Unser „noch“ Espoir Arend hat seine letzte DM Jugend (2024) Revue passieren lassen und seine Eindrücke in einem sehr lesenswerten Bericht zusammengefasst. Los geht’s …
Das Turnier startet wie immer mit der Vorbereitung. Mit ein bisschen Reisestress und voller Vorfreude werden alle Sachen für das Gepäck zusammengesucht. Natürlich wird sich nochmal mit allen ausgetauscht und ein Ziel ausgelotet. Fenitra direkt mit der Ansage des Titelgewinns und vorneweg ist das gar nicht mehr so utopisch, wie in den vergangenen Jahren. Dieses Jahr würde ich uns sogar zum Favoritenkreis zählen, durch den Vize im Jugendländermasters. Generell einfach eine klasse Truppe mit Fabio’s internationaler Klasse, Fenitras Talent, Talis Aura und meiner, sagen wir mal Erfahrung. Ich bin auf jedenfall gespannt was wird. Das Jugendteam um Juri und Nick hat zwar nicht ganz so viel Erfahrung, aber umso mehr Potenzial und Talent. Die Jungs müssen bloß etwas Turnierhärte an den Tag legen und fokussiert bleiben. Dann sind sie für eine Überraschung gut! Jetzt wollen wir mal schauen, wie der Rest der Reise verläuft und meine Prognosen ausfallen. Ab geht’s nach Essen!
Zuallererst war es schon wieder eine Pilgerreise, überhaupt nach Essen zu kommen. Ich persönlich habe geschlagene 12h, inklusive Zugfahrt nach Chemnitz, gebraucht. Dabei konnte ich wieder genießen, was in unserer Republik alles schief geht. In Chemnitz traf ich dann Reiseleiter und Fahrer Stephan Weigel, Nick und Fenitra. In Jena sammelten wir Talena, Juri und Fabio ein. Tali und ich übernahmen, traditionell wie immer, die Ämter der Copiloten und die Kontrolle über die Musik. Die Stimmung war ganz gut und es wurde fleißig gefuttert. Möhrchen, Tomaten und auch viel Ungesundes war dabei. Das Ungesunde gehört schon klassisch zu so einem Wochenende.
Dann ging es aber auch schon los mit dem Stress. Bei Kassel standen wir dann 3h im Stau, teilweise komplett still. Das muss echt nicht sein und verhagelt natürlich die Laune. Dadurch kamen wir dann erst kurz nach 20 Uhr in Essen Kettwig an und konnten uns den Platz natürlich nicht anschauen.
Die Unterkunft hatte Sabine natürlich ausgesucht und die war wie immer super. 2 und ½ Bungalows mit allem was man braucht. Wir beschlossen, das Beste aus der Situation zu machen und kochten alle zusammen Bolognese. Wobei eher Fabio kochte, Nick zuarbeitete, Juri Mist machte und der Rest zuschaute. Am Ende schmeckte die Bolognese „Improvisazione à la Fabio“ hervorragend. Alle gingen gesättigt und mit einem guten Gefühl zu Bett.
Am nächsten Morgen ging es dann um 8 Uhr in Richtung Platz. Ich war voller Vorfreude, hochmotiviert und dennoch etwas müde. Als ich den Platz dann bei Sonnenschein betrat, waren alle Sorgen weggeblasen. Mir war klar, es sollte meine letzte Jugend DM als Spiele sein und da muss ich einfach nochmal Spaß haben. Wir sahen viele uns bekannte Gesichter und noch mehr unbekannte und hörten die viel zu laute Motivation von Baden Württemberg, die mit einem kolossalen Reisebus angereist waren. Als dann der Bürgermeister von Essen eine Rede hielt, der Arbitre die Regeln erklärte, Andreas (Monsieur Boule) mit einer Glocke den baldigen Beginn einläutete und alle durcheinander wuselten. Da fühlte ich mich einfach Glücklich.
Ich durfte mit Fabio, Fenitra und Tali spielen. Wobei wir leider Tali nicht einwechseln durften, sie aber als Coach und für die gute Stimmung dabei war. Das erste Spiel ging gegen ein Team aus NRW. Wir kamen alle am Anfang noch nicht ins Spiel und so Stand es schnell 8 zu 0. Doch wir besannen uns darauf, dass wir ja Siege fürs Finale brauchten und drehten auf. Am Ende gewannen wir 13 zu 8. Auch das folgende Spiel gegen Hessen 3, gewannen wir nach Rückstand 13 zu 8. Bei Hessen 3 spielte ein alter Bekannter von mir, Ben Weiland. Den dürften auch einige hier kennen, denn er spielt ab und an Turniere in Leipzig. Schon als Jugendspieler durfte ich gegen Ben spielen! Auch für ihn war es das letzte Jahr, genauso wie viele andere z.B. Fabian Vonberg. So durfte ich gegen viele Spieler spielen, die kamen und gingen.
