23. Pastisturnier Leipzig: Die Mutter aller Aufholjagden!

Konnten sich wieder einmal freuen: Fethi, Albert und Jens

Das Leipziger Pastisturnier gab es von 1997 bis 2013 als Doublette-Konkurrenz, bevor es dann zum Triplette-Event aufgewertet wurde. Die Teilnehmerzahl hat sich im Laufe der Jahre stabil auf knapp dreißig Teams eingependelt, auch diesmal waren wieder 28 am Start, also konnte insgesamt eine stattliche Zahl von 84 Boulist(inne)n erreicht werden.

Traditionsgemäß sind außer den PV Ost-Vereinen auch immer wieder herausragende Vertreter Berlins am Start, so auch bei der diesjährigen Ausgabe. Den erfolgreichsten Parcours 2019 absolvierten dabei die Boule devant-Größen Abdelkader Tahar-Mansour und Ali Aliosman, verstärkt durch Noy Vanhop Nguyen von den Bouledozern.

Dieses Team gewann von vier Vorrundenbegegnungen drei souverän, und leistete sich erst in Runde 4 einen Lapsus: 1:13 gegen das PV Ost-Spitzentriplette Jens Riedel/Fethi Aouissi/Albert Wendt. Aber da die K.O.-Runde der besten acht schon erreicht war, konnte dieser Ausrutscher verschmerzt werden…

…zumal man im Halbfinale, nach zuvor siegreich gestaltetem Viertelfinale (gegen die Dresdner Tom Tschintscharadse und Patrick Lehmann, verstärkt durch den eigenen BdB-Kameraden Matthias Schmitz) die Gelegenheit bekam, die Dinge geradezurücken.

Und es gelang, das PV Ost-Aushängeschild gleich auf dem falschen Fuß zu entwickeln. Ali legte souverän vor, Kader und Noy entsorgten die zu schießenden Kugeln ohne Probleme, während den Dresdner-Leipzigern ein paar Fehler unterliefen. So stand es nach zwei Aufnahmen bereits 5:0 für Berlin.

Auch in der anschließenden Aufnahme sorgt eine einzige verlegte Kugel von Fethi dafür, dass die Berliner am Ende drei Punkte machen. Man kann also nicht sagen, dass unsere PV Ost-Spieler schlecht spielen, der Gegner ist schlichtweg einfach zu gut!

Doch Jens, Fethi und Albert wollen nicht klein beigeben. Sie wissen aber auch, dass sie nur mit einem Höchstmaß an Geduld und Stehvermögen ans Ziel kommen können. In der nächsten Aufnahme schießt Jens in einer brenzligen Situation einfach die Sau aus und gleich darauf gelingt Leger Ali das gleiche Kunststück, nachdem sein Milieu Noy zweimal daneben geschossen hat.

Aber damit nicht genug, denn anschließend ist Jens wieder an der Reihe, als er eine Kugel entsorgt und das dahinter befindliche Cochonnet mit über den Zielstrich geht. Der Spielstand scheint auf 0:8 festgezurrt zu sein, das Spiel verharrt in der Ewigkeitsschleife…

…bis es den Dresdner-Leipzigern dann doch dank eines gelungenen Albert-Schusses gelingt, endlich einen Punkt zu machen: 1:8 nur noch, aber das Ziel ist immer noch so unendlich weit entfernt!

Zumal die Berliner jetzt wieder auf die Gastube drücken: Kader schießt zweimal erfolgreich, Ali legt noch einen dazu, es steht 10:1. Wer soll das noch aufholen, zumal gegen einen so souverän aufspielenden Gegner?

