Am letzten Wochenende gab es Pétanque (und Regen!) satt auf der Dresdner Bouleanlage an der Else-Sander-Straße. Zur Coppa musste diesmal auf die sonst übliche Berliner Beteiligung verzichtet werden, da die Hauptstädter mit der eigenen Landesmeisterschaft reichlich zu tun hatten. Somit kamen die Favoriten aus dem einheimischen Verband, etwa die Lokalmatadoren Tom Tschintscharadse und Fethi Aouissi oder der Ranglistenerste Jens Riedel, der sich diesmal mit dem Reudnitzer Shootingstar Jan Bilitewski verbündet hatte. Als Exot stach nur der Bochumer Reinhard Schatz heraus, der aber öfter in Dresden beruflich zu tun hat und an diesem Tag mit dem La Boule Rouge-Spieler Gerald Adler eine Einheit bildete.
Sieger wurden aber keine der oben Genannten, sondern Michael Kitsche und Ludwig Möke (Halle), die freilich ebenfalls zum Pool der Mitfavoriten gehörten. Ein Insiderbericht zu ihrem regendurchtränkten Finaltriumph gegen Tom und Fethi erscheint in Kürze an dieser Stelle.
Für Missfallen sorgte bei einigen eine kurzfristige Spielsystemänderung durch die Organisatoren. Ursprünglich war geplant, ein A, B und C-Turnier durchzuführen, was bei der Idealzahl von 24 Doublettes auch problemlos möglich gewesen wäre. Die Preise für die C-Turnier-Prämierten hingen schon bereit – konnten dann aber leider nicht abgeholt werden! Nach Beendigung der Vorrunde wurde nämlich plötzlich entschieden, ein A-Turnier der besten 16 sowie ein B-Turnier für die restlichen 8 durchzuführen. Zunächst erfolgte diese Veränderung ohne Angabe von Gründen, erst auf Nachfrage ließ die Jury dann verlauten, es solle hiermit das A-Turnier aufgewertet werden.
Ein „Geschmäckle“ aber bleibt. Es kursierten gar unbestätigte Gerüchte, die Entscheidung sei nur deswegen so getroffen worden, weil der eine oder andere (einheimische?) Turnierfavorit sich trotz 2:1-Siegen doch nicht unter den ersten acht befunden hätte. Andererseits tauchten Teams, die sich nach einem einzigen Sieg eigentlich schon mit der B-Runde angefreundet hatten, plötzlich im Achtelfinale-A auf. Eins von ihnen, die Chemnitzer Jörg Weinhold und Detlef Schwede, drang dann sogar bis ins Viertelfinale vor, nachdem sie Patricia Stehr/Heiko Plötz, denen sie in der Vorrunde noch unterlegen waren, bezwungen hatten. Ein anderes Underdog-Team, Annette und Manuela aus Dresden, hatte sich auf ein gemütliches B-Turnier gefreut, musste nun aber gegen Jens Riedel antreten und wurde humorlos mit 13:1 abserviert.
Am nächsten Tag fand dann noch die Landesmeisterschaft Triplette statt. Ursprünglich hatten 17 Teams gemeldet, sodass laut Spielordnung fünf Runden Schweizer System fällig gewesen wären. 3 Teams hatten aber kurzfristig abgesagt, sodass nur noch 14 am Start waren. Das war ein Glück, denn so konnte die Zahl der auszuspielenden Spielrunden auf 4 reduziert werden. Nichtsdestotrotz zog sich die Veranstaltung über geschlagene acht Stunden hin, was aufgrund der immer wieder eingeschobenen Regenintervalle die Prozedur zu einer Qual ausarten ließ.
Schuld an einer solchen zeitlichen Überdimensionierung haben dabei wohl im Wesentlichen die qualitativ weniger begüterten Kombinationen, die es einfach nicht schaffen, eine Aufnahme auch mal mit mehr als dem einen obligatorischen Punktgewinn zu beenden. Ein anderer Grund könnte eine optische Minderbemitteltheit einzelner Teilnehmer sein. Viele Kugeln, deren Ranking an sich klar erkennbar ist, muss auf Wunsch von Spielern oder Spielerinnen, die realitätsfern vielleicht insgeheim noch auf einen Punktgewinn oder die Reduzierung der Verlustpunkte hoffen, unbedingt nachgemessen werden. Dadurch geht viel Zeit verloren, und die Ausweitung einzelner Spiele auf über zwei Stunden ist mitunter nicht zu vermeiden. Als Folgeerscheinung kommt es zu Nervosität und leichter Reizbarkeit, ja gar zu Konflikten zwischen Spielenden und Wartenden. Es konnte an diesem Tag etwa beobachtet werden, dass aktiv Spielende auf Zuschauende, die die Wartezeit mit Gesprächen zu überbrücken versuchten, zueilten und um Ruhe baten, weil sie sich in der Konzentration gestört sahen, und es so zu agressiv ausgetragenen Wortgefechten kam – zum Glück konnten Tätlichkeiten vermieden werden.
Dass ein Pétanquematch auch etwas schneller abgewickelt werden kann, zeigte sich im Duell der bis dahin besten Teams nach Abschluss der ersten drei Runden. Hier trafen die Dresdner Stefan Lauche, Patrick Lehmann sowie der in diesem Jahr für Dresden spielende Jens Riedel, die aufgrund des 17. Platzes im Vorjahr für die DM bereits gesetzt waren, auf die Herausforderer Dan Stender, Tom Tschintscharadse und Fethi Aouissi, ebenfalls alle aus Dresden. Es war nach 1 Stunde 20 beendet und umfasste dennoch insgesamt 11 Aufnahmen. Aber es wurde zügig abgewickelt und zeichnete sich auch dadurch aus, dass Fehler des einen Teams folgerichtig mit entsprechend üppigen Punktverlusten bestraft wurden. So etwa beim Stande von 8:4 für Stefan, Patrick, Jens, als das Gegnerteam eine von Stefan ans Cochonnet gelegte Kugel einfach nicht wegbekam und die Ersteren vier weitere Punkte einfuhren.
Das ist noch nicht ganz der Sieg, denn nach Fehlschüssen von Jens und Patrick macht Fethis Kugel in der nächsten Aufnahme den Punkt. Anschließend gelingt es Jens erst im zweiten Versuch, Dans Erstlegekugel wegzubefördern. Und Dan macht es noch spannender, sein nächster Wurf landet wieder an der Sau! Patrick verschießt, aber nun wird Stefan zum Retter: Sein Legwurf dockt an der Dan-Kugel an und schiebt sie leicht nach vorn. Er macht den Punkt, seine Kugel liegt jetzt 5 cm links vom Ziel. Nun will Team Dan nicht schießen, aber die Legeversuche von Fethi geraten ein bis zwei Meter zu lang. Dann gelingt es Tom, noch einmal anzudocken, aber seine Kugel geht knapp links weg, Stefan hat immer noch den Punkt. Und noch einmal ein fast identischer Versuch von Tom mit ebenso unglücklichem Ausgang. Der Landesmeister steht fest!
Durch ihre Niederlage mussten Dan, Tom und Fethi die Chemnitz/Dresdner Kombination Antje Müller, Stephan Weigel und Dieter Büttner noch im Klassement an sich vorbeiziehen lassen und fielen auf Platz 4 zurück. Nicht so schlimm, denn die Drittplatzierten Michael Kitsche, Albert Wendt und Patricia Stehr wollten nur LM spielen, und somit fahren die oben Genannten auch mit zur DM ins niedersächsische Schüttorf!