Deutschland-Cup der Veteranen, Fürth: Hat der Coronavirus eine Chance?

Mit Abstand am besten: das PV Ost-Team!
(Bildquelle: Stephan Weigel)

Endlich fand wieder Spitzensport auf nationaler Ebene statt, und die aufstrebende Sektion Pétanque des TV 1860 Fürth hatte sich – nach der Absage von Mannheim – dazu bereiterklärt, diese Turniertage auszurichten, nicht nur am letzten Wochenende für die Veteranen, sondern eine Woche später auch für die jüngeren Boulistinnen und Boulisten.

Geboten wurde ein großzügiges am Europakanal gelegenes Areal, mit Bouleplätzen verschiedenster Couleur und Schwierigkeitsgrade, von „Kullerbahnen“ auf hartem Boden über weite Sandflächen bis hin zu steinübersätem Gelände, das die Wahl des günstigsten Donnés zur obersten Priorität werden ließ.

Gestaltet wurde all dies unter Einhaltung aller notwendigen Hygienekonzepte, wie etwa der Maskenpflicht in überdachten Räumen, Abstandsgeboten oder der unbedingten Pflicht, nur die eigenen Kugeln bzw. Cochonnets berühren zu dürfen. Außerdem waren auf dem Gelände nur mit Startnummern ausgestattete Teilnehmer erlaubt, jegliche Fremdeinwirkung sollte vermieden und damit dem Ausbreiten möglicher Infektionen Einhalt geboten werden.

Unter diesen Voraussetzungen hatten sich elf Mitglieder unseres Verbandes in Fürth eingefunden, und zwar in den Disziplinen 55+, 55+ Damen und 55+ Mixte. Begleitet wurden sie von PV Ost-Jugendwart Stephan Weigel, der als Teamchef fungierte, und den Spielern und Spielerinnen immer wieder fachkundig durch spieltaktische Ratschläge zur Seite stand.

Das Team 65+ konnte leider durch unseren Verband nicht bestückt werden, aber hier ergab sich die glückliche Konstellation, dass die Boulefreunde aus Löbau seit längerem eine Art Boulefreundschaft mit den Fürthern pflegen und so diese überzeugen konnten, in diesem Bereich auszuhelfen.

Und das nicht einmal ohne Erfolg, denn die 65+er verbuchten immerhin zwei Siege, gegen Berlin und sogar gegen den am Ende siegreichen Verband aus Hessen.

Nachdem der Wahl-Chemnitzer Dieter Büttner aufgrund von Quarantäne-Erfordernissen die Teilnahme schweren Herzens absagen musste, war Heiko Neumann (Horken-Kittlitz) kurzerhand eingesprungen und komplettierte das Team um seinen Vereinskameraden Bernd Stracke, den Hallenser Ngo Tran und den Ex-Leipziger und Neu-Chemnitzer Christoph Nolden.

Auch dieses Team gewann überraschend gegen Hessen, wenn auch mit dem knappsten aller Ergebnisse, also mit 13:12. Nach vier anschließenden, zum Teil recht klaren Niederlagen erfolgte immerhin noch ein recht versöhnlicher Abschluss mit einem 13:9 gegen das Team Saar, bei dem der Gegner das überlegene Spiel der PV Ostler neidlos anerkennen musste.

Auch das Frauenteam hatte seine Erfolgsmomente, bot immer wieder bis zum Schluss erbitterte Gegenwehr, auch wenn es am Ende nicht zu einem Sieg reichen sollte. Immerhin unterlag man gegen Bayern nur knapp mit 12:13, und in zwei anderen Spielen lag man sogar relativ klar in Führung (10:7 gegen BaWü und sogar 11:5 gegen Saar), um am Ende dann doch noch zu unterliegen. Hier wirkten sich die Konditionsprobleme in der prallen Sonne fatal aus, denn anders als bei den anderen Teams hatten die Frauen keine Möglichkeit zu wechseln, da Jule Fahrenkrog-Petersen (Stahlball), Petra Frei (Chemnitz) und Dessislava Vardijeva-Eckardt (LPC Leipzig) hier auf sich allein gestellt waren.

