
Nachdem der Zulauf zu diesem in der PV Ost-Landschaft noch recht jungen Turnier sich trotz der kulinarischen Attraktion des “Chemnitzer Mutzbratens“ in den letzten Jahren in eher abwärts gerichteten Bahnen bewegt hatte, schuf das CPC-Organisationskomitee nun einen zusätzlichen Anreiz und lud kurzerhand Spieler aus Chemnitz‘ Partnerstadt Düsseldorf zu sich ein, und zwar vom renommiertesten Verein Deutschlands, denn beispielsweise im 2023 veröffentlichten europäischen Ranking belegte “Düsseldorf sur place“ als bestes deutsches Team immerhin den 10. Platz.
Die Enttäuschung war dann aber groß, als auf dem Tuvero-Anmeldebogen lange Zeit lediglich 14 Doublette-Formationen auftauchten. Da traf es sich gut, dass eine Chemnitzer Abordnung eine Woche zuvor im fränkischen Hof an einem Turnier teilnahm und die Hofer darum bat, trotz eigener Ligaverpflichtungen Teams nach Chemnitz zu schicken. Und tatsächlich, die dreiköpfige Familie Thümmel, verstärkt durch Emile Ledig, machte sich auf den Weg nach Chemnitz und verstärkte dort das Teilnehmerfeld!
Dafür gebührt ihnen ein herzlicher Dank, denn nun waren immerhin 16 Teams am Start, und es kamen einige zusätzliche Ranglistenpunkte zur Ausschüttung.
Die aus der NRW-Metropole in Europas Kulturhauptstadt 2025 angereisten Stefanie und Stefan Korn sowie Karl Kenn hatten natürlich andere Ambitionen als PV Ost-Punkte zu sammeln. Ihnen ging es um die Entwicklung einer Partnerschaft zwischen den beiden Vereinen, und so war es nur folgerichtig, dass ihnen jeweils ein(e) Chemnitzer Spieler(in) zugeteilt wurde, und so spielte Stefanie mit CPC-Präsident Stephan Weigel, Stefan mit seinem Chemnitzer Stefan-Counterpart, und Karl mit Antje Müller.
So viele Stefans – aber wo waren eigentlich die Spitzenspielerinnen und -spieler des PV Ost? Aus der Top Ten der Rangliste erschien lediglich der Dresdner Fethi Aouissi auf der Anlage des VfL Chemnitz im Stadtteil Bernsdorf, und der war zunächst solo, da sein Spielpartner kurzfristig abgesagt hatte. Zum Glück für ihn sprang CPC-Amazone Sandra Fritsche ein, mit der er vor Jahren schon einmal mehr oder weniger erfolgreich zusammengespielt hatte.
Aus Dresden waren noch zwei weitere Teams am Start: Frank Hascha/Kai Lübke und Tom Tschintscharadse/Gerald Adler. Aus Halle kam ein Team: Klaus-Jürgen Zimmermann und PV Ost-Präsident Heiko Kastner. Und noch ein halbes, denn Dessi Eckhardt spielte mit dem Chemnitzer Gert “Karo“ Schwarz. Aus dem Oberlausitzer Raum auf kompliziertem Wege mit der Deutschen Bundesbahn angereist waren Douran Ahmad und Jean Abe. Monika Kupsch, vom BCLL, vervollständigte das Feld der Auswärtigen. Auch sie hatte sich mit einer Einheimischen zusammengetan: mit Martina Franke.
Alle anderen bisher nicht genannten Spieler(innen) waren demnach Chemnitzer, wobei man bei Petra Frei und Marlies Niehoff ja eher von “Wahlchemnitzerinnen“ sprechen muss.
Die Abwesenheit der Shooting Stars – insbesondere die Stahlballer sind hier gemeint – bot nun immerhin die Chance für bis dato eher unbetuchtere Boulist(inn)en, nun endlich mal den eigenen Trophäenschrank etwas aufzufüllen.
Und das taten sie auch: Im Halbfinale tummelten sich plötzlich mit den Oberlausitzern Douran Ahmad (aktueller Ranglistenplatz: 105) und Jean Abe (noch gar nicht in der Rangliste vertreten!) sowie den Chemnitzer(inne)n Sandra Fritsche (113) und Stefan Dobbratz (74) Spieler(inne)n, die bisher wenig Zählbares in ihrer – zugegeben eher kurzen – Boulekarriere aufzuweisen haben. Komplettiert wurde das Feld durch die erfahrenen Dresdner Kai Lübke, Frank Hascha und Fethi Aouissi sowie den Düsseldorfer Stefan Korn.
Sandra und Fethi hatten im Viertelfinale immerhin das eigentlich als überlegen eingestufte La-Boule-Rouge-Team Tom/Gerald in die Schranken verwiesen und wiederholten nun ihr Husarenstück gegen Kai und Frank. Und die hatten immerhin zuvor in den drei Quali-Runden und im Viertelfinale eindrucksvoll geglänzt und gnadenlos alles abgeräumt!
