“Boule fatale“ oder “Eine unglaublich spannende Entscheidung“

15. Leipziger Pastisturnier
von Detlef Schwede
Bericht zum Download

34 Doublettes mit Spielern aus Leipzig (18), Halle (16), Dresden (16), Kahla (7), Jena (5), Chemnitz (2), Erfurt (2), Weimar und Reichenbach (je 1) sind eine gute Ausbeute, jedoch bleibt festzuhalten, dass diese Masse wohl eher aus Spaß am Boulesport generell den Weg nach Leipzig gefunden hat als aus Vorfreude auf den zu erwartenden Spielmodus. “Schweizer System“, dieser Pétanque-Fachbegriff ist innerhalb unseres Verbandes zum roten Tuch geworden – die Gründe für diese Ächtung wurden bereits mehrfach genannt (vgl. u.a. Bericht zur Jenaer Stadtmeisterschaft, 2.7.11). Die Pastis-Organisatoren traf der Unmut der PVT-Pétanque-Freunde einigermaßen unvorbereitet, kein Wunder, sie waren in Jena auch größtenteils nicht dabei gewesen. Als wesentliches Argument für ihr Beharren an dem allgemein als überholt angesehenen System wurde die Tradition genannt, und in der Tat, die Älteren unter den Boulefreunden werden sich noch erinnern, bereits die erste Ausgabe des Pastisturniers, am 12. Juli 1997, wurde in fünf Schweizer Runden gespielt…

Dennoch ergab sich ein überaus spannender Turnierverlauf, und auch für die Top-Platzierungen im Endklassement irrelevante Begegnungen waren heiß umkämpft. Erstaunlich dabei der Parcours der Mit-Turnierfavoriten Abdel Chelfi und Christian Puttkammer aus Halle: Waren sie in der zweiten Runde noch an der eigenen Unzulänglichkeit, sich bietende Matchpoints gegen die “Verlegenheits-Kombination“ Anne-Katrin Müller/Andreas Weiß (Leipzig/Chemnitz) zu nutzen, gescheitert und mit 10:11 nach Ablauf des Zeitlimits geradezu sensationell unterlegen, so gaben sie der Aussichtslosigkeit zum Trotz, noch auf ganz vordere Plätze vorzustoßen, weiter Gas, gewannen die nächsten Spiele in fulminanter Weise zweimal zu null und einmal zu sieben und belegten am Ende immerhin noch einen ehrenvollen vierten Platz.

Die Leipziger Kalies/Kalies, als weitere Mitfavoriten, unterlagen erst in der vorletzten Runde gegen die Titelverteidiger aus Leipzig und Jena. Ihre das ganze Jahr über anhaltende gute Form katapultierte sie auf Rang drei der Gesamtplatzierung.

Das sogenannte “Finale“ der bis dahin ungeschlagenen Teams bestritten am Ende die oben genannten Jens Riedel und Christian Schache gegen die in dieser Zusammenstellung ungeübten Albert Wendt und Peter Adrian. Letztere gingen rasch mit 4:1 in Führung, mussten anschließend allerdings ein Fünfer-Pack kassieren. Ab hier dominierten Jens und “Schack“ die Partie und zogen bis auf 10:5 davon. Zwei Fehlschüsse von Jens in der nächsten Aufnahme konnten Albert und Peter dann lediglich für einen eigenen Punkt nutzen. Dann aber der Durchbruch: Einem gelungenen Schuss von Jens folgt nach anschließend gut gelegter Kugel von Peter wiederum ein Fehlschuss, dann sorgen ein Carreau-sur-place und eine weitere Legkugel jeweils von Peter für eine Ausbeute von vier Punkten: es steht 10:10! Spannend geht es weiter: Schack kann eine von Albert “unscheinbar“ gelegte Kugel erst im dritten Versuch übertreffen, zieht aber nun die Sau für einen zweiten Punkt. Nun zeigen Albert und Peter Schwächen: Peter verschießt, Legwürfe von Albert und Peter verpuffen nutzlos. Immerhin kann Peter seine letzte Kugel auf zwei legen, aber Jens hat noch drei Kugeln!

