LM 55+ in Chemnitz: Knappe Entscheidung zwischen vier Teams

Am Ende doch die Sieger: Günter Berg, Ruth Skala, Frank Haase
Am Ende doch die Sieger: Günter Berg, Ruth Skala, Frank Haase

Zum ersten Mal in unserer Verbandsgeschichte wurde eine 55+-LM tatsächlich ausgetragen und nicht einfach nur ein Team aufgrund der erzielten Ranglistenpunkte für die DM gesetzt. Die für eine LM-Austragung laut Satzung benötigte Mindestanzahl von vier Triplettes wurde nicht nur erreicht, sondern sogar überboten, sodass die sechs in Chemnitz anwesenden Oldie-Kombinationen nach dem Modus „Jeder gegen jeden“ jeweils fünf Begegnungen zu absolvieren und somit eine turniergemäße Spielbelastung hatten.

Die veranstaltenden Chemnitzer hatten eine stattliche Anzahl ihrer Vereinsspieler aufgeboten, die für die Seniorenkonkurrenz gar nicht spielberechtigt waren, aber für Organisation, Verpflegung und Schiedsrichterbetreuung zuständig waren und außerdem durch Beiwohnen der Spiele und Anfeuerungen der Spieler für eine meisterschaftsgerechte Atmosphäre sorgten. Besonders im Blickfeld standen dabei naturgemäß die einheimischen Kräfte, die genau ein Drittel des Teilnehmerfeldes stellten.

Favorit war laut Setzliste das Dresdner Trio, das aus Jennifer und Oliver Baer sowie Albert Wendt bestand. Insbesondere Albert, der mit 114 PV Ost-Ranglistenpunkten allen anderen Teilnehmern in dieser Hinsicht turmhoch überlegen war, sollte als Trumpfkarte stechen. Hinzu kam Jennifer, die zwar nicht zu „Jenni au fer“ mutieren, dafür aber als starke Pointeuse die Grundkugeln für den Erfolg legen sollte. Die darüber hinaus benötigten Eisenschüsse sollte dann Oliver bewerkstelligen.

In der Praxis funktionierte das Vorhaben jedoch nur teilweise. Gleich zum Auftakt hagelte es eine kaum für möglich gehaltene 3:13-Klatsche gegen die konzentriert aufspielenden Thüringer Ruth Skala/Frank Haase/Günter Berg. Das anschließende Tacheles reden führte dann allerdings prompt zu einer Neubesinnung, und man gewann souverän 13:2 gegen einen der Geheimfavoriten, die Chemnitz-Hallenser Kombination Michael Balazs/Detlef Schwede/Bernd Kraft. Hier imponierte besonders die Kaltblütigkeit, mit der man beim Stande von 7:2 eine Schwäche des Gegners ausnutzte und ihm den fatalen Sechserpack verpasste.

Es ging jedoch weiter auf und ab – fast setzte es eine Niederlage gegen die aufopferungsvoll kämpfenden Bornaer (Edeltraud Lorenz/Steffen Gröll, verstärkt durch die Chemnitzerin Maria Neubert), doch man konnte sich knapp mit 13:11 ins Ziel retten. Dann wieder ein überzeugender Sieg: Die bis dahin verlustfreien Mitfavoriten aus Halle und Dresden (Birgit Besser/Raimund Ottow/Jörg Kriebel) wurden mit 13:1 jäh aus allen Träumen gerissen – das Beschreiten des vorprogrammierten Weges zur DM in Mühlheim/Ruhr schien nun lediglich Formsache zu sein.

Denn am Ende des Tunnels warteten nur noch die vermeintlichen Underdogs – die Chemnitzer Petra Hennig, Dieter Neubert und Hubert Wege verbuchen insgesamt nicht mehr als einen einzigen kümmerlichen Ranglistenpunkt auf ihrer Habenseite. Doch jene verfuhren nach dem Lehrsatz der allmählichen Steigerung „Aus wenig mach mehr“: Nach der klaren 1:13-Startniederlage gegen Michael, Detlef und Bernd, boten sie gegen das Traudel-Team und die Dresden-Hallenser schon erheblich mehr Widerstand und unterlagen jeweils zu neun. Dann erst packten sie den Köcher richtig aus und vermaledeiten den hochfliegenden Thüringern den Weiterflug zur DM: 13:7! Und auch bei dem Favoritenteam, dem urplötzlich gar nichts mehr gelang, erwiesen sie sich als Spielverderber: Es gelang ihnen gar ein 13:4-Kantersieg, insbesondere aufgrund überragender erster Kugeln von Petra. Das Albert-Team musste nun doch noch um die DM-Quali bangen…

Zur entscheidenden Partie wurde so überraschend die Paarung zwischen Birgit/Raimund/Jörg und Michael/Detlef/Bernd. Erstere hatten außer der erwähnten Schlappe alle Begegnungen gewonnen und konnten sich im Erfolgsfall noch Hoffnungen auf den Landesmeistertitel machen. Letztere erträumten sich hingegen nach bis dato zwei kassierten Niederlagen maximal einen ehrenvollen Platz auf dem Treppchen…

Gespielt wurde auf der berühmt-berüchtigten „Bahn 1“, einem einzigartigen Territorium, das einen auf deutschen Pétanque-Spielflächen selten anzutreffenden Grad an Steilheit aufweist. Abwärts hilft hier mitunter nur ein bedächtiges Rollen, gefürchtet sind auch die schwer zu bewältigenden Bergaufschüsse. Das Chemnitz-Hallenser Team war bereits zum vierten Mal auf diesen gewöhnungsbedürftigen Platz gelost worden, sehr zum Unwillen des auswärtigen Bernd, während die beiden Chemnitzer weniger lamentierten, da sie glaubten, die Besonderheiten ihres Training-Terrains eher ausloten zu können. Nichtsdestotrotz hatten sie ihre ersten beiden Begegnungen dort verloren, wie erwähnt gegen Albert, dann auch noch gegen die Thüringer, nachdem sie dort zwar mit 10:3 geführt, dann aber durch unkonzentriertes Spiel hintereinanderweg einen Zweier- und zwei Viererpacks kassiert hatten.

