Wenn auch schon etwas zurückliegend gibt es hier noch einen lesenswerten Bericht von unserem ehemaligen Espoir und jetzt Jugendcoach Arend vom diesjährigen Jugendländermasters.
Das neue Coachen und alte Probleme
Ein Bericht vom JuläMa 2025 Bad Münster am Stein-Ebernburg
,,Allez Ari” , ,,Bring ne schöne Kugel, Ari!” war ich aus den letzten Jahren eigentlich immer
gewohnt zu hören. Vor allem aber stand ich da auf dieser wunderschönen Schotterbahn mit
Steinchen und Stahlkugeln in der Hand. Dieses Jahr war das komplett anders. Ich durfte
unsere Espoirs als Coach nach Bad Münster am Stein-Ebernburg zum Jugendländermasters 2025 begleiten. Lasst euch nicht vom sperrigen Namen täuschen. Warum das und wie wir uns so geschlagen habt, berichte ich euch folgend. Erst einmal startete alles wieder in einem kleinen Bus ab Chemnitz. Stephan Weigel unser liebster Jugendwart, Reiseleiter und Coach vom Coach, sammelte Nick und mich in
Chemnitz ein. Nick durfte schon einmal Espoirluft schnuppern, da wir leider kein Jugendteam
zusammen bekommen haben. Er konnte außerdem mit sehr guten Leistungen überzeugen.
So konnten wir auch mit 3 Spielern und einen Auswechsler spielen. Unser Überraschungsmitspieler war Fenitra, der noch diese Saison für den Verband spielt und seine madegassischen Schusskünste zur Schau stellt. Dann kommt noch unser Fabio. Das seltene Phänomen eines Kaderspielers aus dem PV
Ost. Das muss man auch erstmal schaffen! Zum Schluss natürlich Tali, die einfach immer dabei ist und egal ob trainiert oder nicht, immer in Form ist.
So fuhren wir dann guten Mutes Richtung Rheinland-Pfalz. Auch mit den Erfolgen des
letzten Jahres (2. Platz Jugendländermaster, 3. JDM und 1. Platz Länderpokal Espoirs).
Kurz vor Ankuft fuhren wir durch die Villen und Gassen von Bad Kreuznach, durch das
malerische Tal der Nahe mit ihren Weinbergen Gradierwerken und Felsen. Der Platz in Bad
Münster a. S.(ich kürze mal ab) lag super ins schöne gelegen fast direkt an der Nahe
zwischen Bäumen und einem Park. Wenn man sich umschaute konnte man auf der einen
Seite eine schöne Burg sehen und auf der anderen hohe schroffe rote Felsen. Die Plätze
waren auch unterschiedlich gestaltet und wirkten zuerst relativ einfach.
Angekommen wurden natürlich erst einmal Fotos gemacht und die Kulisse aufgesogen. Die
Kugeln wurden direkt danach ausgepackt und geschmissen. Erste Erkenntnis:,,Der Boden ist doch nicht so einfach wie gedacht.” Es gab einige Wellen in manchen Bahnen, andere waren steiniger und andere wiederum gingen Berg ab. Aber darauf muss man sich einstellen und das macht ja auch Spaß.
Nach den ersten Würfen ging es dann zum Asiaten. Alle hatten Bock! Eigentlich wollte ich
auch spielen und war etwas neidisch auf die anderen. Die Unterkunft war etwas außerhalb in der ,,Weltmetropole” Feilbingert im Gasthaus zur Krone. Auch wenn ich da noch nicht gelebt hab, aber ich denke, es hatte seinen späten 80er, Anfang 90er Charme, aber war völlig zweckmäßig. Die gute Frau des Hauses kam sogar aus Zwickau und hat uns an beiden Morgen ein ausreichendes Frühstück serviert, so
dass wir gut in den Tag starten konnten.
Der Erste Tag: Auf dem Bouleplatz angekommen, wurde sich natürlich eingespielt. Das ist
sehr wichtig! Das hab ich natürlich selber gelernt und konnte da natürlich mit Nachdruck
drauf hinweisen. Ich beobachtete die anderen beim Einspielen und stand nebenher. Das war
natürlich sehr ungewohnt. In der Zwischenzeit habe ich mir natürlich Optionen für die
Startaufstellung überlegt. Wir haben uns dann für das altbewährte System Tali, Fabio und
Fenitra direkt gegen die Pfalz entschieden. Aus den vergangenen Jahren wusste ich, dass
die Pfalz wahrscheinlich unsere größten Konkurrenten waren. Bei der Pfalz spielen z.B.
