Seit nunmehr fünfzehn Jahren hält sich das Turnier „Salve“ standhaft in der PV Ost-Landschaft. Das Teilnehmerfeld des zentral auf dem Beethovenplatz ausgetragenen Events konnte dabei allerdings nie mit ähnlich imposanten Zahlen wie denen der ambitionierteren Vereine aus Leipzig, Halle oder Dresden aufwarten. Statt des Erreichens sportlicher Würden wird in Weimar eher die Spielfreude großgeschrieben. Insofern hatte das Turnier in den Anfangsjahren vorwiegend Spaßcharakter. Inzwischen hat jedoch auch hier der ernste Wettkampf Einzug gehalten, und es gibt Ranglistenpunkte für die Sieger und Bestplatzierten.
Benannt wurde die Veranstaltung nach einer Inschrift am Fuße einer Treppe in Goethes Wohnhaus. Der Besucher sollte auf dem Weg über die 33 Stufen über die Bedeutung dieser lateinischen Begrüßung nachdenken und sich innerlich auf das Gespräch mit dem Gastgeber vorbereiten.
„Salve“ bedeutet wörtlich übersetzt „sei gesund“. Leider konnte bei der diesjährigen Austragung die Formel so nicht umgesetzt werden. Eine Spielerin aus Ostwestfalen stürzte kurz vor Beginn der Spielrunden unglücklich mit dem Gesicht auf eine Steinkante. Die in der Nähe befindlichen Boulespieler und -spielerinnen betätigten sich sogleich als Ersthelfer und wirkten beruhigend auf die Gestürzte ein. Nach wenigen Minuten erreichten Sanitäter die Unglücksstelle, versorgten die Sportkameradin und transportierten sie ins Krankenhaus. Beste Genesungswünsche auch von dieser Stelle.
Durch diesen bedauerlichen Vorfall reduzierte sich das Teilnehmerfeld auf 22 Teams, die vorwiegend aus Jena, Leipzig, Chemnitz, Dresden, der Oberlausitz sowie dem gastgebenden Weimar kamen.
Schon bald kristallisierten sich klare Favoriten heraus, die später auch das Endspiel bestreiten sollten. Das zeigte sich bereits in der Vorrunde, als die späteren Drittplatzierten aus Chemnitz gegen das Siegerteam eine Fanny kassierten. Dass dieses Ergebnis keine Ausnahme war, sondern ein realistisches Abbild der Kräfteverhältnisse darstellte, zeigte sich dann auch im Halbfinale, als diese Teams erneut aufeinandertrafen. Die Chemnitzer machten hier zwar den ersten Punkt, gingen anschließend aber leer aus. Gegen den auf schwierigem, harten Boden überragend legenden Tangi Andro, sowie den „95%-Schützen“ Andreas Endler war eben kein Kraut gewachsen.
Auch die Jenaer Peter Adrian und Lali Lali waren relativ problemlos bis ins Finale vorgerückt. Lediglich im Halbfinale – gegen Konkurrenz aus dem eigenen Lager – gerieten sie etwas ins Schwitzen. Lali hatte nach gewonnener Platzwahl ein extrem schwieriges Terrain ausgewählt (die Verlängerung der Bahn des anderen Halbfinales), das gleichzeitig für die Besucher einer am gleichen Tag auf dem Beethovenplatz stattfindenden Kulturveranstaltung gewissermaßen als Einflugschneise diente. Diese zahlreichen Überraschungsgäste maßen der Trendsportart Pétanque leider nicht die ihr zustehende Ehrerbietung zu und verzögerten durch ihr respektloses Durchlaufen maßgeblich den Ablauf, sodass der Oberschiedsrichter (heute in Doppelfunktion: Andreas Endler!) schließlich ein Machtwort sprechen musste und die Partie auf einem abgelegeneren Platz fortsetzen ließ.
Zu schon vorgerückter Stunde fand dann das Finale statt. Nicht nur die schon untergehende Sonne, auch der dichte Baumbestand in der abgelegenen Ecke sorgten für rasch nachlassende Sichtverhältnisse.
Gleich in der ersten Aufnahme sorgten Peter und Lali durch sichere Zehnmeter-Legwürfe für einen klaren 4:0-Vorsprung. Wer nun aber auf eine schnelle Abwicklung des Finales gesetzt hatte, sah sich getäuscht. Andreas und Tangi machten zuerst einen Punkt gut und profitierten anschließend von einer durch Tangi bei 9m Entfernung bis an die Sau gelegten Kugel, die der inzwischen als Tireur agierende Lali mit seinem Schuss nicht wegbekam. Man entschied sich nun fürs Legen, aber Tangi und Andreas legten dreimal besser: 4:5!