Doch schon im nächsten Spiel gegen eine nach dem Albertduell ausgepowert wirkende Traudel holten sie sich durch eine ausgeteilte Fanny ein gutes Stück des verlorenen Selbstvertrauens wieder zurück. Und auch gegen Birgit, Raimund und Jörg bewiesen sie Kampfgeist, denn sie machten nicht nur einen 3:8-Rückstand wett, sondern hatten dann sogar die Siegkugel schon auf der Hand, ehe sie beim Spielstand von 12:8 gestoppt wurden.

Dann jedoch – aus Schaden wird man eben nicht zwangsläufig klug – wieder eine teuflische Packung: Die Gegner platzieren im Bergaufspiel vier ihrer Kugeln problemlos, eine mögliche fünfte vergeben sie gnädigst. 12:12, mittlerweile sind die beiden anderen Partien beendet, auffällig viele Zuschauer begeben sich zum Platz des Showdowns. Raimund zeigt, dass er die Kunst des Bergabschießens gut beherrscht und trifft Eisen. Aber Bernd legt noch eine besser. Nun muss Jörg schießen und er verfehlt – der Sieg verbleibt bei den Chemnitzer Hangkünstlern!

Einige Momente später verharren diese ungläubig vor der Ergebnistafel: Vier Teams sind mit drei Siegen gleichauf, aber Micha, Detlef und Bernd haben einen Siegpunkt mehr verbucht als die Dresdner! Nach der erstmalig in unserer Turnierlandschaft zur Anwendung gelangenden und eigentlich für den Schachsport konzipierten Sonneborn-Berger-Wertung zählen nämlich nur die Punkte aus den gewonnenen Partien.

Soweit der Stand am Sonntagabend, an dem eine entsprechende Siegerehrung auch schon stattfand. Am Montag erfolgt dann jedoch der „April-April“-Weckruf im August: Bei der Sonneborn-Berger-Auswertung war ein wichtiger Passus schlichtweg übersehen worden: „Für jeden Sieg eines Gegners, gegen den ich gewonnen habe, bekomme ich einen Punkt.“ Bei Gleichstand in dieser Wertung entscheidet der direkte Vergleich, sodass die einfachen oder „kleinen“ Punkte keine Auswirkung mehr haben. Nach neuester Berechnung ergibt sich ein neuer Ergebnisstand: Die im obigen Bericht hochtrabend „hochfliegende Thüringer“ genannten Ruth, Frank und Günter dürfen nun doch ihren Flug fortsetzen!

Alle Ergebnisse:

1. Runde:

Jennifer/Oliver/Albert – Ruth/Frank/Günter: 3:13

Birgit/Raimund/Jörg – Edeltraud/Maria/Steffen: 13:4

Michael/Detlef/Bernd – Petra/Dieter/Hubert: 13:1

2.Runde:

 Jennifer/Oliver/Albert – Michael/Detlef/Bernd: 13:2

Birgit/Raimund/Jörg – Ruth/Frank/Günter: 13:8

Edeltraud/Maria/Steffen – Petra/Dieter/Hubert: 13:9

3.Runde:

Jennifer/Oliver/Albert – Edeltraud/Maria/Steffen: 13:11

Michael/Detlef/Bernd – Ruth/Frank/Günter: 10:13

Birgit/Raimund/Jörg – Petra/Dieter/Hubert: 13:9

4.Runde:

Jennifer/Oliver/Albert – Birgit/Raimund/Jörg: 13:1

Edeltraud/Maria/Steffen – Michael/Detlef/Bernd: 0:13

Ruth/Frank/Günter – Petra/Dieter/Hubert: 7:13

5.Runde:

Birgit/Raimund/Jörg – Michael/Detlef/Bernd: 12:13

Edeltraud/Maria/Steffen – Ruth/Frank/Günter: 7:13

Jennifer/Oliver/Albert – Petra/Dieter/Hubert: 4:13

Überarbeitetes Endklassement:

1.Ruth Skala/Frank Haase/Günter Berg (Bibra/Bibra/Jena) 3 / 7 / +19; direktes Duell gegen Jennifer/Oliver/Albert gewonnen!

2.Jennifer Baer/Oliver Baer/Albert Wendt (Dresden) 3 / 7 / +25; direktes Duell gegen Ruth/Frank/Günter verloren!

3.Michael Balazs/Detlef Schwede/Bernd Kraft (Chemnitz/Chemnitz/Halle) 3 / 6 / +26; direktes Duell gegen Birgit/Raimund/Jörg gewonnen!

4.Birgit Besser/Raimund Ottow/Jörg Kriebel (Halle/Dresden/Dresden) 3 / 6 / +18; direktes Duell gegen Michael/Detlef/Bernd verloren!

5.Petra Hennig/Dieter Neubert/Hubert Wege (Chemnitz) 2 / 6 / +15

6.Edeltraud Lorenz/Steffen Gröll/Maria Neubert (BCLL/BCLL/Chemnitz) 1 / 2 / +4

Das kursiv gekennzeichnete Team fährt zur DM nach Mühlheim/Ruhr!

 

One Reply to “LM 55+ in Chemnitz: Knappe Entscheidung zwischen vier Teams”

  1. Danke für’s prompte Umstellen dieses sehr gelungenen Berichts, lieber Detlef!