Leander Becker oder Lea Koch. Das Spiel war auch ausgeglichen, aber am Ende
überzeugte Tali mit einer guten Legeleistung, Fenitra kam gut ins Schießen und Fabio
brachte wichtige Kugeln. Letztendlich reichte es für einen 13 zu 7 Sieg. Ich war guter Dinge,
dass wir dieses Jahr weit kommen. Unser realistisches Ziel waren auch die Top 3.
Das Spiel danach ging dann auch direkt gegen das Saarland, den nächsten Favoriten.
Justin Neu und Mercedes Lehner sind da seit Jahren in guter Form. Wir starteten das Spiel
sehr gut und führten schnell. Allerdings hatte der Gegner eine, sagen wir mal,
unfokussierte/gleichgültige Einstellung. Von der ließen wir uns dann anstecken und am Ende
wurde das Spiel unnötig spannend. Wie das dann so ist, verloren wir durch Zeit 10 zu 11.
Für mich war das natürlich furchtbar, weil ich nur zusehen konnte. Nick wurde auch
eingewechselt und kam so auf seinen ersten Espoir-Einsatz. Er machte das wirklich super!
Und es ging immer heiter weiter. 5 Vorrunden mussten wir spielen. Das nächste Spiel war
dann gegen Bayern. Erst Pfalz, dann Saar und dann Bayern, was war das für ein
Guten-Morgen-Programm. Gegen Bayern lief es wie oft an diesem Wochenende. Wir nutzen
unsere Chancen nicht und machten oftmals aus Kugelvorteil einen oder keinen Punkt. Am
Ende verloren wir dann deutlich zu 3. Das war natürlich ein herber Rückschlag.
Wie so oft wird man dann natürlich übertragen, wenn es gerade vermeintlich nicht läuft.
Leider konnten wir im Übertragungsspiel gar nicht abliefern. Nick, Fabio und Fenitra lagen
gegen NRW schnell 7 zu 0 hinten. Nach dem Spiel, wurde ich oft gefragt, warum habt ihr
nicht gewechselt? Nick kam anfangs nicht so gut mit dem Boden klar. Allerdings haben wir
das zusammen abgesprochen und wir haben uns als Team gegen den Wechsel
entschlossen. Für 2 Punkte hat es dann gereicht. Manchmal ist es so. NRW war an dem Tag
aber auch wirklich stark.
Das letzte Spiel des Tages war gegen Niedersachsen. Da wurde dann mal komplett neu
aufgestellt. Tali auf die 1, Nick auf die 2 und Fenitra als Tireur. Irgendwie lief es auch etwas
besser. Das Spiel gewannen wir dann relativ unspektakulär und es war auch nicht so
angespannt. Fenitra hatte jedoch keine so gute Laune. Es ist dann schon schwierig sein
Team zu motivieren, vor allem bei so unterschiedlichen Charakteren. Der eine ist enttäuscht,
der andere versteht die Leistung seiner Mitspieler nicht, den einen kann man nicht lesen und
dem anderen ist es egal.
Auf jeden Fall war das Erreichen der K.O.-Runde noch möglich. Wir mussten noch die
letzten beiden Spiele gegen Hessen und BaWü, beide hinter uns, am nächsten Tag
gewinnen. Das ist durchaus machbar! Danach ging es nicht mehr ums Spielen, sondern ums Essen. Wie immer sehr wichtig. Dieses Mal ging es zu einem Italiener in Bad Kreuznach und es wurde geschlemmt.
Am Sonntag war ich persönlich sehr positiv gestimmt. Nach dem Frühstück verabschiedeten
wir uns von der Unterkunft und Tali und ich stimmten im Bus schon einmal „Hessen fressen” an,
um uns Mut vor dem Spiel zu machen. Allerdings stand es da, am morgen in der Frühe um 9 Uhr, schnell 6 zu 0 und wir kamen einfach nicht richtig rein. Trotz der schönen Kulisse und der positiven Stimmung am Morgen kamen wir nicht in unser Spiel. Wir hatten meist sogar Kugelvorteil. Es wollte einfach nicht.
