
Dresden lud wieder einmal ein zu einem ausgiebigen Boule-Wochenende, wobei die beiden angebotenen Veranstaltungen jedoch auf unterschiedliches Interesse stießen.
An der LM Triplette nahmen diesmal 20 Formationen teil, das sind immerhin sieben mehr als bei der letztjährigen Ausgabe in Chemnitz. Es wurden wie üblich fünf Runden Schweizer System gespielt, wodurch sämtliche Teams bis zum Schluss in die Wettkämpfe eingebunden waren, und es trotzdem zu einer Art Endspiel kam, denn in der fünften Runde trafen die beiden bis dahin ungeschlagenen Triplettes aufeinander: die Stahlballer Julian Christ und Julian Schönbühler, verstärkt durch Chris Fehling (Hamburg) auf der einen und zwei weitere Stahlballer, Hannes Blechinger und Thomas Bachner, komplettiert durch LaBR-Aushängeschild Stefan Lauche auf der anderen Seite.
Wir blenden uns ein beim Spielstand von 9:4 für Team Julian/Julian/Chris (in der Folge Team 1 genannt). Einige Kugeln liegen schon am Boden, aber es ist noch genug Platz zum Legen. Wohl nicht ganz so beabsichtigt trifft Hannes bei seinem Legwurf nun die Zielkugel, zieht sie weit nach vorn auf über zehn Meter und bleibt dann direkt neben ihr liegen. Das ergibt 2 Punkte. Team 1 akzeptiert zähneknirschend Hannes‘ Entschuldigung, hat nun aber ein Problem. Ein erster Schuss landet weit zu vorn und trifft die falsche Kugel. Leger Chris tritt wieder in Aktion, kommt zwar gerade, bleibt aber klar zu kurz. Auch Schießer Julian Schönbühler (in der Folge JS genannt), entschließt sich nun zu legen und bleibt in einem ähnlichen Bereich, wodurch sich die Barrikade vor dem Ziel nun verdichtet. Sein nächster Legwurf gerät dann allerdings etwas aus der Bahn.
Team 2 hat noch 4 Kugeln, trifft sich aber erstmal zur Taktikbesprechung, denn es wird schwer sein, hier noch mehr als zwei Punkte zu holen. Vielleicht helfen jetzt einige zielgerichtete Hochportées? Aber Stefans erster Versuch geht ins Aus. Vielleicht lag es an der Sonneneinstrahlung, denn jetzt setzt er sich erstmal seine Kappe auf. Der zweite Versuch landet dann rechts neben dem Ziel, eine gegnerische Kugel ist besser. Soll Thomas jetzt in die Barrikade hineinschießen? Es erscheint riskant…
Er wagt den Schuss, trifft nichts, macht aber auch nichts kaputt. Sein anschließendes Hochportée wird durch die Barrikade abgefangen. Also zwei Punkt als Ausbeute für Team 2, neuer Spielstand 9:6.
Zwei Kugeln liegen schon auf dem Boden, nun legt Hannes souverän den Punkt. Die Kugel liegt frei, und JS schießt sie problemlos weg. Der Boden hier auf den oberen Bahnen ist relativ einfach zu bespielen im Gegensatz zu den unteren, wo unangehme Steine teilweise so massiv auftreten, dass es mitunter fast unmöglich ist, ein passendes Donné zu finden. Doch Stefan erwischt trotzdem eine ungünstige Stelle, und seine Kugel springt weg. Der nächste Versuch läuft dann aber wieder super, und zwingt JS in den Ring. “Pas droit“ würden die Franzosen jetzt sagen, obwohl der Schuss nur ganz knapp an Stefans Kugel vorbeigeht. Und auch der Milieu, JC bzw Julian Christ, trifft nicht. Chris muss legen, legt links an einer Hinderniskugel vorbei und landet knapp vor dem Ziel auf Punkt (ein berühmter deutscher Sportkommentator würde jetzt sagen: “in Halb-Sieben-Stellung“, aber das nur am Rande).
Thomas trifft, deplatziert aber die Zielkugel. Wer hat nun den Punkt? Es muss genau geschaut werden, und es entscheidet sich, dass Team 2 nun zwei Kugeln am Boden hat. Aber der Weg ist frei, es gibt viel Platz, und JC legt klar den Punkt. Thomas ist wieder gefordert, aber diesmal locht er. Schade, das war eine gute Gelegenheit zu verkürzen, aber nun steht es 10:6 für Team 1.