Anders verhielt es sich bei Team Mixte, hier gesellten sich zwei Damen (Annette Sturm/Dresden und Manuela Schneider/Chemnitz) zu zwei Herren, den beiden Chemnitzern Peter Günther und Detlef Schwede, und konnten so nach Belieben auswechseln, je nachdem wie es die taktische Situation erforderte.

Dieses Team steigerte sich nach schwächerem Beginn (3:13 gegen Hessen, 5:13 gegen Bayern, 8:13 gegen NRW) kontinuierlich und konnte schon gegen Berlin beinahe zum großen Schlag ausholen, unterlag aber am Ende immer noch knapp mit 10:13.

Am nächsten Morgen geht es dann gegen Turniermitfavorit BaWü. Manuela, Annette und Peter stellen diesmal das Team, nachdem Detlef aufgrund des ihm nicht zusagenden „Kullerbodens“ auf ein Mitwirken verzichtet hat. Und diese drei steigern sich dann immer mehr zu einer großen Leistung, gehen nach ausgeglichenem Beginn mit 5:3 in Führung. In der Folge beginnt BaWü zu schwächeln, verlegt vier Kugeln, bevor wenigstens die fünfte an der Sau liegt. Aber Schießerin Annette gelingt souverän ein Eisenschuss, und BaWü verlegt wiederum: PV Ost zieht auf 8:3 davon!

Nun muss BaWü also reagieren, Schatzmeister Achim Fischer wird als Leger eingewechselt. Und das Blatt scheint sich tatsächlich zu drehen, als Annette nun versehentlich eine eigene Kugel herausschießt und sich die Führung auf 8:5 reduziert.

Doch auch die BaWüler sind nicht frei von Missgeschicken: Am Ende der nächsten Aufnahme, die eigentlich für sie positiv verlaufen ist, schieben sie unfreiwillig das Cochonnet nach vorn und ermöglichen so PV Ost die 9:5-Führung.

Das hilft aber erstmal nicht weiter, denn eine von Achim stark gelegte Kugel kann von Annette nicht entsorgt werden, und die anschließenden Legversuche sind auch nicht von Erfolg gekrönt. BaWü verkürzt auf 8:9, scheint nach hinten raus den besseren Atem zu haben.

Aber im Verlauf der nächsten Aufnahme gelingt Annette ein Carreau sur place, und beeindruckt den Gegner damit so sehr, dass er anschließend zwei Kugeln verlegt. Peter legt noch einen Punkt dazu, das macht insgesamt drei, und es steht 12:8!

Es ist 10 Uhr 18, auch auf dem Platz des Frauenteams führt zu diesem Zeitpunkt unser Team klar mit 10:7, die Sensation gegen BaWü scheint möglich. Aber dann zeigen die Südwestdeutschen ihre Klasse und machen in der nächsten Aufnahme drei Punkte. Au wei, nur noch 12:11, die Mär vom Zwölferloch scheint sich wieder einmal zu bewahrheiten…

Es fehlt doch nur noch ein Punkt, der müsste doch irgendwie erreichbar sein! Aber Achim hat etwas dagegen, legt seine Kugel neben die Sau. Annette beweist jedoch Nervenstärke und entsorgt diese sofort. Und dann kann BaWü den Punkt erst wieder im zweiten Versuch legen. Nun versucht es Peter mit einem Trick, er lässt seine Kugel einfach an einer anderen abprallen, sodass seine den Punkt machen kann. BaWü hat nur noch eine Kugel, die Schießerin entschließt sich zu legen, hat aber keinen Erfolg: PV Ost hat den großen Gegner bezwungen!