In der folgenden Aufnahme reißen sich die Jenaer dann zusammen, auch wenn Peter erst im dritten Versuch ein geeigneter Legwurf gelingt. Aber Andreas schießt nun zweimal daneben, die 95%-Quote kann bei schwindender Sicht nicht aufrechterhalten werden. Anschließend legt Lali noch zwei rein, es steht 7:5.
Und dann 8:5 und 10:5, nach den nächsten Aufnahmen. Die Partie scheint entschieden, zumal die einsetzende Dunkelheit nicht gerade zum Weiterspielen einlädt. Aber die Dresdner scheren sich nicht um die Bedürfnisse des Publikums, das das Cochonnet kaum noch wahrnehmen kann. Sie verkürzen auf 6:10 und nehmen dann zum ersten Mal die Hilfe des Baums in Anspruch…
Baum? Da war doch was? Ja richtig, der sogenannte „Baum der Stärke“, der regelmäßig in Dresden an den „Landforstvizemeister“ ausgegeben wird. Nun steht er plötzlich in Weimar, und die Dresdner profitieren von ihm. Der Baum steht nämlich auf einer kleinen Anhöhe, das Cochonnet liegt in einer Kuhle direkt dahinter. Um das Ziel anzusteuern, muss also zunächst der Baum „erklommen“, also über die Anhöhe gespielt werden. Tangi schafft das zweimal, Andreas einmal. Ihre Kugeln rollen effektvoll an die Sau, während Lali zweimal zu kurz legt. Der Rückstand beträgt nur noch einen einzigen Punkt.
Jena macht nun keinen Stich mehr, und die Partie entscheidet sich in den nächsten drei Aufnahmen. Beim Stande von 11:10 legt Dresden das Cochonnet wieder seitlich versetzt hinter den Baum, sodass es vom Kreis aus gerade noch zu erkennen ist. Peter protestiert, aber der Oberschiedsrichter informiert ihn darüber, dass dies regelkonform sei. Und Tangis erste Kugel nimmt wieder den gleichen Laufweg: über den Baum rollt sie herunter und dockt an die Sau. Lali und Peter schießen abwechselnd, dreimal, vergeblich. Lalis Legversuch bleibt kurz, Peter Verzweiflungsschuss verfehlt wieder. Dann schießt Lali und trifft, gewinnt aber nicht den Punkt, treibt die Sau nur ein Stück nach vorne. Tangi bleibt es dann vorbehalten, den letzten entscheidenden Punkt zu machen. Peters anschließendes nochmaliges Lamentieren über den seiner Meinung nach unfairen Sauauswurf kommentiert Andreas nur noch lapidar mit einem Satz aus der Pétanque-Spielphilosophie: „Wir legen die Kugel dahin, wo wir gut hinkommen!“ Oder, anders ausgedrückt: Wir stellen den Baum dahin, wo er uns nutzt!
Endergebnis A-Turnier:
Sieger: Tangi Andro/Andreas Endler (Dresden; 13:10 im Finale; 13:1 im Halbfinale gegen Jörg und Detlef)
Finalisten: Lali Lali/Peter Adrian (Jena; im Halbfinale Sieg gegen Martin und Daniel)
Dritter Platz: Jörg Weinhold/Detlef Schwede (Chemnitz)
Vierter Platz: Martin Haupt/Daniel Bic (Jena)
Viertelfinalisten: Christina Rose/Florian Krahmer (BC LL/Dresden; 5:13 gegen Tangi und Andreas); Patricia Stehr/Antje Müller (Leipzig/Chemnitz; 3:13 gegen Lali und Peter); Anke Malmwall/Harry Stein (Weimar; 3:13 gegen Jörg und Detlef); Heiko Trampler/Uwe Schwartz (Leipzig; 8:13 gegen Martin und Daniel)
Endergebnis B-Turnier:
Sieger: Ingo Wonsack/Volker Drusche (Chemnitz/Weimar)
Finalisten: Sandra Hochmuth/Sabine Friedel (Chemnitz/Dresden)
Hallo Boulisten,
falls jemand Informationen über den Gesundheitszustand oben erwähnter Spielerin hat,
bitte informiert uns (laudien@hotmail.de), da es Nachfragen von Spielern dazu gibt,
beste Grüße Stephan
Lieber Stephan,
kurzer Nachtrag: Antje war in Kontakt mit den beiden – es geht den Umständen entsprechend gut…
Viele Grüße!
Sabine