Auch in der Folge läuft alles perfekt, bis Noy dann ein Fehlschuss unterläuft. Der Vietnamese beginnt zu schwächeln, auch sein anschließender Legwurf verfehlt das Ziel. Kader lässt sich anstecken, er dockt nur an, vermag es nicht, die gegnerische Kugel zu überholen. Und er verlegt gleich noch einmal! Fethi und Jens stoßen gnadenlos in die Wunde, für das Team springen drei Punkte heraus, es steht 4:10, vielleicht geht ja doch noch was…

Aber in der folgenden Aufnahme schießt Noy erstmal wieder die Sau aus, die Geduldsprobe hält an. Dann legt Albert eine Kugel auf 30 cm links vom neun Meter entfernten Ziel, und Team Berlin legt zweimal erfolglos, bevor Ali mit einem Verzweiflungsschuss wieder das Cochonnet im Graben versenkt…

Interessant wäre es jetzt, einmal auf die Uhr zu blicken, um die bereits gespielte Zeit zu ermessen, aber für solch banale Tätigkeiten gibt es in diesem atemberaubenden Match einfach keine Gelegenheit. Nun legt Fethi an die 8 Meter entfernte Sau, und Kader ist entnervt durch das lange Procedere, schießt zweimal vorbei. Noys Legwürfe machen das Spiel nicht wirklich eng, erst Ali gelingt das mit seinen Kugeln ein wenig. Aber die „engen Kugeln“ werden von Jens ohne mit der Wimper zu zucken entsorgt. Fethi verlegt zwar noch eine, aber Albert funktioniert: Durch ein Carreau sur place verschafft er seinem Team drei Punkte, man verkürzt auf 7:10!

Diese Verknappung scheint die Berliner nun jedoch nur noch anzustacheln. Durch einen präzisen Albert-Legwurf auf 9 Meter direkt an die Sau sehen sie sich zusätzlich herausgefordert. Kader entsorgt die Kugel humorlos, touchiert dabei die Sau, die diesmal nicht ausgeht, sondern sich bei circa elf Metern niederlässt. Doch Albert gelingt es wiederum, sich ihr anzunähern, diesmal bis auf 10 cm. Kader beantwort dies mit einem „presque-sur-place“-Schuss, d.h. seine Kugel macht den Punkt, befindet sich aber 30 cm links von der Sau. Fethi bleibt an einer Kugel hängen und legt auch beim zweiten Mal eindeutig zu kurz. Jens gelingt es dann zwar, seine Kugel 10 cm hinter die Sau zu legen, aber erst im zweiten Versuch…

Man ist jetzt kugellos, den Machenschaften des Gegners gnadenlos ausgeliefert. Und der „macht“ etwas, aber nicht genug: Noy trifft Jens‘ Kugel erst im zweiten Versuch, wobei die Sau ausgeht und das Team, da zwei Kugeln auf der Hand, zwei Punkte verbucht. Aber eben nur zwei, das berühmt-berüchtigte „Zwölferloch“ ist erreicht…

Team Ost bekommt Oberwasser und macht in der folgenden Aufnahme zwei Punkte. Es steht 9:12, der Abstand ist aber immer noch groß.

Aber nun folgt „die Mutter aller Aufnahmen“: Albert legt Punkt, Ali legt besser, Jens entsorgt. So weit so gut. Doch nun gelingt es weder Ali im zweiten Versuch noch Noy mit seinen beiden Versuchen, die ursprünglich von Albert auf 30 cm gelegte Kugel zu verbessern. Auch Ali entschließt sich zu legen, auch er versagt zweimal. Nun ist Team Berlin in der gleichen Situation wie Team Ost zwei Aufnahmen zuvor, man ist kugellos und muss den Dingen, die nun kommen, tatenlos zusehen…

Und sie kommen unerbittlich: Albert legt seine zweite Kugel sogar noch besser als die erste. Dann steigt Fethi in den Ring und platziert seine Kugel direkt neben Alberts. Drei Punkte sind da, der Spielstand ausgeglichen, ein Punkt fehlt noch. Doch Fethi hat den Wurfablauf mental gespeichert, legt nochmals eine fast identische Kugel. Und was am Anfang wie eine klare Niederlage aussah, hat sich in einen triumphalen Sieg gewandelt!

Auf dieser Wolke schwebt das Team weiter, auch im Finale profitiert es von der guten Form und schafft gleich in der ersten Aufnahme einen 4:0-Vorsprung. Gegner sind hier der Neu-Chemnitzer Tangi Andro sowie die Leipziger Stephan Iltschev und Leo Schwarze, die im Halbfinale den Dresdner Dan Stender, den Leipziger Hakka Jähnig und die Stahlballerin Franziska Kleeberg und in der Runde davor die bis dahin verlustfreien Hartmut Lohß, Dieter Büttner sowie den vereinslosen Volker Drusche ausgeschaltet haben.