Die Halbzeit des ersten Tages war erreicht und das Fazit fiel durchwachsen aus. Die 2 Pflichtsiege wurden von uns geholt, mit jeweils schläfrigen Starts, aber einer Steigerung von Fabio und mir. Fenitra schoss eigentlich den ersten Turniertag durchweg gut.
Die Jugend bekam unglücklicherweise ein Freilos und musste danach eine Niederlage wegstecken. Wie ich von Stephan hörte, war wohl eine zu offensive Taktik und die mangelnde Umsetzung das Problem. Doch das Team muss sich ja auch erstmal finden, mit Maksim.
Zum Mittag wurde sich dann erstmal Bolognese und Würstchen gegönnt, bei herrlichstem Wetter. Von der Weltuntergangsstimmung daheim, waren wir weit entfernt.
Was bei meinem Team folgte, war das Topspiel des Tages. Wir durften gegen die Favoriten aus Baden-Württemberg mit den Kaderspielern Fabian Vonberg, Gabriel Huber und Levi Pfeffinger ran. Wir mussten uns nicht verstecken und waren sehr selbstbewusst. Fenitra steckte alle mit seiner guten Laune. Dann ging es los und wir dominierten tatsächlich das Spiel. Wir spielten schön offensiv und machten die Punkte. In der vorletzten Aufnahme stand es 8 zu 5. Vorher traf Fenitra auch die Sau und wir konnten so über die Zeit spielen. Doch am Ende brach ich komplett ein und legte beide Legerkugeln komplett ins aus. Wahrscheinlich Suppenloch oder so, ich weiß es nicht. Wir spielten trotzdem offensiv weiter und die beiden konnten meine Fehler nicht ausbügeln. Die 4er Aufnahme war dann ein Schlag in die Magengrube. In der nächsten Aufnahme legte ich immerhin nicht ins Aus, das war’s aber auch schon. Wir konnten nach langer Dominanz, nichts mehr entgegensetzen. Selbst nach jahrelanger Erfahrung, bin ich da einfach nicht cool genug geblieben. Aber sei es drum, auf zum nächsten Spiel.
Das war dann gegen Niedersachsen mit Pascal, unserem Athletensprecher. Das Spiel war relativ schwierig für uns, da die Luft raus war und der Fokus fehlte. Zumal ein Schild mitten auf dem Platz (übrigens kein Hindernisse, da höher als 1,5m), für Unruhe sorgte. Ich kämpfte mich langsam ins Legen zurück und so gewannen wir das Spiel 13 zu 5.
Puuuhhh. Am Ende war der Tag doch anstrengender als gedacht. Die Jugend holte noch 1 Sieg und war auch nicht ganz Happy.
Letztendlich fanden wir uns kurz darauf bei einem „Türkitalodeutschdöner“ oder so ähnlich. Hauptsache es gibt was hinter die Kiemen. Das Schlemmen am Samstagabend ist schon eine Tradition! Auf jeden Fall hatten dann doch alle ihren Spaß und, Vorsicht Insider, da ist ne Treppe hinter der Tür, Tali.
Danach musste ich auch dringend ins Bett, damit ich am nächsten Tag maximal performen konnte. Ich schlief glücklich und zufrieden ein!
Für den nächsten Tag, lernten Fabio und ich von Fenitra, noch eine madagassische Motivation aussgesprochen ,,Alefa Walle”. Was soviel heißt wie:, ,Auf geht‘ s, mein Stiefbruder!” Das sorgte für allgemeine Heiterkeit. Das erste Spiel ging gegen 3 junge Mädels aus NRW, die mich an mein erstes Mal Espoirs erinnerten. Bei dem Spiel entstand die nächste epische Szene bei einer DM, mal wieder von mir. Als eine Kugel ins Aus ging (es war International), lief ich hinterher und versuchte die Kugel, während sie rollte, zu markieren. Als mir meine Peinlichkeit bewusst wurde, guckte ich vorsichtig nach oben und schaute, ob es jemand gesehen hatte. Stephan und Tali lachten. Natürlich konnte das nicht unbemerkt bleiben. Ich zeigte beide Daumen hoch, war selber sehr amüsiert und rüttelte den letzten Schlaf aus meinen Knochen. Das war auch schon fast das Highlight dieses Viertelfinales. Die Mädels knockten sich am Ende selbst aus, indem sie per Hochportée die eigene Kugel, für 4 bei uns schossen. Am Ende gab’s ein deutliches 13 zu 2 für uns.
