Schon zum sechsten Mal fand das einzige Turnier Deutschlands (oder sogar der ganzen Welt???) statt, bei dem die größte Aufmerksamkeit nicht dem Sieger, sondern dem Vizemeister zuteil wird. Insgesamt 33 Tête-à-tête (oder, neudeutsch, „Tat“)-Spezialistinnen und Spezialisten (oder solche, die es vielleicht mal werden wollen?) begaben sich diesmal auf das Vereinsgelände von La Boule Rouge an der Meschwitz-Arena. Die meisten Teilnehmer kamen wie üblich aus Dresden, aber auch einige Chemnitzer, ein Leipziger und zwei auf PV Ost-Rundreise befindliche Berliner (die tags zuvor das Weimarer Salve-Turnier gewonnen hatten!) waren am Start. (Fast alle der illustren Teilnehmer können – fotografiert von Turnierorganisatorin Anka Reichert – hier in einer Slideshow bewundert werden: http://labrdresden.de/?p=7517)
Zu gewinnen, und zwar exklusiv vom Turnierzweiten (!), war wiederum der sogenannte “Baum der Stärke“, dessen herausragende Bedeutung auch schon vom Weltunternehmen Google in der Form honoriert wurde, dass mit der Dresdner Veranstaltung in Verbindung stehende Einträge zu diesem Begriff bereits auf der ersten Seite der Suchergebnisse erscheinen. Nicht so eindeutig zu klären ist jedoch nach wie vor die Frage nach der Attraktivät des silbrigen Ungetüms. Fakt ist zumindest, dass Sabine Friedel, Lebensgefährtin des diesjährigen Finalteilnehmers Andreas Endler, diesen deutlich und für alle hörbar aufforderte, die Prämie möglichst nicht zu gewinnen.
Diesem Wunsch entsprach Andreas – wenn auch knapp – und begnügte sich mit dem mickrigen Nebenpreis für den Turniersieger, einem unscheinbaren, aus Holz geschnitzten Reh. Um diesen Preis zu erringen, war es allerdings nötig, zur Höchstform aufzulaufen, denn Konkurrent Fethi Aouissi tat alles, um das Unterfangen zu unterbinden. Nach drei zunächst verlorenen Aufnahmen kämpfte er sich eindrucksvoll zurück und ging schließlich mit 6:5 in Führung. Mit einer weiteren direkt ans Ziel gelegten Kugel sorgte er sofort für weiteren Druck, den Andreas aber nach der oben geschilderten Intervention Sabines durch eine erfolgreiche Sau-Entsorgung effizient abbauen konnte.
Andreas hatte nun Blut geleckt, und in der folgenden Aufnahme gelangen ihm zwei saubere Carreau sur place-Schüsse. Er konnte sich damit mit 8:6 wieder etwas absetzen. Die nachfolgenden fünf Aufnahmen waren dann hartumkämpft, und es wurde nur jeweils ein Punkt verteilt – drei für Fethi, zwei für Andreas.
9:10, alles scheint noch drin – aber Fethi ist am Ende dem Druck nicht mehr gewachsen und verlegt eine entscheidende Kugel. Andreas hat schon den Punkt und nun auch genügend Platz für zwei weitere siegbringende Kugeln…
Eine Niederlage, die wohl so auch vom unterlegenen – nach der Philosophie der Turnieridee eigentlich siegreichen – Fethi so empfunden wird. Bei der anschließenden Ehrung würdigt er jedenfalls die von ihm errungene Trophäe, die ihm vermeintlich Stärke für ein ganzes Boulejahr verleihen soll, keines Blickes…
A-Turnier
1. Platz: Andreas Endler (LaBR Dresden)
2. Platz: Fethi Aouissi (LaBR Dresden)
3. Platz: Peter Giebisch (LaBR Dresden)
4. Platz: Tangi Andro (LaBR Dresden)
5. Platz: Paul Förster (LaBR Dresden), Rayk Lohse (Chemnitz), Tom Tschintscharadse, Gerald Adler (beide LaBR Dresden)
B-Turnier
1. Platz: Matthias Schmitz (Boule Devant Berlin)
2. Platz: Raimund Ottow (LaBR Dresden)
3. Platz: Vincent Drews (LaBR Dresden); 4. Platz: Sabine Friedel (LaBR Dresden)