Nachdem die vergangenen beiden Ausgaben verregnet waren und dementsprechend ein mit 22 bzw. 14 Triplettes eher überschaubares Teilnehmerfeld anboten, schlug nun die Sonne wieder voll zu und lockte mit Temperaturen von über 20 Grad immerhin 28 Teams auf den Schloßberg, sodass ein Fotoshooting mit 84 strahlend lächelnden Boulistinnen und Boulisten wieder zwingend auf der Agenda stand – wie schon im Jahr 2014, als 34 Kombinationen für eine bis heute für dieses Turnier unübertroffene Rekordbeteiligung sorgten. Insgesamt vier Franken aus Hof und anderen Städten sowie ein Bielefelder sorgten dafür, dass das Feld nicht ausschließlich der einheimischen PV Ost-Riege überlassen wurde. Letztere sorgte aber immerhin für eine interessante Neuerung durch die Teilnahme der Dresdner „Boulekids“: vier Jungen und zwei Mädchen, fachkundig angeleitet und ergänzt durch ihre Ausbilder, den „Monsieur Boule“ Andreas Endler, Sportwartin Sabine Friedel, sowie die Selbst-Noch-Jugendliche Patricia Stehr aus Leipzig.
Das Team um Andreas, mit Vorlegerin Talena Thielecke und Atalie Iotchev als kompetenter Milieuspielerin, gelang es gleich zu Beginn, für ein nie erwartetes Ausrufezeichen zu sorgen. Mit 10:7 übertrumpften sie nämlich die als Mitfavoriten eingestuften Peter Adrian und Lali Lali (Jena; man erinnere sich nur an deren überragenden Durchmarsch bei der 20. Chemnitzer Stadtmeisterschaft!), die diesmal durch den nicht unerfahrenen Albert Wendt (Leipzig; Platz 14 der aktuellen PV Ost Rangliste!) ergänzt wurden.
Von diesem Tiefschlag erholten sich genannte Champions nicht mehr, aufgrund fehlender Buchholzpunkte verpassten sie am Ende der Vorrunde trotz drei von vier Siegen die Qualifikation zum A-Turnier, und das Turnier hatte einen Favoriten weniger. Offensichtlich demotiviert gelang ihnen nun nichts mehr, und sie verloren im B-Turnier gleich im Viertelfinale gegen Christina, Jule und Florian vom Leipziger Land bzw. aus Bielefeld.
Das Sensationsteam um „Monsieur Boule“ verschwand anschließend allerdings eher ruhmlos in der Versenkung. Dass nun keine weiteren Siege mehr gelangen, war wohl Konzentrationsproblemen des erfahrenen Schießers zuzuschreiben – da konnte auch Atalie den Karren nicht wieder flottmachen.
Auch dem zweiten „Kinderteam“ gelang es, einen der Favoriten unschädlich zu machen: Die von Sabine, Theo Debitz und Philipp Glöß mit 8:5 geschlagenen Alexander Breck (Nabouleon Reichenbach), Heiko Trampler (Leipzig) und Tangi Andro (Dresden) weisen immerhin in Gestalt des Letzteren DM-Erfahrung auf und wurden nun humorlos ins D-Turnier verfrachtet. Sabine, Theo und Philipp hingegen gelang noch ein weiterer Sieg, und sie verabschiedeten sich nach dem Viertelfinalaus im B-Turnier.
Die ungewöhnlichen Hanglagen auf dem Chemnitzer Schloßberg sorgten also für viele Ups und Downs. Nicht erstaunlich ist es daher, dass hier auch immer wieder einmal sogenannte Underdog-Teams nach oben gespült werden. Von vielen nicht auf der Rechnung vorgesehen waren auch die Chemnitzer Michael Balazs, Jörg Weinhold und Detlef Schwede. Diese trainieren jedoch seit Jahr und Tag auf diesem anspruchsvollen Terrain und kennen dort jeden Grashalm und alle Steinchen. Gerade letztere Bekanntschaft sollte sich an diesem Tag noch als wertvoll erweisen, bremsten sie doch die Kugelabwärtsbewegung immer wieder mal im genau richtigen Moment…
Glück gehörte freilich auch zu ihrem Unternehmen. Nach einem zwischenzeitlichen Durchhänger sah man sich im Viertelfinale des A-Turniers gegen die eigene Vereinskonkurrenz Hubert Wege und René („Boulebär“) Braun, die sich durch den noch nicht in den Verein eingetretenen, aber immer wieder mal mitspielenden Tommi verstärkt hatten, schon im Abseits, konnte sich dann durch Hartnäckigkeit mit 13:12 gerade noch so aus dem Sumpf ziehen.
Es folgte ein sensationell verlaufendes Halbfinale gegen die Dresden-Hallenser Kombination Paul Förster, Ludwig Möke und Hannes Blechinger. Gegen die Vorjahresdritten war man in der Vorrunde schon klar mit 1:13 unter die Räder gekommen und hatte die spielerische Überlegenheit des Gegners neidvoll anerkennen müssen. Nun hatte man aber die Platzwahl gewonnen und sich ein viel Gefälle aufweisendes Terrain ausgesucht. Es ergab sich ein etwas spannenderer Kampf als zuvor, jedoch lag man auch jetzt mit 3:8 eindeutig hinten…
In der nächsten Aufnahme läuft es nicht besser: 10 liegt, und Hannes hat mit seiner letzten Kugel die Chance, mit einem Hochportéewurf die Sau so weit voranzutreiben, dass sie zu drei weiteren eigenen Kugeln vorpreschen kann. Pétanquekoriphäen aus Frankreich haben diese Aktion unzählige Male erfolgreich vorgemacht. Doch Hannes ist nicht Quintais, und das Fatale geschieht: Seine Kugel plumpst voll auf das Cochonnet und spritzt es gnadenlos ins Aus. Der Spielstand bleibt unverändert 3:8.