Nach dem Spiel war die Laune meines Teams natürlich im Keller. Jeder reagiert da natürlich
anders und da ist es schwer, das Team zu motivieren. Die K.O. Phase war jetzt natürlich
futsch.
Da Fenitra etwas deprimiert war, spielen wir im letzten Spiel mit Tali, Fabio und Nick in der
Aufstellung. Das Spiel lief auch zunächst sehr gut. Wir führten schnell zu 8. Doch dann drehte BaWü und
das brachte direkt was. Da merkt man, dass dieses strategische Mittel nie vernachlässigt
werden sollte. Bald stand es 8 zu 9 für BaWü und die letzte Aufnahme brach heran. Wir hatten noch genau
4 Kugeln auf der Hand, der Gegner keine. 2 Kugeln für den Sieg würden also reichen. Fabio
legte und traf die einzige Kugel, die vor der Sau lag, vom Gegner und drückte sie auf Punkt.
Sehr bitter! Nick brachte folgend seine beiden Kugeln auch nicht und Fabio hatte nun die
letzte Kugel. Schuss für eine Entscheidungsaufnahme war nun das Motto. Fabio ging in den
Kreis und traf. Also ging es weiter. Jetzt würde ich die Aufnahme auch gerne spannend
ausschmücken, aber leider war die nun sehr unspektakulär. Der Gegner brachte gute
Kugeln, traf unsere und machte den Sieg klar. Es wurde am Ende ein 9:11. Stephan und ich mussten ganz schön leiden an der Seitenlinie. Aber es fehlte halt das Etwas, was uns das gesamte Wochenende schon fehlte.
Doch positiv war die Einstellung am Ende. Wir hätten auch das Platzierungsspiel auslassen
können und nach Hause fahren. Doch Fabio, Tali und Nick wollten das Spiel gegen
Niedersachsen um Platz 5 noch bestreiten. Nick durfte jetzt auch das 2. Spiel in Folge
Erfahrungen als Tireur bei den Espoirs sammeln und er machte das auch gut.
Das Spiel ging wieder super los. Schnell gab’s eine hohe Führung von 9 zu 2Alle spielten
ziemlich gut. Der Gegner wechselte wieder und schon wieder war bei uns ein Bruch im
Spiel. Es wollte einfach nicht laufen. Ich glaube für mich war es nerviger als für die drei auf
dem Platz, man will ja immer was machen, aber es geht nicht. Ich konnte immer nur
motivieren.
Letztendlich kam der Gegner auch wieder hier ran und wir verloren noch 9 zu 13 . Das war
wirklich schade. Ich hätte mir noch einen versöhnlicheren Abschluss gewünscht. Danach
ließen wir das Turnier mit den Niedersachsen Revue passieren und spielten noch eine Partie
zusammen. Da durfte ich das erste mal selbst ran. Das war dann doch nochmal schön. Der
eine oder andere Kontakt wurde auch nochmal geknüpft. Solche Veranstaltungen sind nicht nur für die Jugendarbeit wichtig, sondern auch um Brücken zwischen Ost und West zu schlagen. Die bestehen auch bei Boule. Das merkt man extrem. Bei uns hat auch wieder Jugend gefehlt. Wenn 2 Jugendliche ausfallen wird es bei uns schon problematisch ein Jugendteam zu stellen. In ein paar Jahren haben wir auch
keine Jugend mehr sondern nur noch Espoirs! Bitte engagiert euch da und versucht etwas
Jugend zu begeistern. Eine Stunde pro Woche am Nachmittag reicht meist schon aus, um
ein Feuer zu entfachen.
Am Ende fuhren wir wieder mit mehr Erfahrung nach Hause, aber ohne Erfolge. Das
erinnerte mich etwas an die Jahre vor 2024. Aber es gibt ja noch ein paar Veranstaltungen
dieses Jahr. Wir können garantiert mehr. Nach dem traditionellen MC Donald’s-Dinner waren wir dann fast alle wieder Zuhause. Für mich war es eine gewöhnungsbedürftige, aber sehr interessante Erfahrung als Trainer zuzuschauen. Auch das muss ich erst einmal lernen. In der Zukunft hoffe ich, dass wir wieder
zurück in die Erfolgsspur finden und noch viel wichtiger, viele junge Talente spielen sehen!
Danke für euer boulistisches Interesse! Euer Ari aus Dresden