Via Regia Cup, Reichenbach
Zum neunten Mal stand der Via Regia Cup in Reichenbach auf dem PVT-Fahrplan. Aber wie dorthin gelangen, wenn man aber keine ausgeprägten Geographie-Kenntnisse verfügt? Nach unbestätigten Gerüchten soll einige Erfurter Boulespieler ihre Reise zum Turnier ja mal ins Vogtland geführt haben. Dort gibt es zwar ein Reichenbach, das sogar über die stattliche Zahl von 20000 Einwohnern verfügt. Nur hat in diesem Ort leider noch nie ein Bouleturnier stattgefunden…
- 1. Platz Lauche / Lehmann (La Boule Rouge Dresden)
- 2. Platz Dähne / Riedel (Halle / Leipzig)
- 3. Platz Kastner / Pagel (Bamboule Halle)
- 4. Platz Wienrich / Schmitz (Halle / Hamburg)
- Ergebnisse Via Regia Cup 2011
Also flugs das Navigerät herausgeholt, die Allzweckwaffe der Geographie-Muffel. Reichenbach eingeben, das richtige natürlich, und schon losfahren. Denkt man sich so… Aber der Schreck ist groß, denn auf der Anzeigentafel erscheinen gefühlte zehntausend Reichenbachs. Zum Glück hat unser Boulespieler schon einmal vage davon gehört, dass der gesuchte Ort sich irgendwo an der polnischen Grenze befinden muss, in einer Region namens Oberlausitz, den man vom Fußball her zu kennen glaubt. Spielt dort nicht der Ex-Bundesligist Energie Cottbus?
Von neuer Hoffnung beseelt klickt sich unser Boulefreund alphabetisch durch die verschiedenen Reichenbachs und gelangt endlich zum Buchstaben O. Dort steht aber nur: Reichenbach / Oberstdorf! Das liegt in Bayern… Der Boulespieler muss unwillkürlich schlucken, will schon aufgeben und seine Kugeln lieber auf dem heimischen Trainingsplatz werfen. Oder vielleicht Görlitz eingeben? Diese etwas größere Stadt liegt immerhin ganz in der Nähe, und wie unser Freund gehört hat, spielen einige Görlitzer für das Ligateam von Nabouleon Reichenbach.
Oder vielleicht doch erstmal die Liste bis ganz zu Ende durchklicken? In der Tat, das scheint die richtige Eingebung gewesen zu sein, denn irgendwann erscheint ein Ort namens “Reichenbach / O.L.“. Das kann nur die Oberlausitz sein! Und es gibt dort sogar eine Mittelstraße, wo laut Einladung das Turnier stattfinden soll! Die Reise kann endlich losgehen, und nach etwas mehr als zwei Stunden Fahrtzeit steht unser Boulespieler endlich glücklich auf dem Platz inmitten einer kugelwerfenden Schar von Gleichgesinnten.
Die Reise hat sich gelohnt, allein schon deshalb, weil der Wettergott sich diesmal zu den Boulefans gesellt hat. Da kommt dann sogar eine erkleckliche Zahl von 22 Doublettes zusammen. Es gibt also, anders als im letzten Jahr, diesmal sogar Ranglistenpunkte!
Im Startfeld ist Reichenbach/Görlitz natürlich mit insgesamt 18 Teilnehmern und Teilnehmerinnen klar im Vorteil. Hinzu kommen vier Hobbyspieler aus der gleichen Region, aus Bautzen. Aus dem nicht gar so weit entfernten Dresden sind immerhin 11 Pétanque-Sportler angereist. Halle ist mit sechs Boulisten auch noch ganz ordentlich vertreten. Einige Versprengte oder Exoten runden das Bild ab: Zwei von ihnen kommen aus Bibra (Kahla), jeweils einer aus Chemnitz sowie der einst schillernden Boule-Hochburg Leipzig. Und nicht zu vergessen: der Berliner Matthias Schmitz, der jetzt für den Hamburger BC spielt, der einzige DPV-Spitzenspieler im Teilnehmerfeld!
Den Takt geben jedoch andere vor. Die Titelverteidiger Veikko Dähne und Jens Riedel (Halle/Leipzig) stürmen ungeschlagen durch die Vorrunde und sind auch in Viertel- und Halbfinale nicht wirklich gefordert. Erst im Finale versagt Jens’ Schussmaschinerie und die Dresdner Patrick Lehmann und Stefan Lauche sind die glücklichen Sieger!
Als Hauptpreise gibt es lukullische Spezialitäten aus der Region. Vielleicht hilft es ja, um den Bekanntheitsgrad von Reichenbach noch etwas zu erweitern. Nicht jeder weiß schließlich auf Anhieb, dass just hier Napoleon sich mit seiner Armee 1813 den Russen geschlagen geben musste. Das heutige Reichenbach mag zwar nicht mehr als 4000 Einwohner haben, verfügt aber seit neun Jahren um eine einmalige Attraktion: den Via Regia Cup!