Ähnliches sollte dann auch gegen die Saarländer gelingen, aber dieses Team hat den mehrmaligen deutschen Meister Rosario Italia als Schießer aufgestellt, und der schießt gnadenlos alles weg. Es steht schon 1:7, und nachdem Detlef 2 Kugeln zu weit gelegt hat, muss er raus, und Peter kommt rein. Durch diese neue Impulssetzung gelingt eine gewisse Steigerung, aber unter dem Strich steht am Ende doch eine klare 4:13-Niederlage.

Insgesamt aber hat der PV Ost eine gute Figur gemacht, auch wenn man sich in der Endabrechnung wieder einmal mit dem letzten Platz unter sieben teilnehmenden Teams begnügen muss. Alle Ergebnisse:

Zum Schluss kam dann aber noch das „Corona“-Schießen, bei dem jeder Teilnehmer 30 Schüsse auf eine 7 Meter entfernte Kugel abgeben musste. Die Besonderheit dieser Tireurveranstaltung in Pandemiezeiten ist, dass hier die Helfer die Kugeln der Tireure nur mit den Füßen berühren und zurückrollen dürfen. Sollte hierbei ein Fehler unterlaufen, müssten sämtliche Kugeln desinfiziert werden, bevor es weitergehen könnte. Auch gibt es bei dieser Modalität keinerlei Atelier-Konstellation, so wie es bei herkömmlichen Tireur-Wettbewerben der Fall ist, sondern es wird nur auf eine einzige, im Kreis befindliche Kugel geschossen, wobei es bei der Punktzählung völlig egal ist, ob man die zu schießende Kugel nur leicht touchiert oder ein Carreau sur place schießt: es gibt immer jeweils nur einen Punkt!

Überflüssige Berührungen fremder Kugeln sollen somit vermieden werden, um es dem Virus möglichst schwer zu machen, seine finsteren Infektionsgeschäfte für ihn befriedigend zu verrichten. Ist er deswegen aber gänzlich chancenlos? Nein, denn auch wenn auf dem Weg der Kugeln keine Übertragung möglich ist, so bleiben doch immerhin noch die von den Helfern bedienten Steckkarten, auf denen die Trefferzahl der einzelnen Schützen angezeigt wird. Und die wurden leider nicht nach jedem Durchgang desinfiziert…

Begrüßungsansprache
Teamtalk: Manuela, Annette und Peter
Im Spiel gegen Bayern: Jule, Petra
Am Ende dieses Spiels: Dessi, Jule mit ihren bayrischen Gegnerinnen
Peter und Manu im Spiel gegen BaWü
Spielsituation gegen BaWü
Das erfolgreiche Team mit Teamchef Stephan
Auf der Sandbahn beim Spiel gegen Saar: Das Damenteam
Corona-Schießen mit Annette
Schießen in Reih und Glied: Bernd, Ngo, Christoph, Peter
PV Ost-Corona-Schießkönig Bernd Stracke

 

2 Replies to “Deutschland-Cup der Veteranen, Fürth: Hat der Coronavirus eine Chance?”

  1. Ein sehr schöner Bericht.

    Zur (berechtigten) Kritik in Sachen Tireur Wettbewerb möchte ich anmerken, dass beim darauf folgenden Deutschland Cup der Senioren & Espoirs sämtliche Aufbauer mit Einweghandschuhen zum Stellen der Punkte versehen wurden und die Stellwerke zusätzlich nach dem Durchgang der jeweiligen LV komplett desinfiziert wurden.
    Auch die Magnete auf den Spielstandsanzeigern der Triplettes wurden am 2. Wochenende dieser speziellen „Corona-Behandlung“ unterzogen. 😉

    DPV Team und DM Team waren jederzeit aufgeschlossen für konstruktive Kritik und so konnten einige Anregungen aus dem Spieler- und/oder Betreuerstab des 1. Wochenendes am darauffolgenden umgesetzt werden.