Nun kommen die Momente, auf die Jens in seinem Boule-Leben sicher gerne verzichten würde: Mit einem Schuss, mit dem er Platz schaffen und die Entscheidung erzielen möchte, zieht er die Sau lang nach hinten und verbucht zwei Punkte für den Gegner! Immerhin, er hat noch zwei Kugeln, er könnte alles noch reparieren, aber der Weg ist weit, außerdem geht es bergab, und so passiert unvermeidbar das Fatale: Beide Kugeln von Jens landen im Aus, es steht 12:10 für Jena/Dresden!

Diese Butter wollen sich die beiden nicht mehr vom Brot nehmen lassen! Und es läuft günstig: erst im dritten Versuch übertrifft Schack eine nicht sonderlich zwingend gelegte Kugel von Albert, landet aber immer noch 60 cm von der Sau entfernt. Nach einem verunglückten Schuss von Peter legt Albert auf eine Saudistanz von 50 cm und macht erneut den dreizehnten Punkt. Den gelungenen Schuss von Jens kontert er mit einem ähnlichen Legwurf, 50 cm kurz, halblinks vor die Sau. Jens lässt sich nicht beunruhigen, trifft wieder. Nun muss Peter in den Ring, aber er legt zu kurz…

In den Patronentaschen der beiden Parteien befinden sich nun nur noch jeweils eine Kugel. Peter oder Jens, wer wird das Duell gewinnen? Die Ausgangsposition für Peter ist ungünstiger, denn Jens könnte mit einem letzten Schuss alle Zweifel beseitigen. Aber Peter macht die Aufgabe für Jens noch komplizierter als erwartet: mit seinem letzten Legwurf schiebt er eine eigene Kugel nach vorn, und es liegen auf einmal zwei Punkte für sein Team! Jens muss nun zwingend legen, aber eine gegnerische Kugel blockiert den Laufweg lange vor der Sau und beendet das in seiner Endphase kaum an Spannung zu übertreffende Match.

Abschließend noch zu erwähnen: der Vormarsch der Jugend! Einige der Teilnehmer am Jugendboulecup waren mit am Start, konnten sich aber noch keine Rosinen aus dem Pastis-Kuchen herauspicken. Erfolgreicher waren diejenigen, die mit Erwachsenen im Team spielten: Laura Schneider aus Dresden erreichte an der Seite der erfahrenen Sabine Friedel zwei Siegpunkte und wird nun unseren Verband zusammen mit Patrick Lehmann bei der DM Mixté in Stuttgart vertreten. Noch erfolgreicher jedoch: die Vater-Sohn-Kombinationen! Beide Teams, sowohl Kalies/Kalies als auch Hellriegel/Hellriegel, platzierten sich im ersten Drittel eines gut die derzeitige Spielstärke unseres Verbandes repräsentierenden Turniers.

Das Endklassement mit allen Teams, die mindestens drei Siege erzielen konnten:

1.Albert Wendt / Peter Adrian (Dresden/Jena) 5 – 14
2.Jens Riedel / Christian “The Schack“ Schache (Leipzig/Jena) 4 – 16
3.Johann Kalies / Heiko Kalies (Leipzig) 4 – 14 – 73
4.Abdel Chelfi / Christian Puttkammer (Halle) 4 – 14 – 71
5.Wilfried Brückner / Michael Werner (Kahla) 4 – 12
6.Oliver Baer / Jörg Kriebel (Dresden) 4 – 10
7.Sandra Hoffmann / Mike Hoffmann (Kahla) 3 – 16
8.Anne-Katrin Müller / Andreas Weiß (Leipzig/Chemnitz) 3 – 15 – 67
9.Andrey Kriwoscheew / Martin Haupt (Jena) 3 – 15 – 60
10.Michael “DXN“ Lorenz / Alex “Rippchen“ Conrad (Halle) 3 – 14 – 72
11.Richard Wendt / Florian Krahmer (Dresden) 3 – 14 – 60
12.Philip Hellriegel / Frank Hellriegel (Leipzig) 3 – 13
13.Hanns-Werner Leithold / Andreas Endler (Dresden) 3 – 12
14.Anka Reichert / Lars Grajek (Dresden/Reichenbach) 3 – 10
15.Regina Stehr / Diana Scheffler (Leipzig) 3 – 9 – 68
16.Gerald “Geraldo“ Adler / Detlef Schwede (Dresden/Chemnitz) 3 – 9 – 67

One Reply to ““Boule fatale“ oder “Eine unglaublich spannende Entscheidung“”

  1. Super Bericht Detlef!Wie eg immer 😉

    Glückwunsch den Siegern!

    Gruß
    Micha