 3 Dritte: Veikko, Marcel und Uwe (Bildquelle: Uwe Schwartz)
Chemnitzer Freude: David Möller
Vereint bis ins Finale: Albert, Fethi und Lothar
Shootingstar Lothar Müller
Fethi Aouissi
Marcel Neumann
Albert Wendt
Veikko Dähne
Uwe Schwartz
Ronald Gallo Ramirez
Sieger beim Nestler Cup: Fethi und Marcel (Bildquelle: Uwe Schwartz)
Zweite im Nestler Cup: Christin und Michael (Bildquelle: Uwe Schwartz)
Dritte im Nestler Cup: David und Andreas (Bildquelle: Uwe Schwartz)
Dritte im Nestler Cup: Uwe und Raimund (Bildquelle: Uwe Schwartz)
Der Nestler Cup
(Bildquelle: Uwe Schwartz)
Versammlung um das Feuer