Nun entsteht plötzlich in irgendeiner hinteren Gehirnwindung von Detlef ein abenteuerlicher Gedanke: Könnte das nicht so etwas wie ein Wendepunkt gewesen sein? Wäre das nicht eine immens coole Story für unsere PV Ost-Webseite? Und das Unglaubliche geschieht tatsächlich, fragt lieber nicht wie: Die Chemnitzer kämpfen sich Punkt für Punkt heran und ziehen dann ohne mit der Wimper zu zucken am Gegner vorbei – 13:9, die Underdogs sind im Finale!
Finalgegner sind dann auch Chemnitzer, oder zumindest Chemnitz-Affine, denn Gerald(o) Adler hat ja seine ersten Bouleschritte auf Chemnitzer Gelände absolviert. Hinzu kommen das Urgestein Hartmut Lohß, seines Zeichens DPV-Vizepräsident, und Benjamin Müller, der auch schon unzählige Erfolge für seinen Verein errungen hat. Gespielt wird wieder auf dem gleichen Geläuf, der also den Underdogs zupasskommen sollte. Und es ergibt sich in der Tat ein ausgeglichenes Spiel: Über 2:0 für, nennen wir sie mal „Chemnitz 2“, dann 2:2, 2:4, 2:6, 4:6, 5:6, 6:6, 8:6, 9:6, 9:9 und 9:12 gelangen wir dann doch tatsächlich zu einem spannungsverheißenden Spielstand von 12:12. Die letzte, entscheidende Aufnahme kann beginnen!
Detlef legt wie gewohnt vor, leider etwas kurz. Hartmut kann diese Kugel übertreffen, wenn auch knapp. Nun legt der „Boulekranich“, der oft erst mit dem zweiten Versuch richtig „aufwacht“, besser – bis direkt an die Sau. Schüsse werden erforderlich, doch Benny versemmelt bei allmählich nachlassendem Licht beide! Hartmut legt wieder, zu kurz auch diesmal, aber immerhin etwas näher heran. Nur noch zwei gegen noch vier ausstehende Gegnerkugeln, auweia! Doch Gerald(o) bleibt gelassen, schiebt Hartmuts Kugel nach vorn, macht damit den Punkt. Nun schießt Micha, er trifft. Und Gerald(o) gelingt es anschließend, durch einen geschickten Legwurf, noch einmal den Punkt zu machen. Aber der Gegner hat noch drei Kugeln in der Hand, kann theoretisch dreimal für den Sieg schießen. Theoretisch…
In der Praxis sieht die Abfolge jedoch so aus: Micha schießt, aus Chemnitz 2-Sicht leider daneben. Nun entscheidet sich Jörg, der am heutigen Tag zwar häufig getroffen aber auch oft sensationelle Legwürfe hingezaubert hat, aus einer Bauchempfindung heraus fürs Legen. Fatal, denn beide Würfe verfehlen ihr Ziel knapp, und Hartmut/Benny/Gerald(o) bejubeln ihren Sieg!
A-Turnier:
Finale: Benjamin Müller / Hartmut Lohß / Gerald Adler (Chemnitz/Chemnitz/Dresden) – Michael Balazs / Jörg Weinhold / Detlef Schwede (Chemnitz): 13:12
Spiel um Platz 3: Anka Reichert / Christin Oestreich / Fethi Aouissi (Dresden) – Ludwig Möke / Hannes Blechinger / Paul Förster (Halle/Halle/Dresden): 13:10
Halbfinals: Benny / Hartmut / Gerald – Anka / Christin / Fethi: 13:9
Micha / Jörg / Detlef – Ludwig / Hannes /Paul: 13:9
Viertelfinals: Benny / Hartmut / Gerald – Laura Schneider / Heiko Plötz / Mathias „Tiddel“ Häusler (Dresden): 13:5
Micha / Jörg / Detlef – Hubert / René / Tommi (Chemnitz): 13:12
Anka / Christin / Fethi – Dieter Neubert / Mario Bach / Marcel Neumann (Chemnitz): 13:7
Ludwig / Hannes / Paul – Richard Wendt / Florian Krahmer / Patrick Lehmann (Dresden): 13:10
B-Turnier:
Finale: Jule Fahrenkrog-Petersen / Christina Rose / Florian Börger (Leipzig/Dresden/Bielefeld) – Tita Vecile / Dietmar / Uwe (Hof): 13:1
Spiel um Platz 3: Antje Müller / Stephan Weigel / Roman Krassa (Chemnitz/Chemnitz/Wunsiedel) – Stefan Lauche / Dan Stender / Tom Tschintscharadse (Dresden): 13:8
C-Turnier:
Finale: Rita Böttcher / Fabian Böttcher / David Möller (Chemnitz) – Torsten Becker / B. Wicht / Michell Albert (Erfurt) 13:5
D-Turnier:
Finale: Alexander Breck / Tangi Andro / Heiko Trampler (Reichenbach/Dresden/Leipzig) – Gert „Karo“ Schwarz / Roberto Weske / Peter Holst (Chemnitz/Chemnitz/Dresden) 13:7