Spannend wurde es in Halbfinale 2. Hier standen Douran und Jean ganz kurz vor dem Einzug in ein nie erwartetes A-Finale. Sie führten bereits mit 12:8, als sie sich die Butter dann doch noch vom Brot nehmen ließen. Schon in der vorletzten Aufnahme hätte die Düsseldorf-Chemnitz-Kombi Schluss machen können, als Stefan Dobbratz zunächst an die Zielkugel legt, dann seine zweite Kugel erfolgreich hinterherbefördert, aber dann mit seiner letzten Kugel scheitert. So blieb es nur beim Viererpack.
Also 12:12, und nun steht der Chemnitzer Stefan wieder im Mittelpunkt, als er gleich mit einem Palet-Schuss Eindruck schindet. Jean kann diese Kugel zwar im zweiten Versuch verbessern, aber nach zwei erfolglosen Legwürfen des Düsseldorfer Stefan haut CPC-Stefan kurzerhand wieder einen Schuss aus der Erfolgskiste, dessen Auswirkung die Oberlausitzer nicht mehr toppen können.
Im Finale stehen also Sandra und Fethi auf der einen und die doppelten Stefans auf der anderen Seite. Und es zeigen sich zwei unterschiedliche Strategien: Während die Stefans offensiv spielen und bei jeder auch nur entfernt an Kugelvorteil erinnernden Situation schießen, bevorzugen Sandra und Fethi die vorsichtige Variante. Das heißt, Sandra muss erstmal ihre Kugel auf Geheiß ihres Partners auf eine von ihm bestimmte Position legen, bevor dieser sich – vielleicht – zu einem Schuss hinreißen lässt.
Dennoch liefert Fethi im Verlauf des 13 Aufnahmen umfassenden Matches immerhin 16 Schüsse ab – und damit zwei mehr als Stefan Dobbratz. Aber dieser hat die bessere Trefferquote: 43%, im Gegensatz zu den – für seine Verhältnisse – unterirdischen Quote von 37.5 % Fethis.
Hier zur Veranschaulichung der Unentschlossenheit des Fethi-Teams eine textliche Aufarbeitung der letzten Aufnahme. Grob der Spielverlauf bis dahin: Nach klarer 11:3-Führung hat CPC/D-s-p zwischenzeitlich die Konzentration verloren, ein 5er-Pack zugelassen, sich dann aber wieder gefangen, sodass es nun 12:9 steht. Fethi, der in den letzten Aufnahmen dazu übergegangen ist, selbst die erste Kugel zu werfen, legt auf 30cm kurz rechts von der Zielkugel. Der Düsseldorfer Stefan tut nur so viel wie nötig, seine Kugel landet ebenfalls auf 3ocm kurz, aber eben nicht rechts. Nun folgen vier Kugeln von Sandra und Fethi, die aber allesamt nicht geschossen werden und nicht für eine Verbesserung der Situation sorgen können. Erst mit seiner letzten Option schießt Fethi endlich – wohl aus purer Verzweiflung – trifft aber die falsche Kugel.
Die Chemnitz-Düsseldorfer Kombination gewinnt also ganz folgerichtig – auch im Sinne der Städtepartnerschaft. Anschließend durfte noch ausgiebig gefeiert werden. Die Stadt Chemnitz hatte sich nicht lumpen lassen, und sämtliche Verpflegung gesponsort. Den Mutzbraten gab es diesmal erst nach Abschluss des Turniers. Und er schmeckte vor allem den Chemnitzern und Düsseldorfern vortrefflich!
Als Ausbau dieser ersten vorsichtigen Kontaktaufnahme der beiden Vereine sind weitere Treffen geplant. So etwa in der Wintersaison, wenn eine Abordnung von Chemnitzern voraussichtlich nach Düsseldorf reist und dort dann deren Boulehalle nutzen kann. Eine solche Gelegenheit fühlt sich für diesen zwar traditionsreichen, aber gemessen an den Erfolgen, doch eher unbedeutenden Verein an wie ein Sechser im Lotto!
Endergebnis A-Turnier:
Sieger: Stefan Korn/Stefan Dobbratz (Düsseldorf/Chemnitz)
Finalisten: Sandra Fritsche/Fethi Aouissi (Chemnitz/Dresden)
Dritte Plätze:
Douran Ahmad/Jean Abe (Horken-Kittlitz) und Frank Hascha/Kai Lübke (Dresden)
Viertelfinalisten:
Stefanie Korn/Stephan Weigel (Düsseldorf/Chemnitz; 9:13 gegen Stefan/Stefan); Tom Tschintscharadse/Gerald Adler (Dresden; 9:13 gegen Sandra/Fethi); Antje Müller/Karl Kenn (Chemnitz/Düsseldorf; 6:13 gegen Douran/Jean); Martin Jenke/Detlef Schwede (Chemnitz; 3:13 gegen Frank/Kai) Endergebnis B-Turnier:
Sieger: Dessi Eckhardt/Karl Kenn (Halle/Düsseldorf)*
Finalisten: Marcel Neumann/Peter Günther (Chemnitz)
Dritter Platz: Petra Frei/Marlies Niehoff (Chemnitz)
*Erklärung: Karl Kenn war mitnichten doppelt unterwegs! Er ersetzte nur gegen Ende des Turniertags den Chemnitzer Gerd “Karo“ Schwarz, den die Arbeit rief.