Nick, Maksim und Juri verstanden sich in der Zwischenzeit immer besser und waren als 1. im B gesetzt. Sie gewannen auch ihr erstes K.O. nach anfänglichen Problemen, in Form von 3 Löchern und einer 5er Aufnahme. Danach hatte ich das Gefühl, die Jungs hatten sich gefunden.
Unser Halbfinalgegner war, wie konnte es auch anders sein, Badenwürtemberg. Die 3 sind aber auch ein cooles Team! Wir starteten eigentlich gut, nur Fenitra war diesmal nicht so da und lochte öfter. Nach einiger Zeit stand es 5 zu 5 und dann kam eine äußerst unnötige Aufnahme. Ich legte meine erste Kugel ziemlich gut, leicht rechts von der Sau. Der Gegner schaffte es, eine leicht bessere gerade davor zu legen. Fenitra schoss und traf meine, äußerst bitter. Wohlgemerkt kann das jedem Profi passieren. Durch Fenitras Schießen waren wir ja überhaupt erst soweit gekommen. Auch das Nachschießen und das Legen brachte nichts und wir bekamen diesmal sogar eine 5er gedrückt.
Dann würde das Spiel richtig verrückt und wir hatten genauso oder sogar mehr Publikum, als das Finale später. In fast jeder folgenden Aufnahme traf Fenitra das Cochonnet, obwohl er fast keine Kugel im Spiel getroffen hat. Insgesamt ging das Holzkügelchen 8 mal nach draußen und das geplant. Das beeindruckte alle. Noch verrückter wurde es, als Fenitra mir sagte, ich solle die Sau schießen, ich nicht traf und er sie dann traf. Insgesamt kamen wir langsam heran, das Publikum war euphorisiert und der Gegner wurde vllt. ein bisschen nervös. Doch wie manchmal soll es einfach nicht sein. Die 3 spielten ihre Klasse aus und holten sich das Match 10 zu 13. Well played! Danke für dieses tolle letzte Match bei den Espoirs bei einer Jugend DM! Einen besseren Gegner hätte man sich nicht wünschen können! Mit Platz 3 war ich immerhin zufrieden. Zudem ist ein Podestplatz für eine Ost Mannschaft immer Klasse.
Dann ging es zum Anfeuern zu Nick, Juri und Maksim, die es ins B-Finale schafften. Maksim schoss wie ein junger Gott, Nick legte echt super vor und Juri, naja ihr kennt ja den Jungen. Die Jungs holten sich das Ding gegen Hessen und wir hatten 2 Erfolge zu feiern. Manchmal braucht’s nur Klasse und keine Masse. Kleiner Seitenhieb an die Bawü-Delegation.
Bei der Siegerehrung war ich doch nervöser als sonst. Womöglich, weil es meine letzte sein sollte.
Danach ging mir alles viel zu schnell! Ich konnte gerade mal ciao zu Ben Weiland aus Hessen sagen und ihm zum gewonnenen Tireur-Wettbewerb gratulieren. Dann hetzten wir schon los. Meine Jugendkarriere ist damit fast vorbei und das viel zu schnell.
Die Rückfahrt war natürlich wieder schön. Ich konnte Forever Young als Abschlussgesang anstimmen und auch sonst war alles wie immer. Es ging zu MCDonalds und es wurde viel gesungen. Als ich am Montag endlich Zuhause ankam, war alles schon wieder weit entfernt.
Mein Dankeschön für die Reise gilt vor allem dem Team. Fabio und Fenitra haben mich immer unterstützt, sogleich ich nicht immer der konstanteste von uns war und haben mir ein gutes Gefühl gegeben! Genauso Tali, die einfach die beste Reisebegleitung/Coach/Maskottchen/Betreuerin ist, die man sich vorstellen kann! Auch unsere Juniors um Nick und Juri haben das toll gemacht. Stephan war wie immer der beste Jugendwart von allen und ein super Fahrer! Danke für deine fast schon väterliche Fürsorge in den letzten Jahren.
Und am Ende möchte ich Andreas und Sabine erwähnen, die sich für die Jugend eingesetzt haben/einsetzten und dafür sorgten, dass wir Jugendmannschaften stellen konnten. Durch die beiden sind Tali, Kimi, Mia, Rico, Emma und viele davor zu Boule gekommen und haben es lieben gelernt! Davor auch schon viele andere. Das müssen wir fortführen, dann werden die nächsten Jugend-DMs genauso erfolgreich! Mich werdet ihr sicherlich als Coach und Betreuer wieder sehen.
Ich hoffe mein letzter Bericht einer Jugend DM als Spieler hat euch gefallen!
Liebe Grüße euer Arend