3. Landforstvizemeisterschaft, Dresden: Favoritensterben im Schatten des Silberbaums

Das einzige Turnier Deutschlands (oder gar der ganzen Welt?), bei dem die größte Aufmerksamkeit nicht dem Sieger, sondern dem Vizemeister zuteil wird, konnte auch in diesem Jahr wieder eine stattliche Anzahl an Tête-à-tête-Interessierten an das Elbufer locken. Die meisten der 41 Teilnehmer und Teilnehmerinnen kamen dabei wie üblich aus der sächsischen Landeshauptstadt, sei es vom Traditionsclub “La Boule Rouge“ oder aber von den in neuer Formation das Establishment angreifenden “Rumkugeln“. Einige der anwesenden “Exoten“, wie etwa der Laote Maykham Lovankheo, der Slowake Jano Kovacic oder der Ostwestfale David Mielchen waren natürlich nicht extra zum Turnier angereist, sondern haben beruflich oder ausbildungsmäßig in Dresden zu tun. Motorisierte Gäste kamen aus Chemnitz (9), Jena (3) und Leipzig (1).

Zu gewinnen war wiederum der sogenannte “Baum der Stärke“, dessen herausragende Bedeutung mittlerweile auch vom Weltunternehmen Google erkannt wurde, sodass mit der Dresdner Veranstaltung in Verbindung stehende Einträge zu diesem Begriff bereits auf der ersten Seite der Suchergebnisse erscheinen. Nicht so eindeutig zu klären ist jedoch die Frage nach der Attraktivät des silbrigen Ungetüms. Fakt ist zumindest, dass der Preisgewinner 2012, Andrej Kriwoscheew aus Jena, im letzten Jahr Hals über Kopf die Flucht ergriff – ohne den ihm zustehenden Baum. Erst nachdem ihm selbiger per Post zugestellt worden war, fügte sich Andrej schließlich schwermütig in sein Schicksal und ließ sich ein geschlagenes Jahr lang durch den neuen Stubengenossen inspirieren – mit welchem Ergebnis müsste freilich erst noch recherchiert werden…

Fakt ist außerdem, dass Andrej diesmal klar geschlagen nur Fünfter wurde, nach einem 6:13-Desaster im Viertelfinale gegen PV Ost-Geschäftsführer Andreas Endler (La Boule Rouge). Zu Andrejs Ehrenrettung muss allerdings gesagt werden, dass sich Andreas am Turniertag in erstaunlicher Form präsentierte und bis dahin alle seine Partien gewonnen hatte – erst im Halbfinale scheiterte er knapp mit 10:13 an seinem Vereinskameraden Vincent Drews.

Auch der andere zeitweilige Baumbesitzer und gleichzeitig der bundesweit erfolgreichste Tête-Spieler unseres Verbandes, Patrick Lehmann (ebenfalls LaBR), erweckte nicht immer den Eindruck, als würde er eine Erneuerung der schon einmal genossenen inspirierenden Kraft der Natur unbedingt befürworten. In der Vorrunde noch weitgehend souverän (nur eine unglückliche 12:13-Niederlage gegen Vereinskamerad Heiko Plötz!), zeigte er im Achtelfinale eine fahrig-unkonzentrierte Leistung gegen Newcomer Andy Weiß (Chemnitz) und unterlag verdient mit 2:13.

Eine ähnliche Unlust schien auch einige der weiteren Favoriten zu umtreiben. Der Dresdner Wahl-Berliner Stefan Lauche, immerhin mehrfacher DM-Teilnehmer, kassierte in der Vorrunde vier unerklärliche Niederlagen und qualifizierte sich nicht einmal fürs B-Turnier. Peter Adrian aus Jena, der Turniersieger von 2011, war zwar nicht komplett außer Form, nach zwei Vorrundenniederlagen gegen Patrick (8:13) und den Leipziger Jens Riedel (3:13) aber auch nicht mehr am Kampf um den (Vizemeister-)Titel beteiligt. Er unterlag schließlich im B-Turnier-Halbfinale gegen den Dresdner Andreas Runck knapp mit 12:13.

Es schien somit alles auf eine Wiederholung des Vorjahressieges hinauszulaufen. Jens Riedel, in unserer PV Ost-Rangliste allen anderen Konkurrenten turmhoch überlegen, kassierte in der Vorrunde zwar eine Niederlage gegen Andreas, zeigte sich in den anderen Spielen jedoch gewohnt souverän. Bis er im Viertelfinale auf Vincent traf…

Gespielt wurde auf dem gleichen Boden, auf dem Jens zuvor bereits brilliert hatte. Doch mit einem Mal war der Wurm in seinen Aktionen, die Kugeln gelangten nicht mehr wie gewohnt an den Zielpunkt. Vincent genügte eine konzentrierte Leistung, um mit 13:4 zu triumphieren.

Jano Kovacic, der für das slowakische Team schon wiederholt im CENTROPE-Cup mitgewirkt hatte und jetzt für die Dresdner Rumkugeln spielt, war nach einem umkämpften 13:10 gegen Gerald(o) Adler ins Finale eingezogen. Die Stunde der Wahrheit war nun gekommen, und es musste sich erweisen, welcher der beiden Spieler sich den “Baum der Stärke“ verdienen wollte…

Mit souveränen Legleistungen machte Jano darauf aufmerksam, dass ihm an einer Baumverpflanzung in die Slowakei keinesfalls gelegen war. Vincent hingegen schien einer Neugestaltung seiner Wohnzimmerdekoration nicht abgeneigt zu sein und unterstrich dies mit einem fulminanten Fehlschuss. Leider hatte er die Rechnung jedoch ohne den zentral auf der Spielfläche verankerten Gulli-Deckel gemacht! Sein Schuss ging zwar meilenweit am Ziel vorbei, krachte aber so vehement auf den Deckel, dass die entstandenen Vibrationen die gegnerische Kugel entsorgten.

Doch das blieb nur eine Episode – am Ende hatte sich Vincent eindrucksvoll mit 7:13 durchgesetzt und die Forst-Vizemeisterschaft errungen! Der inspirierende Baum bleibt in Dresden, die Slowakei tröstet sich mit mehr Ranglistenpunkten und dem Mammutanteil am Preisgeld.
A-Turnier

1. Platz: Jano Kovacic (RK Dresden)
2. Platz: Vincent Drews (LaBR Dresden)
3. Platz: Andreas Endler (LaBR Dresden)
4. Platz: Gerald Adler (LaBR Dresden)
5. Platz: Andrej Kriwoscheew (Jena), Jens Riedel (Leipzig), Andy Weiß (Chemnitz), Heiko Plötz (Dresden)

B-Turnier
1. Platz: Andreas Runck (LaBR Dresden)
2. Platz: Raimund Ottow (LaBR Dresden)
3. Platz: David Möller (Chemnitz), Peter Adrian (Jena)

Mit dem "Baum der Stärke", v.l.n.r. Jano Kovacic, Vincent Drews, Andreas Endler.

 

Bilquelle: http://labr.bplaced.net/wordpress/


2 Replies to “3. Landforstvizemeisterschaft, Dresden: Favoritensterben im Schatten des Silberbaums”

  1. Schöne Bericht, Kranich! Allerdings wundert mich, dass die Leistung von Andreas Du als „erstaunlich“ attributierst…Hast ihn wohl lange nicht mehr spielen sehen 😉

    • Erstens das, und zweitens erinnerte ich mich an eine frühere Landforstvizemeisterschaft, wo er einfacher zu schlagen war…