Sang und klanglos geschlagen geben will sich dieses illustre Team jedoch nicht und es gelingen immer wieder Nadelstiche. Immerhin gelingt es, vier Aufnahmen für sich zu entscheiden, wobei freilich nicht allzu viele Punkte verbucht werden können, sodass sich nach insgesamt sieben Aufnahmen ein Spielstand von 9:5 für Team Dresden ergibt.

Nun jedoch schalten die Favoriten einen Gang höher, Jens schießt die von Leo knapp vor das Cochonnet gelegte Kugel souverän weg, wobei selbiges zur Seite wegspringt. Leo legt wieder den Punkt, aber Albert vermag es, dessen Kugel um 10 cm zu übertreffen, was dann wiederum Tangi um weitere 5 cm toppt. Nun lässt sich Jens nicht lumpen und schießt nahezu „sur place“. Das ist der endgültige Nagel hinein in den bereits zurechtgezimmerten Sarg für Leo, Tangi und Stephan: Zwei Punkte liegen am Boden für den Gegner, man ist gezwungen, nun erstmal zu legen, aber weder Tangi noch zweimal Stephan bringen ihre Kugeln ins Ziel. Fethi gelingt nun ein weiteres „sur place“, dann legt er seine zweite Kugel bis kurz vor die Sau. 13 liegt und die noch übriggebliebene Albert-Kugel wird nicht mehr benötigt. Félicitations!

A-Turnier: 

Finale: Jens Riedel / Fethi Aouissi / Albert Wendt (Dresden/Dresden/Leipzig) – Tangi Andro / Stephan Iltschev / Leopold Schwarze (Chemnitz/Leipzig/Leipzig): 13:5

Platz 3:  Abdelkader Tahar-Mansour / Ali Aliosman / Noy Vanhop Nguyen (Boule devant / Boule devant / Bouledozer Berlin)

Platz 4:  Franziska Kleeberg / Dan Stender / Hakka Jähnig (Stahlball / Dresden / Leipzig)

Viertelfinalverlierer:

 Ali Ali / Achraf Ben Kacem / Manoubi Ben Kacem (Boule devant Berlin): 5:13 gegen Jens / Fethi / Albert

Hartmut Lohß / Dieter Büttner / Volker Drusche (Chemnitz /Chemnitz/vereinslos) 9:13 gegen Tangi / Stephan / Leo

Tom Tschintscharadse / Patrick Lehmann / Matthias Schmitz (Dresden/Dresden/Boule devant Berlin): 8:13 gegen Kader / Ali / Noy

Julian Schönbühler/Lukas Weber/Thomas Büchner (Stahlball) 6:13 gegen Ziska / Dan / Hakka

 B-Turnier:

Platz 1: Andrea Schmidt / Gabi Büttner / Bernhard Goetzke (Boule devant Berlin)

 Platz 2: Manuela Schneider / Stephan Weigel / Petra Frei (Dresden/Chemnitz/Leipzig)

 Platz 3: Thomas Engelhardt / Petra Abel / Jörg Jacob

Platz 3:  Heiko Trampler / Caroline Sommerfeld / Laurent (Horken-Kittlitz/?/?)

C-Turnier:

 Im Finale: Peter Adrian / Lali Lali / Andrey Kriwoscheew (Jena) – Ludwig Möke / Devin Zimmermann / Karl Blütchen (Halle/Stahlball/Leipzig)

Das Finale war hartumkämpft und daher bei Redaktionsschluss leider noch nicht beendet!

Durchmarsch bis ins Finale: Leo, Tangi und Stephan
Beste Berliner: Ali und Noy. Kader fehlt leider auf dem Bild.
Am Ende Platz 4: Dan, Ziska und Hakka
Platz 3 im B: Jörg, Petra, Thomas
Hochkonzentriert: Noy Vanhop Nguyen
Abwurfstudien: Ali…
…Albert…
…Jens…
…Hartmut.
Keinen Bock auf lange Spiele?
Hatte diesmal viel Zeit zum „Boule gucken“: der Kranich!