Zum zweiten Mal schon in diesem Jahr war Chemnitz der Austragungsort einer Veranstaltung unseres Verbandes, diesmal allerdings unter veränderten Voraussetzungen. War den Akteuren beim Frühlingsturnier das Wetter noch weitgehend hold, so verzeichnete der 05. Mai 2019 einen überraschenden Rückfall hin zu winterlichen Temperaturen, die nicht nur den auf heimischen Balkonen optimistisch dem Sommer entgegenblickenden Pflanzen unerbittlich den Garaus machten, sondern auch dafür sorgten, dass die eigentlich schon beiseite gestellte Kälteschutzkleidung unserer Sportler wieder hervorgesucht werden musste.
Aber auch die geographischen Gegebenheiten waren diesmal andere, denn vom vertrauten Gelände auf dem Schloßberg hatte man sich in die Niederungen des Schulgeländes an der Promenadenstraße begeben, wo ein Sportplatz mit steinig granularer Oberfläche wartete. Diese Bodenbeschaffenheit hatte ihre Tücken und ließ aufgrund seiner Unberechenbarkeit manch erfahrenen Leger verzweifeln, denn es konnte einfach nicht zweifelsfrei ermittelt werden, welche Wurftechnik hier am erfolgversprechendsten war, beziehungsweise welches Donné gewählt werden musste.
Mit am besten gelang die schwierige Legarbeit noch dem Dresdner Dan Stender, dessen weiche Halbportéewürfe sehr oft das Ziel erreichten. An der Seite seines Vereinskameraden Andreas Endler verbuchte er fünf Siege in fünf Begegnungen und stand bereits vor der Abschlusspartie als Sieger fest.
Dieser Parcours war jedoch durchaus dornenreich, so konnten etwa in Runde 3 die Vereinskameraden Raimund Ottow und Gerald Adler gerade soeben noch mit 13:12 besiegt werden. Die für den abschließenden Triumph entscheidende Partie fand dann in Runde vier statt: Gegner waren nun die erfahrenen Hallenser Michael Kitsche und Hannes Blechinger, die bis dahin ebenfalls ungeschlagen waren. Dieses Team, bei dem Micha diesmal überaus erfolgreich die Legaufgabe übernahm, hatte in einer der vorangehenden Runden bereits die stark eingeschätzten Jenaer Peter Adrian und Lali Lali in die Schranken gewiesen und dominierte bis zum Stand von 10:5 auch diese Partie eindeutig.
Bis dann mit einem Mal die Wende eintritt: Dan und Andreas machen vier Punkte auf einen Schlag und gleichen anschließend zum 10:10 aus, da Hannes zwei Fehlschüsse unterlaufen und auch Michas Legkugeln plötzlich ihr Ziel nicht mehr erreichen.
In der folgenden Aufnahme wendet sich dann jedoch wieder das Blatt, denn nachdem zunächst Andreas zweimal verschießt, kann zwar Dan entsorgen, aber Micha liefert eine weitere überragende Legkugel, die aufgrund Kugelknappheit nicht mehr angegriffen werden kann. Immerhin gelingt es dem Dresdner Team aber, so effektiv zu verteidigen, dass nur ein Verlustpunkt für sie resultiert. Es steht 10:11 gegen sie.
Anschließend verzeichnet Hannes zwei Fehlschüsse auf eine von Dan hingelegte Kugel. Micha steigt in den Ring und legt nun zwar besser, aber Andreas entsorgt diese Kugel humorlos. Dan gelingt es, noch einen zweiten Punkt zu machen, aber obwohl sowohl Dan als auch Andreas noch je eine Kugel auf der Hand haben, bleibt es bei diesem Stand: 12:11 für Dresden.
Die entscheidende Aufnahme kommt, und in ihr punktet Andreas bei seinem zweiten Schuss mit einem Carreau „presque sur place“, d.h. seine Schusskugel landet nur knapp hinter der getroffenen Kugel. Es liegen zwei Punkte für Dresden auf dem Boden, aber nachdem Micha verlegt hat, gelingt es Hannes immerhin, mit seinem ersten Legwurf wenigstens einen davon wegzustehlen. Er entscheidet sich dazu weiterzulegen, jedoch ohne Erfolg. Team Halle ist leer, Dans Kugeln werden nicht mehr benötigt, denn auch so steht der Sieg für Dresden fest!
Von diesem Unglück erholen sich Micha und Hannes nicht mehr und rutschen nach einer weiteren Niederlage noch bis auf Platz 6 ab.
Platz 2 belegen am Ende die eigentlichen Favoriten der Veranstaltung, die aufgrund ihres überragenden Parcours bei der Vorjahrs-DM im niedersächsischen Schüttorf, wo sie erst im Viertelfinale gestoppt werden konnten, automatisch für die diesjährige DM in Berlin-Tegel gesetzt sind: der Wahl-Dresdner Jens Riedel und sein Vereinskamerad Stefan Lauche.
Dieses Topteam muss jedoch bereits in Runde 2 eine unerwartete Niederlage einstecken, und zwar gegen die Chemnitzer Stephan Weigel und Dieter Büttner. Dabei kommen die DM-Helden nach einem zunächst klaren 5:11-Rückstand binnen zwei Aufnahmen jedoch zunächst wieder ins Spiel und gleichen zum 11:11 aus. Nun scheint der Weg zum Sieg für sie geebnet, zumal Jens in der nächsten Aufnahme ein Carreau sur place gelingt und sein Team mit 12:11 in Führung geht…
In der nächsten Aufnahme, die auch die letzte sein wird, treffen Dieters Schusskugeln in zwei von drei Versuchen, während Team Dresden einige Kugeln verlegt. Das reicht am Ende für zwei Punkte, und Team Chemnitz hat mit 13:12 gewonnen! Da in einer späteren Runde jedoch noch ein Spiel verloren wird, reicht es am Ende für sie nur für Platz 3, da man aufgrund einer um drei Punkte geringeren Feinbuchholzzahl in der Endplatzierung Jens und Stefan doch noch den Vortritt lassen muss.
Die Vize-Landesmeister Jens und Stefan nahmen den Fototermin leider nicht wahr.