… es sind die späten Spiele, im Dämmerlicht oder unter fahlen Laternen, dann, wenn neben den eigentlichen Spielern nur noch einige wenige verwegene Zuschauer ausharren, die so dramatisch enden. So wieder auch gestern in Leipzig in der Begegnung zwischen Halle premium und Dresden II. Nach einem 1:1 nach den Tripletten steht es in allen drei Doubletten ausgeglichen, als ich mich müde unter die Zuschauer mische. Auf Platz 1 steht es 8:8, auf Platz 2 10:7 für Dresden und beim Mixte führt Halle mit 10:8. Sollte Dresden II verlieren, ist für sie die Ligasaison eigentlich schon beendet, denn mit drei Niederlagen ist im schwierigen Pool C wohl nix mehr zu machen.
Das Drama beginnt mit Tom T., der mit dem schwindenden Licht nicht mehr zurechtkommt und gleich drei Kugeln völlig verlegt. Halle nutzt diese Chance mit vier von fünf möglichen Punkten: 12:8 für Halle statt 13:8. Was beim Mixte los ist, bekomme ich nicht so richtig mit, auf Platz 2 strahlen Dan Stender und Frank Hascha souveränes Siegesbewußtsein aus, obwohl sie die Aufnahme verlieren, dort steht es jetzt 10:8 für Dresden.
Auf Platz 1 schmeißt Tom entnervt seine Kugeln beiseite und lässt sich auswechseln (eine Auswechslung, die noch Bedeutung haben wird). Für ihn kommt Tangi ins Spiel und der kleine Franzose fängt gleich kurios an und legt auf etwa 9m drei tolle Kugeln. Doch Hannes (zusammen mit Karsten) bringt eine super vorletzte Kugel (also die 13). Aller Druck bei Raimund, der diese mit Carreaux entfernt. Am Ende hält Raimund sogar noch einen Schuss für drei oder vier (auch die Zuschauer müssen im Gegenlicht eher raten, wer mit wie vielen Kugeln auf Punkt liegt), verschießt aber und somit macht Dresden einen Punkt zum 9:12.
In der nächsten Aufnahme eine schöne erste von Tangi, auf die Karsten zwei Kugeln verlegt. Die dritte allerdings bringt der Röblinger genau vor die Sau. Raimund schießt, trifft und die Sau macht sich auf einen langen Weg in die Endzone des Nachbarfeldes, wo sie zunächst ein einsames Dasein fristet, weil nun erst die Aufnahme auf Platz zwei zu Ende gespielt werden muss. Der Punkt liegt bei Halle, aber gut 4m von der Sau entfernt.
Auf Platz 2 wird nun die Partie durch einen unglücklichen Sauzieher beendet. Auch wenn ich es nicht ganz mitbekommen habe, liegen plötzlich zwei Punkte bei Dresden und Halle hat keine Kugeln mehr. Dan und Frank freuen sich und die Partie auf Platz 1 kann wieder aufgenommen werden. Die Sau liegt nach dem Sauschuß auf etwa 11m (oder auch ein bissl mehr), der Punkt wie gesagt bei Halle. Tangi legt solide (etwa 50cm neben die Sau), danach legt Hannes eine Superkugel etwa 20cm neben die Sau. Wieder muss Raimund schießen, trifft seitlich, beide Kugeln rutschen nach hinten und Raimunds Palet bleibt auf Punkt liegen, knapp vor Hannes Kugel, die noch besser liegt als Tangis. Hannes legt noch zwei schöne Kugeln, kann aber nicht mehr auf Punkt kommen. Dresden entscheidet sich zum Legen und sowohl Tangi als auch Raimund bringen ihre verbleibenden Kugeln auf Punkt zum 12:12 Ausgleich.
