Jugendboulecup Leipzig: Boule ist eben doch cool!

Die Siegerinnen aus Gersdorf: Luisa Hertel und Chiara Thalacker (Bildquelle: Frank Hellriegel)
Die Siegerinnen aus Gersdorf: Luisa Hertel und Chiara Thalacker (Bildquelle: Frank Hellriegel)

Anders als im Mutterland des Pétanque oder in den direkt daran angrenzenden Bereichen der deutschen Hemisphäre generieren sich in unserer PV Ost-Heimat neue Bouletalente nicht auf   natürliche Weise, sondern müssen in mühevoller Kleinarbeit an unseren Sport herangeführt werden, teilweise auch durch das Bereitstellen attraktiver Anreize. Eines dieser ausgelegten  Köder ist seit Jahren der von der Hotelkette NOVOTEL gesponsorte Jugendboulecup für Schulen, deren Gewinner nicht nur einen voluminösen Pokal in den Leipziger Himmel recken kann, sondern auch einen Gutschein im Wert von 300 Euro für die Ausrichtung einer Klassenfete erhält.

Dass es eines solchen Ansporns unbedingt bedarf, erklärt sich nach wie vor durch die mangelnde Strahlkraft dieser trendigen Präzisions-Sportart unter Jugendlichen unserer Breiten. Wenn mit dem Begriff „Boule“ überhaupt etwas assoziert wird, so sind es vielleicht am ehesten sich langsam über sonnenüberflutete Sandplätze im Süden Frankreichs dahinbewegende Pensionäre und deren ebenso gemächlich dahinrollende Kugeln oder ein als unbequem und unnötig empfundener Unterricht in der zweiten Fremdsprache. Die Wunschvorstellung von Rasanz, Tempo oder Dynamik könnte diesen evozierten Bildern nicht ferner sein.

Insofern muss es nicht überraschen, wenn beispielsweise ein boulebegeisterter Französischlehrer aus dem Erzgebirge, der seinen Zöglingen immer wieder von den Vorzügen seines idealisierten Sports berichtet, zunächst einmal auf taube Ohren stößt. Doch Beharrlichkeit führt mitunter ans Ziel, und so ergab sich eines schönen Tages die Konstellation, dass ein Teil seiner zusammengewürfelten Klasse nicht verfügbar war und sich somit ein Fortfahren im Unterrichtsplan als wenig sinnvoll erwies. Was also tun? Da, ein Geistesblitz durchfährt den Pädagogen, und er erinnert sich an die im Kofferraum seines Autos wartenden Kugeln. Kurzerhand erhebt er „Pétanque“ im Bereich französische Landeskunde zum neuen Lernziel, schließt Schulranzen und Lehrbücher im Klassenzimmer ein und begibt sich mit den Schülern auf die Kugelstoßanlage des Sportplatzes. Und siehe da, mit einem Mal geschieht etwas, was sich kein Schüler je erträumt hätte, er findet heraus, dass Boule ja eigentlich doch ganz cool ist und möchte mit dem Spielen gar nicht mehr aufhören…

Der Virus breitet sich aus, man trifft sich fortan sogar in der Freizeit, um zu trainieren, und es bilden sich Teams, die nach Leipzig fahren wollen. Dort belegen die Achtklässler aus Olbernhau zwar aufgrund des immer noch begrenzten Trainingsvolumens erst einmal nur hintere Plätze, aber der Ehrgeiz ist geweckt, im nächsten Jahr will man ganzjährig trainieren und die Ergebnisse verbessern.

Ein kontinuierliches Training im Rahmen eines von der Schule angebotenen Ganztagesangebot ist nämlich der Schlüssel zum Erfolg. Eine solche Möglichkeit eröffnete sich im vergangenen Schuljahr in dem vor den Toren von Chemnitz gelegenen Gersdorf. Die Teilnahme am GTA wurde hier den Schülern zur Pflicht gemacht, als Alternative zu Boule wurde jedoch lediglich eine weitere Variante angeboten: Schach! Da mag es nicht verwundern, dass sich viele Schüler für die ihrer Meinung nach weniger denkintensive Option entschieden…

Spieler des 1. Chemnitzer PC übernahmen die Betreuung und weihten die Jugendlichen, ob sie nun wollten oder nicht, ein ganzes Jahr lang in die Geheimnisse der Bouletechnik ein. Das Interesse an einem Ausflug nach Leipzig kurz vor dem Schuljahresausklang war zwar nicht überragend, am Ende fanden sich aber zwei Teams, von denen eines am Schwanenteich für Furore sorgte: Luisa Hertel und Chiara Thalacker zeigten, dass sie das Einmaleins des Schießens und Legens schon begriffen hatten. Nacheinander konnten sie die Favoriten aus Dresden (das Team der schon länderpokalerfahrenen Leonie Fröhlich) und Leipzig (die fernöstlich angehauchten Ratchanok Inthavong und Le Viet Duc Bui) in die Knie zwingen und am Ende die ersehnten Siegpreise in den Händen halten! Vielleicht werden wir die Namen der beiden in Zukunft ja noch an exponierterer Stelle wiederfinden…

Das Endklassement:

1.Luisa Hertel / Chiara Thalacker (Gersdorf)

2.Ratchanok Inthavong / Duc Bui (Leipzig)

3.Alexander / Julian (Halle)

4.Tim Schwartling / Laurin Marx (Leipzig)

5.Annemarie Frenzel / Leonie Fröhlich (Dresden)

6.Max-Marcel Knab / Jakob Gläßer (Olbernhau)

7.Eric Lichtenberg / Louis Nickel (Halle)

8.Leon Eckhardt / Niklas Buschbeck (Olbernhau)

9.Dave Witte / Torben Scheibert (Halle)

10.Markus Püschel / David Glowatzki (Gersdorf)

11.Julia Fischer / Cynthia Voit (Olbernhau)

12.Marek Lenke / Tobias Fleischer (Leipzig)

mehr Bilder: http://www.jugendboulecup.de/fotos/jbc2014/index.html