In der nächsten Aufnahme zeigt JS zunächst seine Schussqualität. Aber Stefan kontert und legt wieder den Punkt. Nun aber schießt JS daneben. Chris muss wieder legen, setzt dabei auf Karambolage, landet aber dann eine Spur zu weit außen. Doch dann macht JC den Punkt, wieder mit Karambolage. Die Kugel liegt knapp hinter der Sau, aber sonst sind keine Kugeln im Umkreis. Thomas schießt: knapp daneben. Aber der zweite Schuss passt genau.
Nun steigt JC in den Wurfkreis, er hat einen Schuss für drei, und das wären dann ja, zumindest temporär, schon die 13. Aber sein Schuss geht zu weit. Stefan hat noch eine Kugel, legt aber knapp durch, sodass Team 2 nur um einen Punkt verkürzen kann.
Chris verlegt seine erste Kugel, aber Kugel 2 landet dann direkt neben dem Ziel. Thomas schießt ein Palet, das eröffnet wieder neue Perspektiven für Team 2. JC legt dann den Punkt, wenn auch knapp. Die Hoffnung für Team 2 schwindet wieder, da Thomas nun einen Fehlschuss folgen lässt. Was nun?
Stefan hat sich die Kappe wieder abgesetzt, konzentriert sich voll auf den Schuss. “Als Milieu muss man schießen können!“ sagte einmal ein berühmter deutscher Pétanque-Kommentator, und Stefan zeigt, dass er es kann! Aber es muss trotzdem erstmal gemessen werden, und Arbitre Marlies Niehoff wird zur Hilfe gerufen. Bis sie allerdings eintrifft haben sich die Teams schon geeinigt: Team 1 hat den Punkt!
Hannes legt ein Stück weit lang, hat aber den Punkt. Nun zeigt JS seine Schussqualitäten, und ein Raunen der Zuschauer begleitet seinen Carreau sur place. Steps Versuch kommt dann knapp zu kurz, sodass Team 1 Punkt 11 machen kann.
Aber Team 2 hat noch nicht aufgegeben! In der nächsten Aufnahme entsorgt Thomas zweimal die Legekugeln von Team 1. Aber auch JC legt souverän direkt neben die Sau, und Steps Schuss, ihr ahnt es schon, ist diesmal nicht ganz “droit“. Nun ist ein Legwurf angesagt, und Hannes gelingt es, unter dem Applaus des Publikums seine Kugel genau zwischen Sau und gegnerischer Kugel zu platzieren! Aber der Abstand zur Zielkugel ist so kurz, dass JS mit seinem Schuss zwar die Kugel trifft, aber eben auch die Sau, und die landet im Aus. Neuaufnahme!
In der folgenden Runde legt Hannes noch knapper an die Sau, aber JS ist nun in Hochform, er schießt ein Palet, und seine Kugel bleibt knapp neben dem entsorgten Eisen liegen. Noch einmal versucht Hannes einen Präzisionswurf, aber er erwischt eine tiefe Stelle im Boden und bleibt klar zu kurz. Das Team debattiert, und Step soll es nun mit einem Legwurf richten. Er touchiert auch die gegnerische Kugel, aber an der falschen Seite! Das Team debattiert weiter, vielleicht wäre ein Sauschuss jetzt die Option?
Step legt scharf, will die Punktkugel herausdrücken, aber er verfehlt knapp. Für Thomas bleibt jetzt nur noch eine Option: Legen! Er legt auch den Punkt, aber seine Kugel liegt frei auf der anderen Seite des Ziels, eigentlich ein Schnäppchen für einen geübten Schießer. Und JS trifft auch, aber bis hierhin liegt erstmal nur Punkt 12. Es bleibt also Chris überlassen, für die Entscheidung zu sorgen, und das macht er auch, sein Legwurf direkt neben die Zielkugel ist nur ein weiterer Beweis für die herausragende spielerische Qualität dieses Quasi-Finales!
Für Team 2 gibt es aber neben der Niederlage noch einen weiteren Wermutstropfen. Khelil Boukert, Aïssa Meghnine und Hamza Tebal aus Chemnitz ziehen durch einen klaren letzten Sieg gegen Team Stephan Weigel/Dieter Büttner/Felix Wartmann (Chemnitz und Halle) noch aufgrund besserer Buchholzausbeute an Step, Thomas und Hannes vorbei und sichern sich den Vizemeistertitel!