Die vermeintlich letzte Aufnahme beginnt mit einer soliden Kugel von Tangi und einer Kugel vor die Sau von Karsten. Raimund muss schießen – bleibt zu lang und verfehlt die Kugel und trifft dafür die Sau, die sich mal wieder auf eine längere Reise begibt. Gebannt verfolgen wir das kleine Rote, wie es sich immer mehr der Auslinie nähert. Dann bleibt sie liegen. Und ja, die Spieler heben die Sau auf, sie kam also hinter der Bahnbegrenzung zum Liegen – Neuaufnahme beim Stande von 12:12. Auf Dresdner Seite macht sich die Erleichterung durch Anfeuerungsrufe Luft. Los jetzt!
Doch noch bevor die letzte Aufnahme beginnt, wird rechts von uns gejubelt. Unbemerkt von dem Gros der Zuschauer hat das Mixte seine Partie beendet. Anja und Andreas R. habe die Partie gedreht und gewinnen 13:10. Als wir Zuschauer das realisieren, ist die Erleichterung bei den Dresdnern natürlich riesig. Denn damit geht Dresden II mit 3:1 Spielen in Führung und hat die Begegnung in jedem Fall gewonnen.
Aber zurück zum Krimi: Die letzte Aufnahme beginnt. Wieder gewinnt Tangi das Legerduell und Hannes schießt eine sehr gute Kugel von Tangi. Treffer! Aber es wird zu einer „Mutti mit Kind“-Angelegenheit. Denn wieder bleibt die Sau nicht auf ihrem Platz liegen, sondern läuft auf das Ende der Bahn zu. Dort bleibt sie etwa 15cm vor dem Aus liegen, und die geschossene Kugel von Tangi etwa 25cm rechts von der Sau. Nachdem Karsten mit seine letzten Kugel zu kurz bleibt, legt Hannes seine vorletzte etwa 5cm hinter die Sau auf Punkt. Jubel allenthalben, in der Situation auf über 11m eine herausragende Leistung. Raimund hat noch drei Kugeln, doch wieder ist es richtig weit. Ist das schon die Entscheidung? Raimund schießt – ein lupenreines Carreaux-sur-place und damit liegen zwei Punkte bei Dresden. Erstmal Ruhe, dann Jubel. Gibt’s das denn? Doch entschieden ist ja noch nix. Hannes legt seine letzte, sie ist hoch unterwegs und geht gerade auf die Sau zu. Kommt auf und läuft aus, immer noch auf Kurs in Richtung Sau und bleibt etwa 15cm vor dieser liegen. Nein, das reicht nicht, aber da fehlte nicht viel. Dresden II gewinnt dieses dramatische und hochklassige Spiel mit 13:12. Allen Beteiligten ein riesiges Dankeschön für eine solche Partie.
Ja, und das ist ein Grund, warum ich die Liga liebe. Auch wenn es am gestrigen Tag viele solcher Gründe gab. Da waren die Doublettepartien 1 und 2 zwischen Dresden I und Chemnitz Oliv, in denen begeisterndes Boule gezeigt wurde. Da waren die Weimaraner, die im Triplette 1 der SG Melange das Leben schwer machten, weil von den vier Legekugeln „etwa 3,95 Kugeln“ (ein Schießer von Melange mit langem Bart, der hier aber nicht namentlich genannt werden soll) a kkurat an die Sau gespielt wurden. Erst beim Stande von 12:12 zeigten sie Nerven und begingen dentaktischen Fehler, eine Kugeln von Melange etwa 20cm vor der Sau nicht zu schießen. Das Ende 13:12 für Melange aber ein riesiges Ausrufezeichen für Weimar. Da war Dresden IV, die der Melange, immerhin Vizemeister, sogar zwei Spiele abgenommen haben und sicherlich viele andere leidenschaftliche und erinnerungswürdige Spiele. Überall war die gleiche angenehme Stimmung anzutreffen, eine Mischung aus Anspannung und der Freude am Spiel.
Also, von mir ein Dank mal an alle Aktiven, dass unsere Liga nicht nur bunt und sehr sympathisch ist, sondern ein Ort, wo man tolles Boule spielen und erleben kann.