LM 55+ in Chemnitz: Das neue Zugpferd

Zugpferde des PV Ost: Dieter, Jens und Knut!

Die Veranstalter in Chemnitz hatten inständig auf Starkregen gehofft, denn noch einige Tage zuvor bot das Terrain auf dem Sportplatz des VfL, der dem 1.CPC zur Nutzung schon seit einiger Zeit zur Verfügung steht, ein für die Ausrichtung eines Pétanque-Contests jämmerliches Bild: Überall zeigten sich auf ihm die Stollenspuren der Fußballer, die auf ihm trainiert hatten, und die sich infolge der anhaltenden Trockenheit unerbittlich und dauerhaft in den Boden eingerammt hatten.

Da die Regenhoffnung sich selbst in dieser an sich niederschlagsträchtigen Region nicht erfüllte, mussten im letzten Vereinstraining vor der LM die Boulekugeln den Gartenharken weichen, und es war ein intensiver Arbeitseinsatz angesagt. Am Ende dieser Bemühung waren dann die Stollenspuren gottlob verschwunden, der Boden aber unverändert hart und auch uneben.

Wie dem auch sei, ein Klasse-Boulespieler (oder Boulespielerin) muss auch mit den abenteuerlichsten Bedingungen zurechtkommen, und so setzte sich auch an diesem Tag das nicht nur auf dem Papier spielstärkste Team durch.

Immerhin handelte es sich dabei aber um eine Formation, die in dieser Besetzung noch nie zusammengespielt hatte. Zu den 55+-erfahrenen Chemnitzer Gastspielern Knut Fischer und Dieter Büttner gesellte sich nämlich ein Neuankömmling in der Veteranenszene: PV Ost-Legende Jens Riedel (LaBR Dresden), der sich aufgrund beruflicher und anderer Verpflichtungen in letzter Zeit auf unseren Turnieren eher rar gemacht hatte und von der langjährig innegehabten Pole Position der Rangliste inzwischen bis auf Platz 19 abgerutscht ist.

Dieses Team hatte zunächst Startschwierigkeiten und musste gegen ihren Auftaktgegner (Manuela Schneider/Anette Sturm/Ronald Winkler aus Dresden, wobei Manuela für die Chemnitzer Farben antritt) lange kämpfen, bevor ein letztlich souveräner 13:8-Sieg eingefahren werden konnte. Aber es zeigte sich, dass Tireur Jens in letzter Zeit offenbar wenig Zeit zum Training gehabt hatte – jedenfalls blieb seine Trefferbilanz auf einer sich für ihn unterirdischen anmutenden Quote von unter 5o Prozent, und das Team entschied sich folgerichtig für den Tausch Milieu gegen Tireur, sodass Dieter nun an seine Stelle rückte.

Das erwies sich als eine sinnvolle Maßnahme, denn Dieter hatte zuvor Schwächen beim Legen offenbart. Nicht so Knut, der mit dem komplizierten Boden relativ gut klarkam und ihn mit seinen flachen gut getimten Würfen von allen Teilnehmern noch am besten bezwang. Jens hingegen setzte vorwiegend auf Halbportées, die nicht immer das Ziel fanden, zumal die Gefahr groß war, auf einen der zahlreichen in der Bahn herumliegenden und vom Wurfkreis aus kaum sichtbaren kleinen Steinchen zu treffen.

So spielte sich das Team immer besser ein, und ihre Spielzeiten wurden zunehmend kürzer. In Runde zwei bezwang man das Team Monika Kupsch (BCLL), Gerald Adler (LaBR) und Rolf Dieter Klodt (Bamboule) problemlos mit 13:1, in Runde 3 dann die Schönebecker Ulrike und Gerald Theumer/Gösta Zahn mit 13:4.

In der den Wettkampf abschließenden Runde 4 wartete dann ein bis dahin ebenfalls ungeschlagenes und genauso neuformiertes Team auf Jens, Dieter und Knut: die Hallenser Hartmut Klatt und Christian Kautz, die sich mit der Hallenser Gastspielerin aber eigentlich in Chemnitz fest verwurzelten Antje Müller verbündet hatten. Diese drei hatten in Runde 2 den Chemnitzer Lokalmatadoren Peter Günther/Heiko Thum/Detlef Schwede nach lange ausgeglichenem Kampf am Ende die lange Nase gedreht, indem Antje mit ihrer allerletzten Kugel beim Stand von 9:10, nachdem zuvor das Cochonnet in die äußerste Ecke des Feldes geflogen war, eine eigene Kugel so unerbittlich touchierte, dass sie derart nach vorne katapultiert wurde, dass sie sich zu bereits vorhandenen Punktkugeln gesellte, und auf engstem Raum ein Viererpack entstand.

Auch in der nächsten Runde (gegen die Schönebecker Séverine Sardain, Franz-Josef Kaufhold und Dirk Schäfer) gab es einen knappen Spielstand, aber man konnte auch hier gewinnen, und zwar diesmal mit 13:9.

Somit fanden sich Antje, Hartmut und Christian also im entscheidenden Spiel um den LM-Titel wieder. Hier blenden wir uns ein beim Spielstand von 10:3 für die Favoriten. Antje steht im Kreis, nachdem Christian zuvor durchgelegt hat. Die Zielkugel liegt kurz auf knapp über sechs Metern, und Antje schafft es, ihre Kugel direkt daneben zu platzieren. Aber Jens hat noch zwei Kugeln in der Hand, alle anderen Kugeln sind schon gespielt. Er trifft aber nicht wie gewollt die Kugel, sondern die Sau, die im Aus landet. Pech gehabt!