Zur Teilnahme an der DM in Ensdorf sind folgende Teams qualifiziert: Ost1: Julian Christ/Julian Schönbühler/Chris Fehling (Stahlball/Stahlball/Hamburg); Ost2: Khelil Boukert/Aïssa Meghnine/Hamza Tebal (Chemnitz); Ost3: Hannes Blechinger/Thomas Bachner/Stefan Lauche (Stahlball/Stahlball/Dresden); Ost4: Stephan Weigel/Dieter Büttner/Felix Wartmann (Chemnitz/Chemnitz/Halle); Ost5: Maya Lorenz/Bastian Pelz/Michael Lorenz (Halle).
Nach neuestem Stand werden Stephan, Felix und Maya ihren Startplatz jedoch nicht wahrnehmen. Dieter würde dann voraussichtlich mit Basti und Michael das Team Ost4 bilden, und als Ost5 das erste Nachrückerteam auflaufen: Stephan Laudien/Tom John/Douran Ahmad (Weimar/Weimar/Horken-Kittlitz)
Dann war da noch eine zweite Veranstaltung in Dresden an diesem Wochenende, leider von vielen nicht wahrgenommen oder ignoriert: die sogenannte Landforstvizemeisterschaft. Hier gilt das Augenmerk einmal nicht hauptsächlich dem Sieger, sondern dem Vizemeister, der ein prächtiges, mit silbernen Blättern ausgestattetes Gewächs in Empfang nehmen darf: den “Baum der Stärke“. Der eigentliche Sieger des Turniers wird hingegen mit einem unansehnlichen Rehkitz aus Holz abgespeist.
Diese coole Idee fand in den ersten Jahren ihrer Austragung vor über zehn Jahren noch regen Zuspruch, und es fanden sich jeweils um die dreißig tête-affine Spieler und Spielerinnen zum Wettkampf ein. Dies konnte auch nicht überraschen, zum einen weil es sich hierbei um die einzige PV Ost-Tête-à-tête-Veranstaltung außerhalb der Landesmeisterschaft handelt. Zum anderen hat die Einzelkonkurrenz durchaus ihre attraktiven Seiten gegenüber den Teamevents: Hier gibt es nämlich einen sehr direkten Zusammenhang zwischen Leistung und Ergebnis, da jeder Wurf zum eigenen Erfolg oder Misserfolg beiträgt und sich somit auch ein höheres persönliches Erfolgserlebnis einstellt, wenn man allein ein Match gewinnt. Auch sind die technischen Anforderungen hier vielseitiger, da die Spieler und Spielerinnen hier alle Rollen selbst übernehmen muss, anstatt sich auf eine Spezialität wie Legen oder Schießen zu beschränken. Also eigentlich ist Tête die Königsdisziplin des Pétanquesports!
Somit ist es umso unverständlicher, dass Anfragen im Vorfeld, ob man sich in dieser reinsten Form des Pétanque im Wettkampf messen wolle, konkret bei der LFVM in Dresden, in den meisten Fällen mit einem Befremden ausdrückenden Schulterzucken quittiert wurden, und das sogar bei Dresdnern, bei denen eine zu weite Anreise ja schwerlich als Argument dienen könnte. Es trafen sich also am letzten Sonntag nur noch sage und schreibe sieben Boulistinnen und Boulisten, drei Frauen und zwei Männer aus Dresden sowie die beiden Angereisten Douran und Detlef.
Am Ende setzte sich Douran im Wettkampf durch und konnte als Vizemeister den Baum der Stärke in Empfang nehmen. Dies hatte er unter anderem Detlef zu verdanken, der in seinem letzten Spiel wie gewohnt im Zwölferloch versackte und trotz 12:6-Führung noch gegen Raimund unterlag. Somit konnte Letzterer noch an Douran vorbeiziehen und mit gleichfalls vier Siegen, aber besseren Buchholzpunkten, den unattraktiven Siegerpreis für sich gewinnen!






Danke für deinen Bericht !
Anmerkung:Sie heißt Maya Gwenner, nicht Maya Lorenz.
VG von der Saale
Dxn