Aber nicht wirklich, denn nun kommt schon die letzte Aufnahme. Das Ziel liegt auf sieben Metern, und Knuts Kugel legt sich etwa zwei Zentimeter daneben. Tireuse Antje steigt in den Ring, ihre Kugel kommt aber kurz vor dem Ziel auf und ist auch nicht ganz gerade. Sie touchiert aber leicht die Sau, sodass Knuts Kugel jetzt fünf Zentimeter neben ihr liegt. Antje schießt nochmal, trifft auch die Kugel, aber nicht voll: Sie rutscht nur ein Stück nach links und liegt jetzt press vor dem Ziel.

Jetzt ist Hartmut dran, und macht es mit seinem Legwurf ganz eng: zwischen seiner und der gegnerischen Kugel sind nur wenige Zentimeter! Und die nächste Kugel mit den in geschwungener Schrift eingravierten Buchstaben H und K landet in genau der gleichen Linie, nur etwas kürzer.

Christian geht in den Ring und wird mit einem resoluten, aber schon etwas resigniert klingenden “Mach einfach!“ instruiert. Er holt weit aus – und schießt! Die gegnerische Kugel springt weg, aber natürlich auch das Schweinchen.

Und der Punkt ist immer noch beim Gegner. Christians letztes Halbportée geht zu weit und springt ins Nichts. Nun kann Team Halle nur noch tatenlos zusehen, wie der Gegner die zwei restlichen Punkte macht.

Aber zunächst gibt es Hoffnung: Knuts Kugel verspringt und spritzt weg. Jetzt ist also Jens gefordert, und er legt klar links neben das Ziel. Reicht es für Punkt?

Okay, es muss nicht einmal gemessen werden. Und auch seine letzte Kugel landet auf der von ihm anvisierten Stelle, sodass die Teams sich nun abklatschen können!

Das Endergebnis:

1.Knut Fischer, Dieter Büttner, Jens Riedel – 4 Siege, 9 Buchholz, 34 Feinbuchholz, 36 Saldo, 52 Punkte

2.Antje Müller, Hartmut Klatt, Christian Kautz – 3 Siege, 10 Buchholz, 33 Feinbuchholz, 3 Saldo, 42 Punkte

​3.Ulrike Theumer, Gerald Theumer, Gösta Zahn – 3 Siege, 9 Buchholz, 33 Feinbuchholz, 4 Saldo, 43 Punkte

4.Ngo Tran, Heiko Kastner, Klaus Jürgen Zimmermann (alle Halle) – 3 Siege, 8 Buchholz, 35 Feinbuchholz, 11 Saldo, 46 Punkte ​

5.Holger Typlt, Marlies Niehoff, Dessi Eckhardt (Leipzig/Chemnitz/Halle) – 3 Siege, 8 Buchholz, 33 Feinbuchholz, 9 Saldo, 47 Punkte ​

6.Petra Frei, Mohamed Boumelah Christoph Nolden (alle Chemnitz) – 2 Siege, 9 Buchholz, 32 Feinbuchholz, -7 Saldo, 40 Punkte

7.Monika Kupsch, Gerald Adler, Rolf D. Klodt – 2 Siege, 8 Buchholz, 33 Feinbuchholz, -5 Saldo, 39 Punkte ​

8.Detlef Schwede, Heiko Thum, Peter Günther – 2 Siege, 8 Buchholz, 25 Feinbuchholz, 0 Saldo, 43 Punkte

9.Christiane Müller, Bert Ewert, Heike Ewert – 2 Siege, 7 Buchholz, 32 Feinbuchholz, 5 Saldo, 44 Punkte

10.Severine Sardain, Franz-Josef​ Kaufhold, Dirk Schäfer – 1 Sieg, 8 Buchholz, 32 Feinbuchholz, -11 Saldo, 36 Punkte

​11.Bernd Stracke, Heiko Neumann, Jule Fahrenkrog-Petersen (2x Horken-Kittlitz, 1x Stahlball) – 1 Sieg, 8 Buchholz, 26 Feinbuchholz, -4 Saldo, 42 Punkte ​

12.Michael Balazs, Maria Neubert, Dieter Neubert (alle Chemnitz) – 1 Sieg, 8 Buchholz, 24 Feinbuchholz, -10 Saldo, 36 Punkte ​

13.Manuela Schneider, Ronald Winkler, Annette Sturm – 1 Sieg, 7 Buchholz, 25 Feinbuchholz, -7 Saldo, 39 Punkte ​

Als Zugpferd Ost 1 fahren Knut, Dieter und Jens also zur DM nach Berlin und sollten gute Voraussetzungen haben, unseren Verband dort würdig zu vertreten. Als Ost 2 treten Ulrike, Gerald und Gösta dort an, und als Nachrücker stehen Ngo, Heiko und Klaus bereit. Wir wünschen allen Teams viel Glück!

Platz 2 für Hartmut, Antje und Christian
Als Dritte auch DM-Fahrer: Gösta, Ulrike und Gerald
Abklatschen nach dem großen Sieg
Knut, der Legekönig

 

Eine Antwort auf „LM 55+ in Chemnitz: Das neue Zugpferd“

  1. Herzlichen Dank für den schönen, bildhaften Bericht und die Lorbeeren. Dies war nur möglich Dank einer exzellenten taktischen Spielweise, welche das Legen in vielen Situationen einfacher gemacht hat.

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